Auf den Reim gegangen: Zwei Wortkünstler bringen ihre Poetry von der Bühne ins Buch Kultur | 23.03.2019 | Erika Weisser

Die Freiburger Poetry Slammer Cäcilia Bosch und Ansgar Hufnagel bringen ihre zu Reimen verdichteten Gedanken nicht nur auf der Bühne, sondern erstmals auch in einem Buch unter die Leute. In „Einfach so … auf Sichtreisen“ präsentieren die beiden Wortkünstler Texte aus ihrem Programm, mit dem sie seit einem Jahr auf Kleinkunstbühnen unterwegs sind.

Ihre Sichtreisen führen zunächst in „Das Land der wilden Worte“, in das man „über das Letternmeer“ gelangt, an dessen Ufer Fragezeichen stehen und wo „Kommata am Wegrand wuchern“. Und wo an höchst dramatisch zur Nacht verwandelten Gewittertagen so heftige „Geistesblitze“ einschlagen, dass seufzend gesungene „sanfte Silben der Sehnsucht“ zu „wilden Worten mit wüstem Klang“ werden.

In ihrem Repertoire haben Bosch und Hufnagel jedoch mehr als wortwilde Oden, die in ihrem stürmischen Drang an Schillers taghell gelichtete Nacht und so manchen anderen Klassiker deutscher Dichtkunst denken lassen. Sehr lyrisch und zugleich witzig thematisieren sie ganz alltägliche Phänomene wie die Flugbahn der Regentropfen, die „in helles Blau getaucht“ sind. Oder Schokolade. Oder Schluckauf. Oder Liebe: „Wenn wir uns treffen, küssen sich Welten, sodass ganze Planeten schmelzen und die Milchstraße sauer wird.“

Gespür für Wortspiele

Eingehend beschäftigen sie sich aber auch mit der Zerstörung von Lebensräumen. Etwa durch Kriege. Oder durch grenzenlose Profitgier, die aus lieblichen Flüssen tote Gewässer und Trinkwasser zu heftig umkämpftem „blauem Gold“ macht. Und wenn sie darstellen, wie Ausgrenzung oder Rassismus funktioniert, dann geht das schon unter die Haut.

Ansgar Hufnagel, der auch als Erlebnispädagoge arbeitet, legt in seiner Dichtung Wert auf politische Inhalte. So wie in den USA, wo die ersten Poetry Slams in den 1980er-Jahren über die Bühne gingen und die Texte viel politischer seien als hier. Für die Leichtigkeit im Vortrag sorgt Cäcilia Bosch, die ausgebildete Schauspielerin ist, derzeit Erziehungswissenschaften studiert und Lyrik schreibt, seit sie „schreiben kann“. In ihrer „Liebe zur Sprache“ und ihrem Gespür für Wortspiele und Stegreifdichtung ergänzen sie sich gegenseitig und haben „meistens großen Spaß“ beim zeitintensiven Feilen an den Reimen.

Trotz Duo-Solo-Karriere nehmen die beiden weiterhin an Poetry Slams teil. Am liebsten im Café Atlantik, das seit etwa 25 Jahren regelmäßig extrem gut besuchte Slams organisiert und wo sich die beiden bei Cäcilias Slam-Premiere im Dezember 2017 kennenlernten. Sie mögen die Atmosphäre, die spürbare Lebendigkeit der Literatur – und die „Slamily“, in der „trotz Konkurrenz viel Offenheit herrscht“. Besonders aber mögen sie die Kuscheltiere, die es beim Slam im Räng Teng Teng immer für die Zweitplatzierten gibt und von denen sie auch schon ein paar ergattert haben.

Einfach so auf Sichtreisen
von Cäcilia Bosch & Ansgar Hufnagel
Tinx Verlag, 2019
128 Seiten, Broschur
Preis: 14,90 Euro