Comeback: Der Freiburger Autor Patrick Hertweck wird hoch gehandelt Kultur | 12.02.2020 | Till Neumann
Drei Jahre lang war Funkstille bei dem Freiburger Schriftsteller. Jetzt ist Patrick Hertweck zurück. Im Februar erscheint „Tara & Tahnee“, das zweite Buch des 47-Jährigen. Die Rombach-Buchhandlung feiert das mit dem Autor am 13. Februar.
Der Mann ist Quereinsteiger par excellence. Mit 40 Jahren reichte Hertweck sein erstes Manuskript ein. Mit dem Kinderbuch „Maggie und die Stadt der Diebe“ landete er 2015 einen Coup. Mehr als 20.000 Mal verkaufte sein Verlag die hochgelobte Story um ein Waisenmädchen, das sich im New York des 19. Jahrhunderts der Vergangenheit stellt. Die Süddeutsche Zeitung und der Spiegel besprachen es, die Plattform LovelyBooks zeichnete es mit dem Leserpreis aus.
„Das war ein Wunder damals“, sagt Hertweck noch heute ungläubig. Er sitzt mit seinem Sohn im Café Atlantik am Rande der Freiburger Innenstadt. In die Kneipe kommt er gerne, um zu schreiben. Wenn Zeit ist. Als dreifacher Familienvater sind Freiräume nicht selbstverständlich.
Sein erstes Buch schrieb er in zehn Wochen – mit drei Stunden Schlaf pro Nacht. Dann ging erst mal nix. „Wenn es nicht vorangeht, ist das eine unendliche Qual“, sagt Hertweck und lacht. Die Erwartungen seien nach dem Debüt groß gewesen. Das Selbstverständnis fehlte. „Ich bin kein Handwerker“, sagt der Späteinsteiger. Einfach so losschreiben ginge nicht.
„Man muss schon einen Harry Potter verkaufen“
Um mit den Erwartungen zu brechen, entschloss er sich nach zwei Jahren, einen Jugendroman zu schreiben. Ende 2018 schickte er das fertige Manuskript dem Thienemann-Verlag. Der hatte schon sein erstes Buch veröffentlicht. Die Story schien zu gefallen. Doch es kam anders als gedacht. Der Verlag meldete sich im vergangenen April – mit dem Wunsch, dass er ein weiteres Kinderbuch schreibt.
Nur rund fünf Monate blieben ihm, um das Buch fertigzustellen. Die Story nahm zwar Form an, doch sie wurde komplex. Also krempelte er vieles um. Nach einer Schreibkrise an Pfingsten beendete er sein Werk im Spätsommer. Die ersten Reaktionen waren positiv: „Nach allem, was ich höre, ist mir was Gutes gelungen“, sagt Hertweck bescheiden. Rund 80 Lesungen hatte er bisher, reich geworden ist er nicht. Pro Buch komme ein Euro bei ihm an: „Man muss schon einen Harry Potter verkaufen, um viel zu verdienen.“
Auch sein Jugendroman ist fertig und kommt 2021 in die Regale. Mit den zwei Büchern in der Pipeline kann der Autor aufatmen. „Ich fühle mich befreit, es kann richtig losgehen.“ Er sehe sich erstmals als richtiger Autor. Einfach sei der Job nicht: „Das Schreiben ist eine einsame Angelegenheit.“ Auch spektakuläre Recherchereisen gibt’s nicht. „Für einen historischen Roman nach New York oder San Francisco zu fliegen, ist Quatsch“, sagt Hertweck.
Nach einigen Krisen hat er mittlerweile gelernt, sich zu vertrauen. Er weiß: „Nach der Qual kommen wunderschöne Momente.“ Im Scherz hat er kürzlich seinem Verleger gesagt: Wenn er 500.000 Bücher verkauft, sollte beim nächsten Werk eine Recherchereise auf Verlagskosten drin sein. Vielleicht geht’s ja ans andere Ende der Welt. Seine vierte Geschichte spielt in Australien.
Patrick Hertweck
Der Autor ist 1972 in Baden-Baden geboren und dort aufgewachsen. Ein Studium in Germanistik und Litertatur in Karlsruhe brach er ab. Dann fuhr er mit dem Fahrrad durch Europa und arbeitete anschließend für ein Medienunternehmen in Baden-Baden. Mit 40 Jahren beschloss der heute 47-Jährige, Autor zu werden.
Sein erstes Buch „Maggie und die Stadt der Diebe“ erschien 2015 beim Thienemann-Esllinger-Verlag und wurde in Spanisch und Rumänisch übersetzt. Am 14. Februar erscheint „Tara und Tahnee – Verloren im Tal des Goldes“. Am Welttag des Buches – dem 23. April – veranstaltet die Buchhandlung Rombach zwei Lesungen des Autors zu Tara & Tahnee im Harmonie Kino Freiburg.
Fotos: © Jens Dörre/Patrick Hertweck & Thienemann-Esslinger Verlag