Stadtbau trotzt dem Trend – Warum die Wohnungsbauoffensive gerade jetzt wichtig ist Kommunen | 20.08.2023 | Lars Bargmann

Stadtbau-Projekts „Drei-Ähren-Straße Wohnen am Park“ in Haslach So sehen Sieger aus: Das Wiener Büro Froetscher Lichtenwagner hat den 100 neue Wohnungen fassenden Wettbewerb für die Bebauung des Stadtbau-Projekts „Drei-Ähren-Straße Wohnen am Park“ in Haslach gewonnen.

Die Freiburger Stadtbau (FSB) will bis 2030 insgesamt 750 Millionen Euro in den Wohnungsbau investieren. Und anders als bei den meisten privaten Bauträgern, die auf dem Markt gerade die Segel reffen, läuft der Motor auf dem Schiff um die geschäftsführenden Kapitäne Magdalena Szablewska und Matthias Müller mit hoher Drehzahl weiter.

67 Wohnungen 40 gefördert, 27 für neue Eigentümer – hat die Stadttochter an der Ecke Elsässer Straße und Obere Lachen unlängst übergeben. 76 sind am Güterbahnhof sowie die ersten 130 von 259 im Uffhauser Karrée im Bau. Es ist noch nicht lange her, da wurden zudem die Sieger von Wettbewerben in Haslach mit 100 und in Weingarten mit 80 Einheiten gekürt. Von einer Flaute ist bei der FSB keine Rede.

Insgesamt stehen 2500 neue Wohnungen auf der FSB-Agenda 2030. Wobei dafür auch Hunderte alte abgerissen werden. Der aktuelle Bestand umfasst rund 9500 Einheiten, um 1000 soll er wachsen. Die FSB muss sich bei der Offensive an den Kurs halten, 75 Prozent Mietwohnungen und nur 25 Prozent Eigentumswohnungen zu bauen. Und massiv geförderten Wohnungsbau zu betreiben. „Der soziale Mietwohnungsbau ist generell defizitär. Wir gehen mit den Mieten um ein Drittel unter den Mietspiegel. Deswegen brauchen wir Förderung und auch unser Bauträgergeschäft“, sagt Szablewska.

Die Förderung sei beim Kurshalten das Elementare. „Der soziale Mietwohnungsbau ist auf Förderungen angewiesen. Wenn Bund und Land ambitionierte Ziele ausgeben, müssen diese auch mit ambitionierten Förderungen hinterlegt werden“, sagt Müller. Im Moment könne man da „nicht zufrieden“ sein.

Ohne die Mutter aber würde die Tochter mindestens einen Gang rausnehmen müssen. „Wir sind sehr dankbar, dass die Stadt als Gesellschafter uns Grundstücke überträgt und Kapitaleinlagen leistet. Das unterstützt uns vor allem in der jetzigen Situation sehr“, so Szablewska. Das Rathaus überträgt bis 2030 Grundstücke im Wert von rund 100 Millionen Euro an die FSB. So war es auch am Güterbahnhof, wo im Neubau an der Ingeborg-Krummer-Schroth-Straße ausschließlich 76 Sozialwohnungen erstellt werden. Etwa zwei Drittel der gut 22 Millionen Euro schweren Investition fördert die L-Bank mit verbilligten Darlehen. „Eine gute Förderung beeinflusst auch die Mietpreisentwicklung“, betont Müller.

Und ein kostenloses Grundstück auch. Das Rathaus unter Oberbürgermeister Martin Horn lässt sich die Stadtbau Riesensummen kosten. Das ist längst nicht unumstritten. Bringt aber viel frischen Wind bei sozial verträglichen Mieten. Auf dem Güterbahnhof gibt es noch ein weiteres Grund­stück, wo rund 100 geförderte Wohnungen gebaut werden könnten. „Wir sind gerade in Gesprächen mit der Stadt“, bestätigt Szablewska.

Die Baukostensteigerungen hätten bisher keine Turbulenzen an Bord verursacht. „Wir haben diese antizipiert und können die geplanten Budgets einhalten“, sagt Szablewska. 4500 Euro pro Quadratmeter Wohnraum stehen bei der FSB im Plan. Am Uffhauser Karrée ist der erste Bauabschnitt mit 130 Wohnungen mit 31 Millionen Euro durchfinanziert und vergeben.

Mit den hohen Investitionen sollen die CO2-Emissionen um 70 Prozent nach unten gehen. „Wir leisten einen großen Beitrag zur Klimaneutralität, brechen hoch emittierende Gebäude ab und bauen hoch effiziente mit mehr Wohnfläche neu“, so Szablewska. Überall, wo es Fernwärmenetze gibt, sollen alte und neue Gebäude angeschlossen werden. Zudem soll kräftig in den Ausbau der Solaranlagen investiert und in energetische Sanierungen – mit dem Förderprogramm Soziale Stadt – investiert werden.

„Das Förderprogramm Soziale Stadt bringt nicht nur Zuschüsse“, so Szablewska, „sondern auch moderate Mieten.“ Die Rolle der Stadtbau war in einem schlingernden Wohnungsmarkt immer schon wichtig, aber selten so wichtig wie jetzt.

Visualisierung: © Froetscher Lichtenwagner Architekten