Heimspiel: »Gerüche, Geräusche, das bunte Treiben – das ist unvergleichlich« Messewesen | 15.10.2025 | Philip Thomas
Dieses Jahr steigt die 50. Ausgabe der Freiburger Herbstmess’. Benjamin Buhmann ist Schausteller in sechster Generation und viel herumgekommen. Freiburg ist für ihn ein Heimspiel. Der 39-Jährige berichtet von langen Routen, steigenden Kosten und sinkenden Umsätzen – und warum er den Job trotzdem mit Leib und Seele macht.
„Schon als Kind war ich ständig auf dem alten Messeplatz an der Schwarzwaldstraße, oft mit meinen Großeltern. An jedem freien Tag war ich dort. Nach der Schulzeit habe ich mit 16 Jahren das Geschäft der Eltern übernommen und sofort Lkw gefahren – einen 40-Tonner im elterlichen Betrieb. Dafür hatte ich damals eine Sondergenehmigung.
Damals wie heute schätze ich die Abwechslung an der Schaustellerei. Kein Tag ist wie der andere. Du triffst Menschen aus allen Regionen, entwickelst Freundschaften in ganz Deutschland und auch in der Schweiz und Frankreich. Dieses Miteinander ist unglaublich stark: Ob Manpower, Kran oder Bohrmaschine — Hilfe gibt es immer. Ohne diesen Zusammenhalt würde das Gewerbe auch gar nicht funktionieren. Man muss mit vielen Menschen gut auskommen können, sei es auf dem Gelände oder in der Verwaltung. Meinungsverschiedenheiten werden deswegen offen angesprochen.
Ich bin durch und durch Schausteller. Und natürlich ist dieses Leben ein Auf und Ab: Freizeitangebote haben sich stark erweitert, viele Aktivitäten konkurrieren um die Zeit der Leute. Früher war die Kirmes ein Höhepunkt. Heute fließt Geld in Urlaub und Vereine, die Umsätze sinken. Wir investieren trotzdem in neue Fahrgeschäfte – oft Millionen. Aber die Routen müssen passen: Etwa von Hannover nach Freiburg zu fahren, lohnt sich nicht immer. Alles wird teurer, und das spüren wir.
Trotzdem bieten wir echtes Leben. Das ist nicht virtuell. Die Gerüche, Geräusche, das bunte Treiben – das ist unvergleichlich. Hier sitzt der Schreiner neben dem Stadtrat, Familien verbringen gemeinsame Zeit, das Publikum ist vielfältig. Für fast jeden Geldbeutel gibt es etwas: von Mandeln bis zur großen Attraktion. Diese Mischung macht die Messe aus.
Wir betreiben Kinderfahrgeschäfte, darunter zwei Kinderkarussells, und seit Kurzem haben wir eine Märcheneisenbahn. Das ist etwas Besonderes und nicht oft zu sehen. Das Karussell kannte ich seit meiner Jugend; mein Großvater hat es betrieben, ich habe es übernommen. Für Kinderfahrgeschäfte ist es oft schwer, neue Veranstaltungen zu finden, aber sie sind unser Herzstück. Heute erinnere ich mich gern an den alten Messeplatz und an die Neuheiten, die früher nach Freiburg kamen – Fahrgeschäfte aus München vom Oktoberfest waren damals Highlights.
Der Aufbau der Geschäfte ist aufwendig. Kleinere Buden brauchen zwei bis drei Tage, Fahrgeschäfte drei bis vier Tage; mit Anreise rechnet man oft eine Woche. Der Abbau passiert häufig über Nacht. Die Kosten für Aufbau und Betrieb sind hoch. Deshalb muss die Erscheinung stimmen: Sauberkeit, Qualität, Verwaltung – alles muss funktionieren. Selbst wenn die Zahlen nicht stimmen, darf der Kunde das nicht merken. Freundlichkeit ist Pflicht. Der Kunde ist König.
Gemeinschaft und Heimatverbundenheit sind für mich wichtig. Deshalb komme ich immer wieder gern nach Freiburg auf meinen Platz. Freiburg ist für mich ein Heimspiel. Hier bin ich aufgewachsen. Hier spüre ich Rückhalt. Hier fühle ich mich wohl, auch wenn es hier oft sehr windig ist.“
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