CD-Rezi: „Simulation eines guten Lebens“ von scheissediebullen 4Musik | 04.03.2023 | Pascal Lienhard
Dass eine Band namens scheissediebullen ungehobelten Deutschpunk spielt, dürfte keinen wundern. Rund sechs Jahre nach „Anwohner raus!“ hat das Freiburger Quartett mit „Simulation eines guten Lebens“ seine dritte Platte vorgelegt. In den 14 Songs üben die Musiker größtenteils Gesellschaftskritik – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.
Zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug, roher Gesang – so zelebrieren scheissediebullen ihren Sound. Inhaltlich geht’s etwa um die Ablehnung der Leistungsgesellschaft („Fördern & Fordern“) oder Verschwörungsgläubige und Faktenverdreher („Ein Telegramm“). Im Ohr bleibt vor allem der Song „Mittelmeer“, der im Refrain musikalisch an Die Ärzte erinnert. Mit anklagenden Zeilen wie „Wenn über einem Kopf das Mittelmeer zusammenschlägt, dann ist das europäische Gewalt“ thematisieren scheissediebullen den Umgang mit Menschen auf der Flucht.
Auf „Kleinstadt“ arbeitet sich die Band an Themen ab, die ihr an Deutschland nicht behagen. Kritik an Spießertum oder Intoleranz geht klar. Doch mit Lyrics wie „Jede Zeitung eine Dorfgazette, überall die gleiche Hetze drin“ macht es sich die Gruppe zu einfach. Und der Disstrack gegen UniFM („88,4“) wird wohl wenige gegen den Freiburger Sender aufbringen.
scheissediebullen
Simulation eines guten Lebens
Deutsch-Punk
3 von 5 chilli-Schoten