Désolé, aber kein Sorry: Gims gibt die Diva auf dem Stimmen Festival Musik | 25.07.2024 | Till Neumann

Kam spät und ging früh: Gims auf dem Stimmen Festival in Lörrach

Einen solchen HipHop-Superstar in Lörrach zu sehen, ist selten: Der französische Rapper Gims ist am Mittwoch beim Stimmen Festival aufgetreten. Ob das auch wirklich klappt, durfte aber im Laufe des Abends bezweifelt werden. Als er dann doch kam, gab es Erstaunliches zu sehen.

Läuft was anders als geplant?

Gims ist ein Ausnahmekünstler. Karten für seine Shows sind im frankophonen Raum nur mit Glück zu kriegen. Der in Frankreich lebende Kongolese hat als erster HipHop-Künstler das Stade de France gefüllt. 2019 spielte er da vor 72.000 Menschen. Songs wie „Est-ce que tu m’aimes“ oder „J’me tire“ kennt in Frankreich fast jeder. In Lörrach wurde der Superstar daher mit Spannung erwartet – auch wenn es an der Abendkasse noch Tickets gab.

Doch das Wort warten sollte eine besondere Bedeutung bekommen an diesem sonnigen Mittwoch im Grenzgebiet. Um 20 Uhr startet als Voract die Schweizer Rapperin KT Gorique – und bietet ein Feuerwerk an französischem HipHop. Mit jede Menge Tanz, Energie und Entertainment heizt sie ein – und erobert das Publikum schnell für sich. Dass irgendwas anders läuft als geplant, merken die Zuschauenden auf dem Marktplatz wohl erst, als die Rapperin nach einer Stunde noch immer performt. War das so lange geplant? 

Gims steht im Stau

Nein, lautet die Antwort. Am Bühnenrand ist zu erfahren, dass KT Gorique länger spielt als eigentlich angedacht. Denn Gims (früher „Maître Gims“) ist zu dem Zeitpunkt noch nicht in Lörrach. Seine Show hätte um 21 Uhr starten sollen. Doch da ist der Rapper noch im Auto. Er könnte so gegen 21.30 Uhr starten, heißt es. Doch auch da ist Gims offenbar noch nicht in der Stadt. Also übernimmt ein DJ – und verkündet auf Französisch vor wohl zumeist deutschem Publikum: „Gims est dans le traffic“ (Gims steht im Stau). Für die Menge gibt es Beats vom Plattenteller – sie wartet geduldig und tanzt. Eine Info auf Deutsch oder zumindest Englisch wäre hilfreich gewesen.

Gegen Punkt 22 Uhr kommt Gims dann doch. Plötzlich steht er auf der Bühne und legt los. Weißes Shirt, schwarze Sonnenbrille, Trainingshose. Gleich gibt’s den Hit „Est-ce que tu m’aimes“, der auch in deutschen Radios lief. Das kommt an. Handys gehen hoch, viele tanzen und jubeln. 

Stimmgewalt und Hitmaschine: Sänger Gims

Schmettern wie ein Opernsänger

Der Sound drückt, Gims performt stabil und lässig. Die Stimme ist sein größter Trumpf. Der Mann beherrscht neben brillanten Raps auch viele Tonlagen. Er kann säuseln, aber auch schmettern wie ein Opernsänger. Gerade die Umschaltmomente sind beeindruckend. Wenn aus weichen Tönen plötzlich Urgewalten werden, traut man seinen Ohren nicht. 

Gims macht Tempo, aber verausgibt sich nicht. Playbacks übernehmen Feature-Parts oder auch mal seine eigenen Strophen. Als einziges Special kommt nach einigen Songs ein Gitarrist auf die Bühne. Mit ihm interpretiert Gims den Hit „Désolé“ (Entschuldigung). Damit gelang Gims und seiner Rapcrew Sexion d’Assaut 2010 der Durchbruch. Spätestens der Konzertmoment wäre eine Steilvorlage, sich mit einem Sorry für die Verspätung zu entschuldigen. Doch das bleibt aus. Hat er das nicht nötig? Oder passt es einfach nicht ins Programm? „On continue“ (wir machen weiter), ruft Gims mehrfach zwischen den Tracks.

Gut, dass der Voract da war

Möglicherweise ist die Stadt zu unbedeutend für den Weltstar. Man fragt sich, ob Gims überhaupt weiß, wo er gerade spielt. Auch die Wörter „Lörrach“ und „Stimmen Festival“ gehen ihm nicht über die Lippen. Der Mann bleibt beim Französischen. Auch das wirkt wenig bemüht. Im Vergleich zum Programm von KT Gorique fällt der Künstler trotz Hammerstimme und Superhits ab.

Als Gipfel des Ganzen verlässt er um 22.54 Uhr die Bühne. Bis 23 Uhr darf es laut sein auf dem Stimmen Festival. Also fünf Minuten für eine Zugabe? Nein. Der DJ lässt Gims-Songs aus der Konserve laufen. Der Superstar lässt sich nicht mehr blicken. Getreu dem Motto: Wer spät kommt, muss auch früh gehen.

Netto macht das rund 55 Minuten Spielzeit für 61 Euro. Gut, dass KT Gorique da war. Sie ist der Star des Abends. 

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Fotos: © Till Neumann