Dem Himmel ganz nah: Wanderung auf den Hörnleberg Freizeit | 05.10.2019 | Stella Schewe

Aussicht Zweitälersteig

Fährt man von Waldkirch weiter durchs Elztal, ist sie schon von Weitem zu sehen: die Wallfahrtskirche auf dem Hörnleberg, dem Schnittpunkt von Elztal und Simonswäldertal. Sie zu erreichen, ist anstrengend, lohnt aber in jedem Fall. Denn zum einen wandert man dabei ein Stück auf „Deutschlands schönstem Wanderweg 2019“, dem Zweitälersteig, zum anderen ist die Aussicht oben wunderschön.

Los geht’s am Bahnhof Oberwinden. Hierher kommt man noch bequem mit der Breisgau S-Bahn oder dem Auto, ab jetzt aber heißt es: Wanderschuhe schnüren, „Aufi müss ma!“ Es gilt, 700 Höhenmeter zu überwinden, und das erfordert ganz schön Kondition. Vom Bahnhof aus führt die Route aus dem Dorf heraus, an einzelnen Höfen vorbei aufwärts in den Wald. Anhaltspunkt ist die blaue Raute.

Der Aufstieg auf den breiten Forstwegen ist etwas monoton, doch Durchhalten lohnt: Nach rund anderthalb Stunden hat man mit dem Tafelbühl den ersten Höhepunkt der Wanderung erreicht. Der Wald lichtet sich, eine Bank lädt zur Rast, davor ein mit Gras bewachsener Hang und eine fantastische Sicht ins Elztal sowie auf die gegenüberliegenden Schwarzwaldhöhen.

Mit etwas Glück – vorzugsweise am Wochenende – kann man hier den Gleitschirmfliegern beim Start zusehen: beobachten, wie sie ihre Rucksäcke absetzen, die bunten Gleitschirme auspacken und auf der Wiese ausbreiten, die Tragegurte aufnehmen, alle Schnüre entheddern und, nach letzten prüfenden Blicken, Anlauf nehmen und loslaufen. Mit Schwung über die Wiese, schließlich abheben und schweben, ganz langsam Richtung Tal. Ihr Blick muss herrlich sein – selbst beim bloßen Zuschauen stellt sich ein Kribbeln ein!

Ab jetzt ist der Weg ein Traum. Kein Wunder, schließlich verläuft er auf dem berühmten Zweitälersteig entlang, der kürzlich erst zu „Deutschlands schönstem Wanderweg 2019“ gekürt wurde. Und zwar von den Lesern der Fachzeitschrift „Wandermagazin“: Sie hatten – nach der Vorauswahl durch eine Jury – die Wahl zwischen 14 Tagestouren und 13 Weitwanderwegen. Knapp 34.800 Leser gaben ihre Stimme ab und votierten in der zweiten Kategorie klar für den Zweitälersteig. Dieser führt, in insgesamt fünf Etappen und auf einer Gesamtlänge von 106 Kilometern, durch die schönsten und ursprünglichsten Winkel des Elz- und Simonswäldertals: zu Naturschönheiten wie den Zweribach-Wasserfällen, durch die wildromantische Teichschlucht, zum mächtigen Huberfelsen und zu Höhe- und Aussichtspunkten wie dem 1241 Meter hohen Kandel, dem urtümlichen Rohrhardsberg oder, wie auf dieser Etappe, dem Hörnleberg.

„Einfach dasitzen und vor sich hinschauen“

Dieser taucht schon bald über den Tannenwipfeln auf. Vom Tafelbühl aus führt der Weg zunächst abwärts und dann über einen langen Grat. Am Rand leuchten gelbe Blumen mit der Sonne um die Wette, rechts öffnet sich der Blick immer wieder ins Tal Richtung Oberwinden. Der schönste dieser Ausblicke liegt unmittelbar vor dem letzten Anstieg – und obwohl es nicht mehr weit ist, lohnt es sich, hier noch mal innezuhalten. „Und dann braucht man ja auch noch Zeit, einfach dazusitzen und vor sich hinzuschauen.“ Dieses Zitat von Astrid Lindgren steht auf einem Schild vor einer hölzernen Terrasse und macht klar: Der Weg ist das Ziel. Große, hängende Klang-
hölzer am Wegesrand und Infotafeln zu Flora und Fauna tun ein Übriges.

Auch die Tafeln mit Fragen für kleine Wanderer laden dazu ein, immer wieder stehenzubleiben. Aus welchem Gestein besteht der Hörnleberg? Wem ist die Kapelle auf seinem Gipfel gewidmet und warum wurde sie gebaut? Wer all das wissen möchte, folgt einfach dem kleinen Erlebnispfad, der auf dem Kreuzweg nach oben führt. Schwupps, ist man auf dem 907 Meter hohen Gipfel – ein Ort, den schon die Kelten magisch fanden, sie errichteten hier einst einen Sonnentempel.

Heute steht auf dem Gipfel die Kirche „Unserer lieben Frau vom Hörnleberg“, die im Lauf der Jahrhunderte zu einem viel besuchten Wallfahrtsort geworden ist. Immer wieder finden auch draußen Gottesdienste statt, ein Altar am Hang und Sitzbänke machen das möglich. Traditioneller Wallfahrtstag ist der Samstag; dann hat auch der Kiosk geöffnet und man kann sich als Wanderer verpflegen. Der Blick geht nach Westen zu den Vogesen – bei Sonnenuntergang soll es hier am schönsten sein.

Doch so lange warten, kommt nicht in Frage. „Abi müss ma!“ heißt es, der Rückweg führt, wieder über Forstwege, in einem großen Bogen zurück nach Oberwinden. Falls der Kiosk zu hatte und man die leckeren Linzerschnitten nicht probieren konnte, bietet das am Weg liegende Café des Elztalhotels noch eine Möglichkeit zur Einkehr. Danach geht es über Wiesen zurück nach Oberwinden zum Bahnhof.

Info

Strecke: 15,8 Kilometer
Dauer: 5,5 Stunden
Auf- und Abstieg: je 700 Höhenmeter

Foto: © ZweiTälerLand Tourismus Clemens Emmler