Legales Wildcampen im Südschwarzwald: Eine Nacht im Trekking-Camp Sport | 24.09.2023 | Lenja Kruck

Es ist der Traum eines jeden Naturliebhabers: Die Siebensachen in den Rucksack werfen, an einem Sommertag in den Wald aufbrechen und abends irgendwo sein Lager aufschlagen. Das leise Geraschel des Waldes wiegt dich unter dem Sternenhimmel friedlich in den Schlaf. Wie gut klappt das in einem der neun Trekking-Camps im Schwarzwald? f79-Autorin Lenja Kruck hat’s getestet.

Wie so oft hat die deutsche Gesetzgebung was gegen den unschuldigen Traum: Wildcampen ist hierzulande verboten – anders als im Baltikum, Skandinavien oder Schottland. Auch beim Biwakieren (dem Übernachten unter freiem Himmel ohne Zelt) bewegt man sich hier in einer rechtlichen Grauzone.

Doch der Schwarzwald ist eine Ausnahme. In einer der beliebtesten Trekkingregionen des Landes gibt es seit 2017 sogenannte Trekking-Camps. Hier im Naturpark Südschwarzwald ist Wildcampen also unter gewissen Bedingungen erlaubt. Eine Nacht kann man legal mitten im Wald verbringen. Wie gut das klappt? Ich habe das Abenteuer gewagt und bin mit ein paar Gleichgesinnten aufgebrochen. Unser Ziel: ein Camp unweit von Freiburg.

Camp im Wald

Die Trekking-Camps sind im Schwarzwald verteilt. Die genauen Koordinaten
bekommen Wandernde nach der Buchung.

Zwölf Euro kostet einer der drei Zelt-Stellplätze. In der Nebensaison zahlt man das auch auf einem normalen Campingplatz. Die Buchung des Trekking-Camps geht online. Aber Achtung: Die Plätze sind oft schon Monate im Voraus ausgebucht. Wir finden dennoch einen passenden Tag – und bekommen nach der Buchung eine E-Mail mit den genauen Koordinaten. Dazu gibt’s eine Wegbeschreibung zum Camp. Es ist – zumindest theoretisch – im Vorhinein nicht auf offiziellen Karten zu finden. Sonst könnte man dort ja ohne Buchung übernachten. Wir haben Glück: Zwischen dutzenden ausgebuchten Nächten ist ausgerechnet eine von Samstag auf Sonntag noch frei.

Von der Endstation der Tramlinie nach Günterstal geht es für uns los. Die Route planen wir mit dem digitalen Reiseführer Outdooractive. Mit ausgiebigen Pausen dauert die Wanderung etwas über zweieinhalb Stunden. Wir überwinden stolze 650 Höhenmeter innerhalb von achteinhalb Kilometern.

Auf das Camp stoßen wir dann ziemlich unvermittelt; es liegt recht nah an einem Forstweg. Auf der anderen Seite führt ein kleiner, aber frequentierter Wanderpfad entlang. Nicht ganz die Abgeschiedenheit, die wir uns ausgemalt hatten, aber das wird sich in den späteren Abendstunden noch legen.

Das Camp verfügt über ein Trockentoiletten-Häuschen: Hier gibt es keine Spülung, stattdessen schippt man nach dem Toilettengang eine Schaufel Rindenmulch hinterher, um den Kompostierprozess voranzutreiben und Geruchsbildung zu verringern. Außerdem gibt es eine Feuerstelle mit rustikalen Holzbänken; auf dem Grillrost ist mit Kabelbindern allerdings die Warnung befestigt, dass aufgrund der hohen Waldbrandgefahr Lagerfeuer leider nicht erlaubt sind.

Grillstelle im Wald

Die Ausstattung vor Ort ist rustikal: eine Grillstelle,
ein Öko-Klo und eine einfache Wasserstelle.

Der in der Wegbeschreibung erwähnte Brunnen entpuppt sich als in eine Holzrinne kanalisierter Bach. Naiverweise haben wir keinen Wasserfilter dabei; Schaden genommen hat bis zum Redaktionsschluss von dem Wasser allerdings niemand.

Gegen Abend kommt noch ein Mountain­biker, der ebenfalls einen Platz gebucht hat; er ist freundlich, aber etwas schweigsam. Wahrscheinlich die Erschöpfung. Gemeinsam lösen wir ein Problem mit seinem Campingkocher, dann kriecht er in sein Zelt. Noch während zwischen den Buchenstämmen die Junisonne untergeht.

Wir haben uns ob des guten Wetters für eine Übernachtung unter freiem Himmel entschieden. Wegen der spitzen Steine auf dem Untergrund sorgen wir uns ein wenig um unsere Isomatten, aber die Sorge erweist sich als unberechtigt. Und Sterne kommen trotz der noch aus Freiburg wirkenden Lichtverschmutzung auch einige hervor.

Was wir mitnehmen: eine schöne Nacht im Wald unter dem Sternenhimmel für relativ kleines Geld. Zwei entschleunigende, wenn auch etwas anstrengende Wanderungen durch den Schwarzwald. Und einige Mückenstiche.

Trekking-Camps

Seit Mai 2017 können Naturbegeisterte im Schwarzwald ihr Zelt ganz legal im Wald aufstellen. Neun Trekking-Camps stehen zur Auswahl zwischen Baden-Baden und Freudenstadt. Sie können online gebucht werden auf www.nationalpark-schwarzwald.de. Möglich ist das von Mai bis Oktober. „Die Camps liegen abseits der Ortschaften und sind nur zu Fuß zu erreichen“, informiert der Nationalpark. Wasser und Verpflegung müssen die Trekker*innen selbst mitbringen, Müll muss wieder mitgenommen werden. Vor Ort gibt es Stellplätze für bis zu drei Zelte, eine Feuerstelle, ein kleines Toilettenhäuschen. Eine Nacht kostet zwölf Euro pro Zelt und Nacht.

Foto: iStock.com/South_agency, Sebastian Schroeder Esch, Andreas Schaefer