Lebendiges Holz: Maskenschnitzer Edgar Spiegelhalter Freizeit | 10.04.2019 | Tanja Senn

Hexenmasken

Mit grünen Augen, grauem Teint, Warzen oder spitzen Eckzähnen: Edgar Spiegelhalter hat sie alle. Der Maskenschnitzer aus der March hat schon Hunderten von Hexen ihr einzigartiges Aussehen verliehen.

An den Wänden der weitläufigen Werkstatt hängen grimmige Teufel, zähnefletschende Wölfe und pausbäckige Narren. Den meisten Platz nehmen allerdings die Hexenmasken ein. „Hexen waren zur Fasnet immer im Trend und werden es auch bleiben“, ist sich Edgar Spiegelhalter sicher. Gründe dafür gebe es mehrere: Für viele sei die Hexe die typische Fasnachtsfigur – viele Narren haben schließlich ein reales Vorbild. Und „Hexen“ lassen sich in der Geschichte der REGIO zahlreiche finden. Teils sind es wohl aber auch ganz praktische Gründe, aus denen jedes Jahr neue Hexenzünfte auf den Umzügen erscheinen: Statt eines aufwendigen und teuren Flecklehäs braucht man für die Grundausstattung einer Hexe nur Bluse, Rock und Schürze.

Und natürlich eine schaurige Maske. Zwar hat der Holzbildhauer auch ganz liebliche Hexenmasken mit rosigen Wangen oder filigraner Schnake auf der Nase, doch seien momentan vor allem furchterregende, böse Masken gefragt. Hexen vom Brocken, aus der Schweiz, der Pfalz oder dem Schwäbischen lassen ihre Fratzen bei ihm fertigen. Dabei hat jedes von Spiegelhalters Werken ganz eigene Gesichtszüge, die beiden Hälften sind – wie auch menschliche Gesichter – fast immer asymmetrisch: „Ich lege großen Wert darauf, jeder Maske Leben einzuhauchen.“ Immer wieder neue Hexengesichter zu kreieren, ist mittlerweile eine Herausforderung für den Maskenschnitzer. Schließlich hat er schon vor 40 Jahren seine erste Maske geschnitzt: die der Castellberger- Driebelbisser aus Ballrechten-Dottingen.

Je ausgefallener, umso teurer

In Handarbeit, wie er es einst von seinem Vater, einem Maskenschnitzer aus St. Peter, gelernt hat. An der Technik hat sich seitdem nicht viel geändert. Die Masken werden traditionell aus Lindenholz gefertigt, das der 67-Jährige zusammen mit seinem Sohn Michael Spiegelhalter im Freiburger Forst oder von Privatleuten aus der Umgebung holt, mit dem eigenen mobilen Sägewerk zerkleinert und trocknet. Gibt es noch keine Vorlage, entsteht zunächst ein erster Entwurf aus Ton. Wenn die Narren damit zufrieden sind, werden die Konturen nach und nach aus dem Holz herausgearbeitet. Dann verleiht sein Sohn mit Pinsel und Airbrushpistole den hellen Holzmasken Farbe.

Edgar Spiegelhalter

Der Mann mit der hölzernen Maske: Holzbildhauer Edgar Spiegelhalter.

Diese Handarbeit hat natürlich ihren Preis: Während eine einfache Hexenmaske bei ihm um die 300 Euro kostet, kann der Preis bei Sonderwünschen schnell auf bis zu 500 Euro klettern. Etwa, wenn Masken mit beweglichem Kiefer, ausladenden Zähnen oder echten Tierhörnern gewünscht werden. „Machbar ist alles, doch manche Wünsche sind preislich nicht umzusetzen“, weiß der Kunsthandwerker.

Spiegelhalter gehört zu den wenigen Holzbildhauern in der Region, die diese traditionelle Technik noch beherrschen. Zählte die Landesinnung der baden-württembergischen Holzbildhauer in den 80er-Jahren noch 50 Mitglieder, sind es heute nur noch die Hälfte. Dabei nehme die Nachfrage nach Fasnachtsmasken immer mehr zu, sagt Spiegelhalter. Jedes Jahr würden neue Zünfte gegründet, es müssten Masken repariert und ersetzt werden. Andere Aufgaben, wie das Schnitzen von Holzgrabmalen, würden hingegen stark abnehmen.

Mit 67 Jahren ist Spiegelhalter eigentlich schon im Rentenalter. Die Masken will er trotzdem nicht an den Nagel hängen. „Ich kann ja auch nicht jeden Tag spazieren gehen“, sagt er und schmunzelt, „aber ich übertreib’s nicht mit der Arbeit.“ Schließlich kommen ihm mittlerweile auf fast jedem Fasnachtsumzug Narren und Hexen entgegen, die von ihm gestaltete Gesichtszüge zur Schau tragen. „Manchmal passiert es mir schon, dass ich eine Maske bewundere“, sagt Spiegelhalter, „und erst wenn ich den Namen der Zunft lese, merke ich: Die war ja von mir!“

Info

Holzkunst Spiegelhalter
Benzstraße 8
79232 March

www.holzkunst-spiegelhalter.de

Fotos: © Tanja Senn