Jugendliteraturpreistärgerin Elena Fankhauser über Feedback und Fortsetzungen Kultur & Medien | 05.12.2019 | Philip Thomas

Mit 16 Jahren hat Elena Fankhauser den Deutschen Jugendbuchpreis gewonnen. Fast fünf Jahre hat die Schülerin dazu an ihrem 455 Seiten starken Roman „Tränen der Hoffnung“ gearbeitet. Herausgekommen ist eine klassische Fantasy-­Geschichte rund um Krieg, Götter und Magie. Im Interview erzählt die Schweizer Autorin von oberflächlichen Charakteren, Feedback und möglichen Fortsetzungen.

f79 // In deinem Buch „Tränen der Hoffnung“ muss sich Titelheldin Jane plötzlich völlig neuen Herausforderungen stellen. Ging es dir nach der Auszeichnung als Jugendbuchautorin des Jahres auch so?
Elena // Abgesehen davon, dass ich nun mein eigenes Buch in den Händen halten kann, ist eigentlich alles beim Alten geblieben. Meine Familie und meine Freunde haben schließlich gewusst, dass ich an einer Geschichte arbeite. Von dem Preis waren wir trotzdem alle überrascht.

f79 // Dein Buch ist ein klassischer Fantasy-Roman. Hast du dich beim Schreiben an berühmten Werken wie „Herr der Ringe“ oder „Game of Thrones“ orientiert?
Elena // Nicht unbedingt, nur Action war mir wichtig (lacht). Ich liebe das Lesen, und einige meiner Ideen stammen auch aus Welten wie Harry Potter, bestimmte Vorbilder habe ich aber nicht. Schon als ich klein war, habe ich Bildergeschichten gezeichnet. In der dritten Klasse habe ich meine erste 33-seitige Geschichte geschrieben. „Buch“ konnte man das aber nicht nennen.

f79 // Nun hast du eine 450-seitige Geschichte geschrieben. Wurde gleich dein erstes Manuskript angenommen?
Elena // Von der ersten Idee bis zum fertigen Buch sind fast fünf Jahre vergangen. Anfangs habe ich nur ein bisschen geschrieben. Dann habe ich meine Geschichte verschiedenen Verlagen angeboten. Die haben allerdings zwischen 5.000 und 15.000 Euro für den Druck verlangt. Ich bin schließlich über einen Wett-bewerb für junge Autoren an die Deutsche Literaturgesellschaft gekommen. Ich habe zuerst nicht gewonnen, aber viel nützliches Feedback bekommen. Mit den Tipps habe ich meine Geschichte auf den Kopf gestellt und den Wettbewerb ein Jahr später für mich entschieden.

f79 // Was genau hast du geändert?
Elena // Inhaltlich habe ich vieles weggestrichen und neue Dinge hinzugefügt. Gerade wegen des „kindischen“ Schreibstils habe ich viele Sätze nochmal geändert. Außerdem habe ich versucht, den Charakteren mehr Leben einzuhauchen. Meine Charaktere hatten anfangs zu wenig Tiefe und waren noch sehr oberflächlich.

f79 // Hast du dir sonst noch Anregungen geholt?
Elena // Meine Freunde und Familie kannten meine Zeilen bereits vor der Veröffentlichung. Auch sie haben mir nochmal nützliches Feedback gegeben.

f79 // Dein Buch wird oft im gleichen Atemzug genannt wie dein noch junges Alter. Nervt dich das ein bisschen?
Elena // Das stört mich nicht. Die einen sagen, dass sich ein Buch von einer so jungen Autorin nicht lohnen würde, andere finden es gerade deswegen gut. Ich freue mich bloß, dass meine Geschichte nun gelesen wird.

f79 // Planst du nach dem Preis eine Karriere als Autorin oder weitere Fortsetzungen?
Elena // Schreiben ist ein Hobby. Ich werde zwar mit zehn Prozent an jedem verkauften Buch beteiligt, man muss aber Bestseller produzieren, um davon leben zu können. Allerdings sind ein zweiter und dritter Band von „Tränen der Hoffnung“ in Planung. Ich habe das Ende im ersten Band absichtlich offengelassen.

Preisgekrönt: Elena Fankhauser ist 16 Jahre und wohnt mit ihrer Familie in der Nähe von Winterthur in der Schweiz. Von klein auf las sie leidenschaftlich gern Bücher. Ihre erste, rund 33-seitige Geschichte schrieb sie im Alter von neun Jahren. Wenn die Schülerin heute nicht in einem Buch schmökert, spielt sie Fußball, Klavier, tanzt oder hört Musik. Über die Auszeichnung von „Tränen der Hoffnung“ als Jugendbuch des Jahres 2019 ist sie überglücklich: „Mein Traum, meine Geschichte mit anderen teilen zu dürfen, ist Wirklichkeit geworden, und ich kann es immer noch kaum fassen.“

In „Tränen der Hoffnung“ muss sich die Auserwählte Jane Taylor gegen finstere Mächte und Dunkle Magie behaupten und eine uralte Prophezeiung erfüllen. Actionreiche High-Fantasy, flott erzählt und nicht ohne die ein oder andere überraschende Wendung.

Leseprobe:
„Dunkelheit verschlang mich, ich tauchte tief in sie herab. In das Schwarze, in die Stille, in das Federleichte, in das endlos Schweigende. Ich glitt immer tiefer, fiel und fiel, zuerst schnell, dann langsamer, so, als ob ich einen Widerstand hätte. Dann wurde plötzlich hohes Dröhnen laut. Die lähmende Dunkelheit begann, nebst dem Vibrieren, zu ächzen, zu stöhnen und zu klirren. Und dann war es auf einmal still.“

 

Cover

Autorin: Elena Fankhauser
Verlag: Dt. Literatur-gesellschaft
Seiten: 455, broschiert
Preis: 14,95 €

 

 

 

Foto: @ privat