Zweisprachige Katzen: Aurélie Guetz macht deutsch-französische Comics Lernen & Fördern | 29.01.2020 | Till Neumann

Zweisprachige Katzen Buchcover

Sprechende Katzen, die über Münstermarkt, Tofuwurst und Bächle plaudern. Auf Deutsch und Französisch. Das gibt’s im Comic „Kazh devient bilingue – Kazh wird zweisprachig“. Entworfen, gezeichnet und getextet hat ihn die Freiburger Lehrerin Aurélie Guetz. Die Deutsch-Französin findet sich selbst in den Geschichten wieder.

„Ich wohne in Freiburg, c’est le paradis ici“, jubelt Kazh (bretonisch für Katze) und turnt über die blaue Brücke. Der Sprachmix zieht sich durchs gesamte Buch. Kein Zufall, schließlich wandelt auch die 36-jährige Autorin zwischen zwei Welten. Die gebürtige Französin hat mittlerweile zwei Pässe und spricht fließend Deutsch. In Bötzingen arbeitet sie als Französischlehrerin. In ihrer freien Zeit macht sie Comics.

„Kazh wird zweisprachig“ ist der zweite Band ihrer Comicserie. Der erste ist im März 2018 erschienen. Der zweite im Oktober. Die Bücher haben einen pädagogischen Ansatz, erklärt Guetz: „Ich will Schüler ermutigen, die andere Sprache zu lernen“, erzählt sie in einem Freiburger Café. Denn sie habe selbst erfahren: Es braucht Mut, eine Fremdsprache zu sprechen. Wichtig ist ihr, alltagsnah zu schreiben. So fallen in ihrem Buch Wörter wie sturmfrei, Katzensprung oder Schoki. Spielerisch werden die Begriffe erklärt – im dauernden Wechsel zwischen Deutsch und Französisch.

Zweisprachige Katzen Buchvorstellung

Zweisprachig unterwegs: Buchautorin Aurélie Guetz

Das Schwierigste für die Autorin? „Dass ich meine Texte nach 18 Jahren in Deutschland immer noch gegenlesen lassen muss“, sagt Guetz mit französischem Akzent und lacht. Glücklicherweise ist die Hilfe nicht weit. Ihr Lebensgefährte Romin arbeitet als Lektor, korrigiert ihre Arbeit und begleitet sie bei Lesungen und Co. Die Gelegenheit, einen Comic zu machen, bekam Guetz 2017 durch Zufall. Schon früher zeichnete sie Katzenbilder. Im Fremdsprachenunterricht stellte sie als Lehrerin fest, dass gut gemachte zweisprachige Bücher für Grundschüler Mangelware sind.

Als ihr ein Vertreter des Verlags Bernest Anfang 2017 Lehrbücher anbot, lehnte sie dankend ab und berichtete von eigenen Ideen. Die stießen auf Interesse. Sie machte sich in den Sommerferien direkt an die Arbeit. Neun Monate brauchte sie für das erste Werk. Rund 1500 Exemplare hat sie davon verkauft, berichtet Guetz. Auf Messen, in Schulen, an Familien. In Frankreich mehr als in Deutschland, da dort die Comic-Kultur größer ist.

Nicht nur Bobbele dürften in dem Comic Orte und Namen entdecken. Der neue Europaplatz ist im Band verewigt genau wie die Freiburger Bands Zweierpasch und El Flecha Negra. Dass die beiden international ausgerichteten Formationen im Buch zu finden sind, ist kein Zufall: Mit Liedern der Gruppen arbeitet Guetz im Unterricht. Und sagt: Das klappt super. Von rein didaktischen Songs hält sie weniger. Auch das Streetware-Label Freiburgs Finest ist im Band verewigt.

Das Buch liest sich leicht, die Sprache ist verständlich und witzig, die Zeichnungen sind simpel und liebevoll gestaltet. Auch Leser, die kein Deutsch oder Französisch können, dürften das meiste verstehen. Oder angeregt werden, tiefer in die Sprache einzutauchen. Das macht auch Guetz mit jedem ihrer Bücher. Dennoch muss sie sich einschränken. „Nicht alle Ideen passen in ein Buch“, erzählt sie. Doch bald gibt’s Platz für mehr: 2020 soll ihr dritter Band erscheinen.

 

Fotos: © tln