Lebenstraum Weingut: Neuauflage Blankenhorn Hochprozentiges | 28.12.2023 | Rudi Raschke

Weingut Blankenhorn Außengebäude Mitten im Ortskern gelegen, erstrahlt das Weingut nach der aufwendigen Renovierung in neuem Glanz.

Ein 400 Jahre altes Gebäude, zwei neue Namen: Das Weingut Blankenhorn in Schliengen wird seit knapp zehn Jahren von Yvonne und Martin Männer neu erfunden.

Ziemlich genau zehn Jahre ist es her, dass sich Martin und Yvonne Männer für ihr neues Leben als Winzer im südlichen Markgräflerland entschieden haben. Das ist deshalb beachtlich, weil Martin Männer eigentlich Jurist ist und am Kaiserstuhl im familiären Industriebetrieb tätig war. Und auch insofern außergewöhnlich, als Yvonne Männer eigentlich als Önologin an der rheinland-pfälzischen Ahr tätig war.

Ein Seiteneinsteiger und eine Ortsfremde, das war die herausfordernde Konstellation, als sich das Ehepaar 2013 entschloss, in Schliengen das Weingut Blankenhorn zu ­übernehmen, 27 Kilometer nördlich von Basel. Roy Blankenhorn, damals Chefin des Guts in fünfter Generation, fand unter ­ihren Töchtern keine Nachfolge und gab es an die Männers weiter. Im Jahr 2014 ging der Verkauf über die Bühne.

„Man kann sagen, dass wir einen Zug während der Fahrt übernommen haben“, sagt Martin Männer lachend. Die landläufige Vorstellung, dass die Übernahme eines funktionierenden Weinguts möglicherweise weit ­einfacher sei als ein Neuaufbau von Reben und Vertrieb, teilen Männer und seine Frau nicht. Auch habe er von Beginn an ­geahnt, dass es mit dem Klischeebild von Strohhut, Zigarre und Land ­Rover eher nichts werden würde.

In gut fünf Jahren Bauzeit haben die beiden die fast 400 Jahre alten Gebäude in der Ortsmitte prächtig erneuert. Was einst als Post- und Relaisstation diente und seit 1847 ein Weingut ist, stellt heute eine beachtliche Marke im Zentrum dar – in einem netten Ort, der aber keineswegs überall so proper ausschaut wie auf dem Blankenhorn’­schen Gut.

Junge Frau die einen Blankenhorner-Wein aus dem Regal nimmt

„Wir haben bewusst nicht auf der grünen Wiese gebaut“, sagt Yvonne Männer über ihre gemeinsamen Überlegungen damals. Dennoch mussten sie quasi ein Weingut neu aufbauen, was nicht nur die Gebäude, sondern auch die Substanz des Sortiments, den Vertrieb und die Verwaltung angeht.

Dabei haben sie vieles probiert und verworfen, umgestellt und experimentiert. Als Erstes eine lange Liste an Weinen reduziert auf einige wenige. Manches Halbtrockene, aber auch untypische Rebsorten und Flaschen­formate ausgemistet, statt dessen klar auf roten Pinot Noir und die weißen Gutedel, Chardonnay sowie Weiß- und Grauburgunder gesetzt. Im Lauf der Zeit kamen Sorten wie Syrah, Cabernet Sauvignon und Merlot hinzu.

Yvonne Männer sagt, dass die Reduktion des Sortiments dazu führte, dass unterschiedliche Qualitäten innerhalb einer Rebsorte je nach Lage und Jahrgang besser ausbalanciert werden können. Damit und mit der Konzentration auf weniger Sorten habe man geschafft, „dass wir uns nicht selbst im Weg stehen“.

Zugleich begann mit den Anfängen 2014 eine von vielen Lerneffekten begleitete Neubesinnung des Weinguts Blankenhorn. Da war zum einen der Aufbau eines Kundenstamms, der bei einer Übernahme wie dieser ein fast komplett neuer war. Die Erkenntnis, dass der Vertrieb ein „people’s ­business“, ein Geschäft sehr persönlicher Beziehungen ist, wie Martin Männer sagt. Da war auch das neue Erscheinungsbild, das nun der „Baselstab“ ziert – die Gemeinde Schliengen gehörte bis 1802 zum Bistum Basel, erklärt Männer.

Da war aber vor allem auch die Besinnung auf Weine, die lagerfähig sind und auf wenig Zusatzstoffe setzen, sich langsam klären und länger auf der Hefe liegen. Kein schnell-schnell, „wir wollen die Weine nicht quälen“, sagt Yvonne Männer.

Martin und Yvonne Männer vor dem Blankenhorn Weingut

Seit 2014 bewirtschaften Martin und Yvonne Männer das Weingut Blankenhorn.

So etwas schließt bei den Trinkgewohnheiten der südbadischen Kundschaft Massenware eher aus. Die ­ersten WG-Gutedel dieses Herbstes werden schließlich in wenigen Wochen schon in den Supermärkten erwartet. ­Yvonne Männer sagt, dass sie dagegen bei Weiß­weinen wie dem Grauburgunder durchaus drei Jahre warten möchten, bei Rotweinen auch länger.

Auf 20 Hektar ihrer Fläche bewirtschaftet das Ehepaar Männer Reben, rund 120.000 Flaschen werden jährlich abgefüllt. Die teuersten Erzeugnisse wie ein Syrah oder ein Cabernet Merlot gehen für knapp 40 Euro über die Ladentheke oder den Onlineshop.

Das wäre mit „fancy Weinen“ nicht möglich, sagt Yvonne Männer, „wir wollen Qualität bieten und denken ganzheitlich.“ Dafür lagern neben Weinen in Holzfässern auch welche in modernen Betontanks, wie sie beispielsweise im Bordeaux für die langsame Gärung eingesetzt werden. Das Weingut Blankenhorn gehört weiterhin dem VDP, dem Verband Deutscher Prädikatsweingüter, an. Die Weine sind nach dessen Klassifizierungs­schema in einer Pyramide aus Guts- Orts- oder Lagenweinen nach oben qualifiziert. Was faktisch bedeute, dass es sich ausschließlich um Orts- und Lagenweine handle, sagt Martin Männer. Die Trauben stammen alle aus der Gemarkung Istein.

Ist die Familie Männer inzwischen, zwei Jahre nach Einweihung des restaurierten Guts, angekommen? Das könne noch etwas dauern, sagen beide, so schnell gehe es nicht, ein Weingut neu zu erfinden. In der nicht wachsenden Weinbranche ginge es ohnehin darum, für das eigene Weingut eine gute Größe zu finden, mit der man seine Passion wahren könne, sagt ­Martin Männer zur Zukunft des gemeinsamen Traums. „Sonst wird es unromantisch.“

Fotos: © Blankenhorn