„Man muss brennen“ – Wie Willman an 74.000 Euro kamen Musik | 26.11.2023 | Till Neumann

Wilman

Viele Künstler·innen kommen ohne Fördergelder kaum aus. So auch das Elektro-Pop-Duo Willman aus Freiburg. Beim BaWü-Programm „Perspektive Pop“ haben sie für ihre aktuelle EP „Mein Thron“ rund 74.000 Euro bekommen. Wie sie das geschafft haben und was damit möglich ist?

Von Musik leben zu wollen, ist ein gewagtes Unterfangen. Auch weil die Kosten für Produktionen hoch sind. Also ringen viele Acts um Fördergelder, etwa der „Initiative Musik“ oder auch regionalen Programmen wie zuletzt der „Perspektive Pop“ in Baden-Württemberg. Rund 1,9 Millionen Euro hat das Land dabei 2022 an 50 Projekte ausgegeben, um die Live-Musik-Szene zu stärken.

Der Maximalbetrag lag bei 75.000 Euro. Das Freiburger Duo Willman hat davon satte 74.285 Euro erhalten. Ein Jack­pot für die Newcomer, die damit ihre gerade erschienene Flinta-EP „Mein Thron“ finanzieren konnten. Wie Willman das geschafft haben? „Weil wir gepokert haben – und gerechnet“, sagt Drummer und Produzent Felix Birsner (29). Der Betrag klinge nach viel Geld. Auf das Projekt gesehen sei das aber auch ganz schnell wieder weg.

Mit Anträgen haben Willman schon einiges probiert. Drei Anträge bei der „Initiative Musik“ sind abgelehnt worden. Jetzt wagen sie einen vierten Anlauf – gemeinsam mit einem Management, berichtet Sängerin Julia Lauber. Die Initiative Musik gilt bei Anträgen als komplex. Rund 30 Stunden seien sie am ersten Antrag gesessen. Ein überzeugendes Konzept muss formuliert werden, ein Finanzplan erstellt und Kooperationspartner ins Boot geholt werden.

Ihre Miete bezahlen konnten Willman mit den knapp 75.000 Euro nicht. „Es war ein großer Wunsch, dass wir wirklich jeden, der an dieser EP beteiligt ist, auch wirklich gut auszahlen können“, erklärt Lauber. Für Honorare ging daher am meisten Geld weg. Gefolgt von Promo-Investitionen. Neben der Musik haben sie Jobs, die Geld bringen – ohne Privatvermögen lasse sich die Musikkarriere nicht starten. „Wir sehen das als Start-up, in das man investiert, um langfristig davon zu leben“, erklärt Lauber. Vom zeitlichen Aufwand her sei die Band längst ein Hauptberuf.

Eine Garantie, dass sich das Duo irgendwann mit dem Verkauf von Tickets, Merchandise und Platten trägt, gibt es dennoch nicht. Lauber setzt auf den Faktor Leidenschaft: „Man muss einfach brennen, um das Ganze auf sich zu nehmen.“

Foto: © Sophia Emmerich