»Eins der stärksten Doppel« – Wie dem SC ein top Start in die E-Football-Liga geglückt ist Games | 25.12.2023 | Till Neumann

Digitale Kicker (v. l.): Gianluca Mautone, Spielertrainer David Queck, Luca Schirinzi und Jakob Wagner Digitale Kicker (v. l.): Gianluca Mautone, Spielertrainer David Queck, Luca Schirinzi und Jakob Wagner

Profi-Kicker am Controller: Seit dieser Saison müssen alle Vereine der Fußballbundesliga Teams in der Virtual Bundesliga (VBL) stellen. Damit ist auch der SC Freiburg ins Geschäft eingestiegen. Nach sieben Spielen steht das Team auf den vorderen Plätzen – geht aber ohne Saisonziel ins Rennen.

Montag, 16.30 Uhr. Das E-Sport-Team des Sportclubs trifft sich zum Training. Über die Onlineplattform Discord sind drei Spieler und Spielertrainer David Queck zusammengeschaltet. Der 20-Jährige beginnt eine Videoanalyse mit dem Drittliga-Spiel seines 22 Jahre alten Kollegen Fabian Hackenbruch gegen den SC Preußen Münster.

„Das ist gut gegengepresst. Es wäre aber schlauer gewesen, den Raum abzudecken, als den Ball zu erobern“, rät Queck und zeigt entsprechende Szenen. „Es ist so wild, sein eigenes Spiel im Anschluss anzuschauen, man fühlt sich in manchen Situationen etwas komisch“, sagt Hackenbruch später.

Was beim digitalen Training passiert, ist für viele Neuland. Schließlich ist der SC Freiburg erstmals in der Liga dabei – und hat sein Team frisch zusammengestellt. Hauptspieler für die 1. Liga sind David Queck und Gianluca Mautone (18). Sie stehen nach zehn Spielen überraschend auf Platz 7 der 17 Teams starken Division Süd-Ost. Die Saison geht bis März und endet in Playoffs.

Dabei sagt SC-Kommunikationsleiter Holger Rehm-Engel: „Für uns war das Projekt E-Football vor der Saison viel Neuland.“ Auch mithilfe einer E-Sports-Agentur und einem Scouting-Turnier hat der Verein eine fünfköpfige Mannschaft zusammengestellt. Und dabei neben den spielerischen Qualitäten vor allem auch auf Charakter, Herkunft und SC-Affinität geschaut. Einfach die besten Spieler zu kaufen, sei nicht der Ansatz gewesen.

Mit David Queck haben sie einen Spielertrainer, der drei Jahre VBL-Erfahrung hat. Er war bei den Würzburger Kickers und dem SV Sandhausen. In Single- und Duospielen tritt er seit November mit seinem Teamkollegen Mautone an, der vorher beim FC Basel e-kickte. „Ich traue unserem Team viel zu, wir sind sehr gut eingespielt“, sagt Queck. „Wir sind sicher eines der stärksten Doppel der Liga.“

Auch Teamkoordinator Konstantin Sarantidis ist neu. Der 23-Jährige hat vorher in Mönchengladbach und beim BVB im E-Football-Bereich gearbeitet. Er managt das Pilotprojekt und steuert den Social-Media-Content auf der Instagramseite scfreiburg_efootball.

Wie das E-Team angenommen wird, wusste vorab keiner. „Wir hatten schon in Betracht gezogen, dass es den einen oder anderen negativen Kommentar in den Sozialen Medien geben könnte“, räumt Rehm-Engel ein. Doch das blieb aus. Wie auch die ganz große Euphorie. Rund 50 Menschen schauen auf twitch bisher zu, wenn der SC digital kickt. Die Heimspiele finden in einer ehemaligen Umkleidekabine im Europark Stadion statt. Für SC-Mitarbeitende, Sponsoren und möglicherweise auch Fans soll es im Nachbarraum vereinzelt Live-Übertragungen geben. „Du fieberst voll mit, fast als ob das ein normales Fußballspiel wäre“, erzählt Rehm-Engel.

Dass sich in einigen Jahren Tausende im Stadion versammeln, um live bei E-Spielen dabei zu sein, glaubt er nicht. Aber so wirklich wissen kann das in der ersten Saison wohl keiner. Daher gibt es auch kein konkretes Saisonziel. Für David Queck ist nur so viel sicher: „Ich will erfolgreich sein und so weit nach oben, wie es nur geht.“ Allerdings müsse man einem großen mentalen Druck standhalten, deswegen sei es auch eine Option, in zwei Jahren aufzuhören.

Seine Profikarriere betreibt er parallel zu einem Studium. Mit dem Zocken möchte er es nicht übertreiben. Zwei Tage die Woche ist Kreativpause – da spielt er nicht eine Sekunde an der Konsole.