Blick in Nachbars Garten: Tag der offenen Gartentür Freizeit | 18.06.2019 | Frank von Berger

Garten Haas

Für viele Hobbygärtner gibt es kaum etwas Schöneres, als ihre Freude an Pflanzen mit anderen zu teilen. Das kann man auch in diesem Jahr wieder bei der Aktion „Offene Gartentür im Landkreis Emmendingen“, die den ganzen Sommer über dauert.

An mehreren Wochenenden von Ende Mai bis September öffnen bei dieser Aktion zahlreiche Privatleute sowie einige Vereine und Institutionen ihre Gärten für Besucher. Inzwischen nehmen alljährlich etwa 18 bis 25 Gärten an der Veranstaltung teil. „Das Besondere bei dieser Aktion ist, dass der Gartenbesuch einen nicht-kommerziellen Charakter hat und der Eintritt frei ist“, betont Hansjörg Haas. „Manche Gastgeber bieten zwar auch mal Getränke und Kuchen an, aber es findet kein Verkauf von Pflanzen oder anderen Dingen statt.“

Der beim Landratsamt des Ortenaukreises angestellte diplomierte Gartenbauingenieur ist Initiator und Organisator dieser weit über den Landkreis Emmendingen hinaus beliebten Aktion. Sie hat ihren Ursprung – wie könnte es anders sein – natürlich in England. Dort werden seit den 1920er-Jahren Privatgärten im Rahmen des „National Garden Scheme“ (NGS) für Besucher geöffnet. Haas lernte diese Aktion bei einer England-Reise zusammen mit seiner Kollegin Heidrun Holzförster im Jahr 1992 kennen. Beide waren so begeistert von der Idee, dass sie meinten, so etwas müsse es auch in Deutschland geben. Noch in den 1990er-Jahren initiierte Holzförster dann die erste „Offene Gartentür“ im Ortenaukreis, Haas folgte ihrem Beispiel einige Jahre später. Seit 2002 organisiert er diese Aktion ehrenamtlich mit wachsendem Erfolg im Landkreis Emmendingen.

Nur Gärten mit rotem Faden

Manche der teilnehmenden Gärten sind schon von Anfang an alljährlich dabei, andere lassen mal eine Saison aus. Und immer kommen neue hinzu. Seit einigen Jahren sind auch Gärten im Elsass eingebunden, was zeigt, dass die Leidenschaft für Gärten grenzüberschreitend und völkerverbindend ist. Als Auswahlkriterien für die Teilnahme nennt Haas Kreativität, eine ansprechende Pflanzenvielfalt und „dass der Garten einen roten Faden hat“.

Hansjörg Haas ist nicht nur Organisator der Aktion, auch seinen Garten dürfen sich Besucher anschauen.

Manche der Teilnehmer haben sich selbst beworben, andere wurden von Bekannten empfohlen. Haas besucht die neuen Gärten dann und unterhält sich mit den Besitzern. Wenn die Begutachtung positiv ausfällt und auch sonst alles passt – etwa Parkmöglichkeiten für die Gäste in der Nähe und ausreichend breite, sichere Wege im Garten selbst – dürfen die Besucher kommen. Wann, das entscheiden die Gartenbesitzer jeweils individuell, denn sie wissen, zu welchem Zeitpunkt ihr Garten am schönsten aussieht. Natürlich kann der engagierte Gartenenthusiast Haas nicht alle seine Wunschkandidaten davon überzeugen, ihre Gartentür zu öffnen. „Der Besitzerin eines wirklich sehenswerten Gartens liege ich schon seit mehr als zehn Jahren in den Ohren, aber noch kann sie sich nicht dazu durchringen, an der Aktion teilzunehmen. Mal sehen, ich bleibe auf jeden Fall dran!“

Gründe, Fremde in den privaten Garten einzulassen, gibt es verschiedene. „Viele Gartenbesitzer möchten ihre Begeisterung teilen und haben Freude daran, ihr Werk zu zeigen. Auch der Austausch mit anderen Gartenfreunden spielt sicher eine Rolle“, so Haas. Sein eigener Garten an der historischen Herrenmühle in Herbolzheim-Bleichheim ist ebenfalls regelmäßig bei der Aktion „Offene Gartentür“ dabei. Deshalb weiß er genau, wie es sich anfühlt, wenn Wildfremde plötzlich neugierig durch den Garten schlendern, es sich auf Bänken gemütlich machen oder ihre Nasen in duftende Rosenblüten versenken.

„Das Wetter spielt natürlich eine große Rolle. An schönen Tagen kommen schon mal bis zu 300 Besucher in meinen Garten. Wenn es kalt und regnerisch ist, bleibe ich dagegen fast allein.“ Sind die Besucher aber da, dann stellen sie auch Fragen, etwa nach der Winterhärte bestimmter Pflanzenarten oder wie man Schädlingen und Krankheiten Paroli bieten kann. „Am häufigsten werde ich allerdings gefragt, wie ich meine Wege unkrautfrei halte“, fügt er schmunzelnd hinzu.

So viele fremde Leute im Garten – da könnte man meinen, dass es auch mal drunter und drüber geht und die Anlage darunter leidet. Über Probleme mit Besuchern, wie etwa abgepflückte Blüten oder tobende Kinder, ist Haas jedoch nichts bekannt.

Garten Hauber

Ursula Haubers idyllisch am Bach gelegenes Pflanzenparadies.

Von der Wiese zum Staudengarten

Die ebenfalls gartenbegeisterte Ursula Hauber aus Freiamt-Niedertal nimmt bereits seit Jahren an der Veranstaltung teil und hat dabei viele interessante Begegnungen erlebt. „Mein Garten war früher eine Wiese, die für Viehfutter gemäht wurde“, erzählt sie. „Im Jahr 1989 habe ich nach eigenem Entwurf mit der Anlage begonnen und Stück für Stück die Wiese in einen Staudengarten verwandelt.“ Inzwischen ist die etwa 1700 Quadratmeter große Anlage ein romantisches, idyllisch am Brettenbach gelegenes Pflanzenparadies mit vielen botanischen Schätzen. Verschlungene Wege, mehrere Sitzplätze, raffiniert bepflanzte Staudenbeete und fantasiereiche Arrangements in Töpfen und Kübeln bieten den Besuchern immer neue Hingucker. Ein besonderer Blickfang ist der große, runde Steinbrunnen, den Hauber bei einer Urlaubsreise in südlichen Gefilden entdeckt hat – und natürlich gleich mit passenden Pflanzen bestückte.

Die versierte Pflanzenkennerin öffnet ihr über viele Jahre gewachsenes Pflanzenreich nicht nur am Tag der offenen Gartentür, sondern auch zu anderen festen Terminen, dann allerdings gegen einen kleinen Obolus. Mit den Jahreszeiten wechselt das Aussehen der Anlage, sodass sich ein Besuch eigentlich die ganze Saison über lohnt. Auch nach Jahren wird ihr Garten immer noch von zahlreichen Besuchern bewundert, die viele schöne Eindrücke und vielleicht die eine oder andere Inspiration für den eigenen Garten mit nach Hause nehmen.

Info

Die Termine für die diesjährige Saison
erfährt man unter
www.landkreis-emmendingen.de

20. Juni 2019: 
Garten Ursula Hauber
Niedertal 8, 79348 Freiamt
www.ursulas-garten.de

Fotos: © Frank von Berger