Board und Balance: Stand-Up-Paddling-Yoga auf dem Flückigersee Freizeit | 10.05.2019 | Till Neumann

Yoga mitten auf dem See. Das ist seit Sommer 2018 in Freiburg möglich. Der Verein SUP Freiburg bietet den einstündigen Balance-Akt bei schönem Wetter mehrmals wöchentlich an. Redakteur Till Neumann hat sich aufs Brett gewagt.

Tschhhhh, tschhhhh, tschhhhh. Der Sound der roten Luftpumpe ist die erste meditative Phase. Minutenlang pumpt man die Yoga-Boards am Ufer des Flückigersees auf. In der Luft liegt der Duft von Räucherstäbchen, Yogalehrerin Sunita Sylke Koch singt ein Mantra zur Einstimmung.

Zu viert geht es auf den See. Drei Frauen, ein Mann. „Die Männerquote ist hoch heute“, scherzen die Damen. Die Sonne scheint an diesem Donnerstagnachmittag im September. Eine kurze technische Einweisung hat gereicht, schon gleite ich mühelos übers Wasser. Kniend oder stehend. Das lange Paddel liegt leicht in der Hand.

Jetzt erreichen wir die gelbe Boje in der Mitte des Sees. Sunita Koch macht die vier Boards daran fest, wir setzen uns auf den Sweetspot – die Mitte unseres Bretts. Dort ist es am stabilsten. Schaukeln ist möglich, wackelig fühlt man sich nicht. „Bei uns ist noch keiner ins Wasser gefallen“, erzählt Koch. Freiwillig baden gehe man aber oft.

Los geht’s mit einfachen Yoga-Übungen. Wir machen drei Mal ommmm, atmen die Anspannung aus, finden unsere Mitte. Das Wasser plätschert leise, die Enten quaken.

Auch als ungeübter Yogischüler komme ich gut mit. „Wir strecken die Arme nach oben zum Sonnengruß, freuen uns über den herrlichen Tag, vergessen unsere Sorgen“, sagt die Lehrerin. Im Rhythmus unserer Atmung strecken und dehnen wir uns, gönnen uns aber auch Ruhepausen. Dann wird’s intensiver. Schließlich ist Yoga auch Krafttraining.

Heute wird der Bauch gestählt: Im Liegen heben wir die gestreckten Beine, halten die Position. Während die Teilnehmer um Luft ringen, erzählt Koch mühelos weiter. Nach der Übung werden wir aufgefordert, uns flach aufs Brett zu legen. Die Hände im Wasser. Die Augen geschlossen.

Seit neun Jahren ist Koch Yogalehrerin und betreibt ein Studio in Freiburg. Vor drei Jahren hat die 51-Jährige im Urlaub auf einem Surfbrett einen Kopfstand gemacht und war begeistert. Als ihr vergangenes Jahr eine Bekannte vom SUP-Yoga (SUP = Stand Up Paddling) erzählte, war sie angefixt. Gemeinsam mit dem befreundeten Yogalehrer Dietmar Oliver Küther machte sie eine Ausbildung zur SUP-Yoga-Lehrerin, gründete den Verein und startete eine Crowdfunding-Kampagne, um die Ausrüstung zu finanzieren. Mit den Einnahmen kauften die beiden vier Bretter. Seit dem Sommer bieten sie die Kurse an.

Platsch. Nun ist doch eine ins Wasser gefallen. „Macht nix“, ruft die Dame. Ein paar Minuten später fällt sogar die zweite Lady in den See. Auch das kein Problem. Nach 45 Minuten Yoga und dem obligatorischen „Namaste am Flückigersee“ sind alle sichtlich entspannt. Die restliche Viertelstunde kann jeder frei gestalten. Paddeln, auf dem Brett liegen, schwimmen. Ich entscheide mich für alle drei. Die Gelegenheit hat man nicht jeden Tag.

Mehr Infos: www.standup-paddling.org

Foto: © Julia Rumbach