Phönix aus der Plattenasche: R'n'b-Pop-Band Tonewood bringt "Birdflight" Kultur | 27.11.2016

Viele Bands ackern jahrelang für einen Plattenvertrag. Nicht so Tonewood. Die sechs Freiburger hatten schon nach wenigen Wochen ein Label im Rücken: Jazzhaus Records. Ein Jahr später legt die Band nun ihre erste Platte „Birdflight“ vor. Dabei standen die sechs Musiker vor knapp zwei Jahren noch vor einem Scherbenhaufen.

Frontfrau statt -mann: Nach dem plötzlichen Weggang von Sänger Teddy Smith hat sich die Band wieder berappelt und startet nun mit Kim Schutzius am Mikro durch.

Frontfrau statt -mann: Nach dem plötzlichen Weggang von Sänger Teddy Smith hat sich die Band wieder berappelt und startet nun mit Kim Schutzius am Mikro durch.

Geplant war alles anders. Mit Teddy Smith als Sänger hatte sich die Band 2014 als „The Foreigners“ überregional einen Namen gemacht. Dann das Angebot von Jazzhaus Records für einen Plattenvertrag. Sie unterschrieben. Doch nur sechs Wochen später stieg der Freiburger Front­mann aus. Die Band stand alleine da. Was nun?

„Ein paar Monate lang ging gar nichts“, erinnern sich Tonewood im schicken Band­studio in der Vauban. Doch hinschmeißen war keine Option. „Wir waren stark genug, hatten die nötige Erfahrung“, erzählt Gitarrist Tim Dittenhauser. Also schlugen sie Jazzhaus Records vor, die Platte ohne Smith zu machen. Die Ansage: „Ey, wir liefern euch die geilste Live-Session, die ihr je gehört habt“, erinnert sich Dittenhauser. Die anderen grinsen.

Gesagt getan. Für acht Live-Videos investierten Tonewood knapp 6000 Euro – geplant waren 2000, berichtet Sänger und Manager Björn Jakob. Die Sache kam an und überzeugte auch das Label. So unterschrieben Tonewood Ende 2015 ihren ersten Vertrag. Nur wenige Wochen nach der Bandgründung.

In die Rolle der Frontfrau schlüpfte die 22-jährige Kim Schutzius. „Ich wollte das“, sagt die HKDM-Studentin. „Fünf Jungs haben sie auf Knien angebettelt“, scherzt Dittenhauser. Teamwork ist ihnen wichtig: „Ich bin nur auf der Bühne Frontfrau, hinter der Bühne sind alle Frontmann“, betont Schutzius.

Rasant ging es weiter: Die Sechs ackerten im Studio und Proberaum. Sechs Monate dauerte die Produktion des ambitionierten Debüts. „Wir haben uns hier richtig verschanzt, ein hartes Stück Arbeit“, erzählt Drummer Max Büttner. „Wir haben uns selbst eine Frist gesetzt, sonst schleicht sich der Lenz ein“, ergänzt Jakob.

Klotzen statt kleckern. Ein Teil der Band studiert noch, alle sind in weitere Projekte involviert. Doch der Fokus war klar: „Birdflight“ soll groß werden. Auferstehen wie Phönix aus der Asche.

Elf Songs haben es jetzt auf die CD geschafft. Ein Mix aus Pop, Soul und R’n’B – auf technisch hohem Niveau. Neu erfinden wollen die Profimusiker das Rad damit nicht. Ein breites Publikum anzusprechen ist ihnen wichtig: „Wir haben den einen oder anderen Song so gemischt, dass er im Radio laufen kann“, sagt Björn Jakob. Schließlich wolle man von der Musik leben. Vom Label gibt es einen Zuschuss zu den Produktionskosten und Support bei der Promotion.

Alle Lieder hat die Combo selbst geschrieben, aufgenommen und gemischt. Nur das Mastering wurde extern vergeben. Die Kosten sind damit überschaubar. Tonewood rechnet das so: „Der Betrag reicht ungefähr für einen Satz Reifen – mit Felgen.“ Der Anspruch ist dafür um­so größer: Es soll steil gehen. Erst national, dann international. Nach der Releaseparty am 2. Dezember im Jazzhaus gehen die Sechs Anfang 2017 auf Tour quer durch die Republik. Derzeit suchen sie einen großen Act, den sie als Supportband begleiten können, sagt Jakob, mit 31 Jahren der Älteste der Band. Wie sich das anfühlt, konnten sie im April testen: Da spielten Tonewood in der Brauerei Ganter als Anheizer für Glas­perlenspiel.

Der Titel „Birdflight“ ist kein Zufall: „Das beschreibt ein Stadium. Wir wollen wieder fliegen, die CD ist der erste große Schritt“, sagt Keyboarder Key Szost. Jazzhaus-Records-Chef Michael Musiol ist angetan: „Wir freuen uns wahnsinnig auf die Zusammenarbeit.“ Die Band sei mit einem Enthusiasmus und einer Begeisterung am Start, die einfach nur anstecke. Die Entwicklung gefalle ihm, insbesondere von Kim Schutzius.

Wie detailverliebt Tonewood an ihren Songs feilen, zeigen sie bei der Probe nach dem Gespräch mit der cultur.zeit. Ein neues Stück steht auf dem Programm. Zufrieden gibt sich nach dem ersten Durchgang keiner. Sie basteln am Keyboardsound, der Struktur, den Riffs. Das Release soll spektakulär werden: „Wir wollen kein Konzert spielen, sondern eine richtige Show bieten“, sagen die Musiker. Mit perfektem Sound und abgestimmtem Licht.

Auf das Album halten sie große Stücke. „Wir haben einfach mal die geilste Platte gemacht, die die Stadt je gehört hat“, sagt Tim Dittenhauser und lacht. Man sei stolz darauf, nach dem was passiert ist. Mit „Birdflight“ soll’s nun aufwärts gehen. Phönix hebt ab. Erster Landeplatz Jazzhaus. Dann steil nach oben. So weit die Flügel tragen.

Text: Till Neumann / Fotos: © Tonewood

Tonewood BirdflightVerlosung

Das chilli verlost zwei Exemplare von „Birdflight“. Schickt eine Mail bis Dienstag, 29. November, an redaktion(at)chilli-freiburg.de mit dem Stichwort „Tonewood“. Gebt bitte eure Adresse an. Die Gewinner werden bis Mittwoch, 12 Uhr, per E-Mail benachrichtigt.