Mystischer Bannwald: Wanderung zu den Zweribach-Wasserfällen Freizeit | 25.07.2020 | Stella Schewe

Wald mit Moos

Moosbedeckte Felsen, Farne, querliegende Baumstämme – in den Bannwäldern des Schwarzwalds darf der Wald noch Wald sein. So auch rund um die Wasserfälle des Zweribachs oberhalb von St. Märgen. Die Tour dahin ist so spannend wie abwechslungsreich.

Startpunkt der Wanderung ist das überlebensgroße, bronzene Ross vor der ehemaligen Klosterkirche St. Märgen. Von hier aus geht es ein Stück die Straße entlang und beim Hotel Hirschen links ab, hoch übers sogenannte Langfeld bis zur Rankmühle, einem alten, mit Blumen geschmückten Schwarzwaldhof. Orientierung gibt die gelbe Raute, der Zweribach-Wasserfall ist von Anfang an ausgeschildert. Nach einer Weile geht die Straße in einen breiten Waldweg über, beim Hirschwinkel auf 923 Meter Höhe heißt es: links abbiegen auf den Hauptweg. Ganz allmählich wird die Landschaft ursprünglicher und wilder. Links am Hang ragen Felsen in die Höhe, rechts, vom Birkfelsen aus, reicht der Blick weit ins Simonswäldertal.

Beim Wegweiser „Bannwald Zweribach“ führt ein schmaler Pfad nach unten. „Der Wald soll sich ungestört zum Urwald von morgen entwickeln“, ist auf einem Schild zu lesen. Seit 1952 wurde er hier sich selbst überlassen und dient als „wissenschaftliche Beobachtungsfläche für Urwaldforschung“. Jetzt heißt es: auf den Wegen bleiben und weder Pflanzen noch Früchte pflücken. Auch festes Schuhwerk wird empfohlen – warum, zeigt sich schnell: Der Pfad ist steil, ab und an liegen Baumstämme auf dem Weg. Wieder lockt ein Felsen, dieses Mal der Hohwartsfelsen, mit fantastischer Aussicht.

Zweribachs Wasserfälle

Sind auf der Wanderung schon von weitem zu hören: die rauschenden Zweribach-Wassserfälle.

Die Baumkronen wiegen sich im Wind und knarzen, kurz darauf kündigt ein Rauschen die Hirschbachfälle an, quasi die kleinen Brüder der Zweribachfälle, über die eine Holzbrücke führt. Das Ziel der Tour ist schon ganz nah, als rechterhand plötzlich eine sanft geneigte Wiese mit einer riesigen blühenden Linde auftaucht. Freie Sicht auf das Wildgutach und das obere Simonswäldertal, zwitschernde Vögel und duftendes Gras locken – der perfekte Ort für eine Pause!

Am Fuß der Wiese stand bis zu einem Brand 1984 der „Brunehof“. Heute laden eine kleine Kapelle, Holztische, Bänke und eine Schutzhütte zur Rast ein – ein idyllisches Fleckchen, um das sich Ulrike und Thomas Schuler vom Haldenschwarzhof in Wildgutach kümmern. „Wir mähen die Wiesen oder machen das verstopfte Brunnenrohr wieder frei“, erzählt Ulrike Schuler, die mit ihrem Mann regelmäßig hier vorbeischaut.

Danach geht es auf einem schmalen Pfad weiter abwärts, immer wieder ist Kraxeln angesagt. Mal bietet ein Metallseil im Felsen am Wegrand Halt, mal überbrückt eine Metallstiege das steilste Stück. Dann wird das Rauschen immer lauter und plötzlich sind die Felsen zu sehen, über die das Wasser des Zweribachs mit voller Wucht in die Tiefe stürzt – ein prächtiges Naturschauspiel.

Plattewiibli

Oberhalb der Wälder rund um die Wasserfälle (o.) lebte einst Josefa Schuler, bekannt als „Plattewiebli“.

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man folgt dem Rundwanderweg und erklimmt in Serpentinen den steilen Waldhang bis oben zum Finstergrundweg, der wieder zurück nach St. Märgen führt. Oder man überquert beim Wasserfall den Zweribach, folgt ein Stück bergauf dem Zweitälersteig und kommt am Hogenhof zum Plattensee. Dort geht es nach links, parallel zur Mauer, die hier den Zweribach staut, über den Stichweg Hochwald ebenfalls zum Finstergrundweg. Die zweite Alternative ist etwas länger, aber der Blick über die Platte, eine Hochebene mit Wiesen und Windrädern, lohnt sich.

Trauriges Schicksal des Plattewiebli

Hier lebte einst das Plattewiebli, – eine kleine barfüßige Frau mit runzeligem Gesicht, Pfeife im Mund, einem Männerhut auf dem Kopf und drei Röcken übereinander, die Wanderer um Geld oder Tabak bat. Ihr Schicksal ist ein trauriges: Geboren 1854 auf einem Hof in St. Peter, verlor Josefa Schuler im Alter von 35 Jahren ihre nur fünfjährige Tochter an Diphterie. Danach wurde sie aus Kummer wunderlich und schrullig. Über Wasser hielt sie sich mit dem Verkauf von selbst gebundenen Reisigbesen – was ihr prompt den Ruf als „Kandelhexe“ einbrachte – oder, wenn das nicht so gut lief, mit kleinen Diebstählen, etwa von Eiern oder dem Vesper der Waldarbeiter. Sie starb 1936, ihre geliebte Pfeife wurde ihr mit ins Grab auf dem Friedhof von St. Peter gegeben.

Vom Plattensee geht es zum „Stockbühl“, wo sich die beiden Routen wieder treffen, und durch den Wald zur Hirschmatte, einer Lichtung mit Brunnen und zwei Hütten. Hier kommt man wieder auf den Hauptweg, der schließlich beim Roten Kreuz aus dem Wald heraus auf den Panoramaweg zwischen St. Märgen und St. Peter führt. Hält man sich links, geht es vorbei an der Kapfenkapelle zurück zum Startpunkt der Tour. Dieses letzte Stück ist leicht zu laufen und bietet noch einmal viele schöne Ausblicke, erst auf St. Peter und schließlich auf die beiden Türme der Kirche von St. Märgen, die man dann bald wieder erreicht.

Info
Dauer: ca. 4 Stunden
Länge: 12,2, km (+ 2 km zum Plattensee)
Auf- und Abstieg: je 524 Höhenmeter

 

Einkehrtipp

Café Goldene Krone

Café Goldene Krone

Einst Klosterherberge, später Grand Hotel, dann vom Abriss bedroht – die „Goldene Krone“ in St. Märgen hat eine bewegte Geschichte. Gerettet wurde sie durch engagierte Dorfbewohner, die die Restaurierung anpackten und das historische Gebäude in das beliebte Landfrauen-Café verwandelten. Ob Nudelsuppe, Hefezopf oder Schwarzwälder Kirschtorte – nach einer Wanderung bleiben hier keine Wünsche offen.

Info
Wagensteigstraße 10
79274 St. Märgen
Tel.: 07669/9 39 99 88
www.cafe-goldene-krone.de
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 12 bis 18 Uhr
Montag und Dienstag Ruhetag

Fotos: © ste,  Heimatgeschichtlicher Arbeitskreis St. Peter