Umstrittener Wohnmobilpark am Windgfällweiher Freizeit | 26.05.2021 | Erika Weisser

Windgfällweiher mit Blick auf das Strandbad

Vor nicht allzu langer Zeit war der abseits des Freizeitmagneten Schluchsee gelegene Windgfällweiher ein ruhiger Ort. Doch dann kamen die Wohnmobile. So viele, dass nun ein Parkplatz in Erwägung gezogen wird. Das passt jedoch nicht allen.

Noch liegt der kleine See still und spiegelglatt in seiner von eiszeitlichen Gletschern geformten Senke zwischen der Bahnlinie von Bärental nach Seebrugg und der B500. Noch lächelt er nicht, lädt noch nicht zum Bade: Es ist ein kalter Apriltag, der Himmel ist grau und leichter Schnee fällt. Doch er bleibt auf der winterruhenden Liegewiese und den Dächern der hölzernen Umkleidekabinen des Natur-Schwimmbads am östlichen Ufer nicht mehr liegen. Schräg gegenüber, am nordwestlichen Ufer, parken ein paar Fahrzeuge: zwei, drei Wohnmobile und ein gutes halbes Dutzend normale Autos. Auf dem Rundweg am Wasser sind nur wenige Spaziergänger unterwegs.

An schmalen Stränden

Bald schon wird es hier jedoch lebhafter zugehen. Nach jahrelangem Dornröschenschlaf im Schatten des großen Bruders Schluchsee wurde der Windgfällweiher nämlich auch von touristischen Erholungssuchenden entdeckt, die sich an sonnigen Wochenenden gern an seinen schmalen Stränden niederlassen. Und im vergangenen Jahr, als wegen der Pandemie mehr Menschen als sonst in Campern unterwegs waren, hielten sie auch hier rege Einkehr. Sie parkten wild, entlang der Straße und in einem Waldstück am Nordrand des idyllische Gewässers.

Und genau dort, in dem Dreieck, das die B550 und ihre Abzweigung nach Raitenbuch mit der Bahnlinie bildet, soll ein Wohnmobilpark entstehen – mit Infrastruktur und Platz für rund 100 Fahrzeuge. Der Wald, der dazu gerodet werden müsste, ist etwa drei Hektar groß und gehört zum Besitz des Forstbetriebs Fürst zu Fürstenberg. 115 Plätze könnten es nach der Vorstellung von Betriebsleiter Jens Borchers sein, der im letzten Herbst auch schon mit einem möglichen Investor ins Gespräch kam. Nach seiner Auffassung beuge ein gut strukturiertes Mobilpark-Angebot der Vermüllung des Gebiets vor und diene somit dem Schutz des Waldes und seiner Bewohner.

Kaum wurden die Pläne bekannt, regte sich Widerstand: Im November schlossen sich einige Anwohner zu einer Bürgerinitiative namens „Artenvielfalt“ zusammen. Sie befanden, dass die 24 Vogel- und 22 Libellenarten, die Schmetterlinge, Biber, Fledermäuse und seltenen Reptilien keinen Campingplatz vertrügen. Sie forderten, dass der Windgfällweiher und seine Umgebung stattdessen als Naturschutzgebiet eingestuft werden solle. Bis März sammelten sie mehr als 5000 Unterschriften, die sie jüngst an das Regierungspräsidium Freiburg und das Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald übergaben. Und an Andreas Graf, den Bürgermeister der Gemeinde Lenzkirch, auf deren Gemarkung das Gewässer liegt. Dieser hatte sich „grundsätzlich offen“ gezeigt für das Projekt, um die sommerlichen Besucherströme „in geordnete Bahnen zu lenken“.

Inzwischen hat die Gemeinde ein Gesamt-Touristikkonzept erarbeitet, das den Windgfällweiher einschließt. Doch auch weniger Stellplätze will die Initiative nicht akzeptieren, sagt deren Sprecherin Dagmar Schäfer.

Foto: © Hochschwarzwald Tourismus GmbH