Raus aus der Nische: Screendance Festival will Kunstform in Freiburg etablieren Kultur | 27.05.2019 | Stella Schewe

Tanz kombiniert mit Film, das ist die Kurzfassung von „Screendance“ – einer Kunstform, die in Deutschland bislang noch ein Nischendasein fristet. Fünf Tage im Juni sollen das ändern: Dann laden die Tanzsparte des Theater Freiburg und das Kommunale Kino zum ersten Internationalen Screendance Festival ein.

„Die Resonanz hat uns positiv überrascht.“ Adriana Almeida Pees, künstlerische Leiterin der Tanzsparte am Theater Freiburg und Initiatorin des neuen Festivals, ist sichtlich erfreut, denn für das Festival wurden fast 200 Kurzfilme eingereicht. „Ich habe viele Tage damit verbracht, mir alle Filme anzusehen“, erzählt die Kuratorin Marisa Hayes.

Der überwiegende Teil kam aus europäischen Ländern wie Spanien, Finnland, Frankreich oder Deutschland, aber auch aus Süd- und Nordamerika, China, Russland, Israel und Australien wurden Filme eingereicht. In denen es keineswegs nur darum gehe, Tanz zu filmen, wie Hayes betont – vielmehr werde mit Mitteln der Filmkunst „Tanz kreiert“ und auf diese Weise etwas Neues geschaffen.

36 Filme in drei Kategorien werden gezeigt: 30 Sekunden, zwei Minuten oder fünf Minuten lang, alle eigens für das Festival produziert, wobei sich Letztere mit dem Freiburg-spezifischen Thema „Wilis – Naturgeister aus dem Schwarzwald“ auseinandersetzen. Damit wollen die Veranstalter einen Bezug zwischen den internationalen Künstlern und dem Publikum vor Ort herstellen: „Die Verbindung aus global und lokal, kurz glokal“, so Hayes.

Ergänzt wird das Programm durch Vorträge und Workshops, etwa für tanzbegeisterte Jugendliche. Schließlich, so Hayes, erfülle jede Handykamera die technologischen Voraussetzungen, einen Screendance zu entwickeln. „Wir wollen es leichtmachen und den Jugendlichen Werkzeuge an die Hand geben.“

In Frankreich oder Schweden hat das Genre Screendance, auch Video- oder Cinedance genannt, längst Fuß gefasst – jenseits des Rheins etwa findet seit vielen Jahren das Festival International de Vidéo Danse de Bourgogne statt. In Deutschland dagegen sei es immer noch „Neuland“, berichtet die US-Amerikanerin. Einzig in Berlin gibt es bislang ein ähnliches, aber kleineres Festival – jetzt soll die Kunstform im Dreiländereck etabliert werden. „Wir möchten Freiburg als die führende Screendance-Stadt Deutschlands positionieren“, fasst Franck Boulègue, Tanz-Filmemacher und Wissenschaftler, das Ziel zusammen.

Boulègue ist, wie auch Hayes und Pees, Mitglied der Jury, die für jede der drei Film-Kategorien einen mit 500 Euro dotierten Förderpreis vergibt; hinzu kommt jeweils ein Publikumspreis, dessen Gewinner die Zuschauer im Anschluss an die Filmvorführungen bestimmen können. Als Partner wurde das Kommunale Kino ins Boot geholt, das wie das Theater Veranstaltungsort ist. Finanziert wird das Festival durch Fördermittel in Höhe von 30.000 Euro aus dem Innovationsfonds Kunst des Landes Baden-Württemberg.

An was für ein Publikum richtet es sich? Einerseits an professionelle Tänzer, Choreografen und Filmemacher, sagt Hayes. Aber auch, das ist ihr wichtig, an Laien. „Das Format der Filme ist kurz und damit auch für Menschen geeignet, die mit Screendance überhaupt nicht vertraut sind. So give it a try.“

Foto: © Philippe Alexandre Jaques