Zocken mit Indiana Jones – im Eschbacher Flippermuseum business im Breisgau | 23.07.2023 | Pascal Lienhard

Flipperfan Yves Muck mit seinem Kollegen Bertram Geimer (v. l.) Flipperfan Yves Muck mit seinem Kollegen Bertram Geimer (v. l.)

Für viele sind Flipper Geschichte: Sie stammen aus einer Ära, in der Spiele noch nicht in die Hosentasche passten. Eigentlich nur logisch, dass die wuchtigen Geräte heute in einem Museum stehen. Doch in Eschbach werden die Maschinen nicht hinter einer Glaswand bestaunt. Im Flippermuseum wird regelmäßig geschraubt und gespielt.

Noch ist es ruhig in der ehemaligen Squash-Halle im Gewerbepark Breisgau in Eschbach. Yves Muck, Vorstand des Flipper- und Arcadevereins, trifft letzte Vorbereitungen, bevor er die Tore zu einem außergewöhnlichen Museum öffnet. In seinem Beastie-Boys-Shirt wirkt der 57-Jährige jugendlich. Das dürfte auch daran liegen, dass er sich seine große Leidenschaft bewahrt hat.

Seit seiner Kindheit ist Muck von Flipperautomaten begeistert. Im Studium hat er Geräte aufgekauft, repariert, weiterverkauft – und die meisten behalten. Seit 17 Jahren haben sie in Eschbach ihre Heimat gefunden. Auf einer kurzen Tour präsentiert Muck rund 60 Geräte. Der älteste Automat stamme aus dem Jahr 1966.

Ein Gang durch die zweigeschossige Halle gleicht einem Ritt durch rund 60 Jahre Popkultur. Star Trek, Herr der Ringe, Zurück in die Zukunft, Addams Family, Simpsons, Fluch der Karibik: Sie alle sind hier auf Flipperautomaten verewigt. Natürlich fehlt auch die britische Band The Who nicht, die dem Spiel mit „Pinball Wizard“ ein schräges Denkmal gesetzt hat. „Inzwischen werden fast nur noch solche lizenzierten Automaten produziert“, erklärt Muck.

Ein- bis zweimal im Monat lädt der Eschbacher die Öffentlichkeit ins Museum. An diesem Samstagnachmittag hat auch eine Familie aus Konstanz den Weg in den Breisgau gefunden. „Es empfiehlt sich, vor dem Besuch zu reservieren, da wir meist ausverkauft sind“, sagt Muck.

Wie ein Museum wirkt die Halle nicht gerade. Spätestens wenn der AC/DC-Flipper zu blinken beginnt und der „Rock ’n’ Roll Train“ aus dem Gerät knallt, wähnt man sich in einer urigen Rockkneipe. Sobald die ersten Apparate laufen, wird es laut: Titelmelodien von Filmen, Gitarrenakkorde von Led Zeppelin und das charakteristische Gebimmel der Automaten mischen sich mit dem allgemeinen Stimmengewirr.

Flipper

Ein Gang durch die Popgeschichte: von AC/DC bis „Zurück in die Zukunft“.

Zu den beliebtesten Geräten zählt der Indiana-Jones-Flipper. Um das Spiel zu starten, muss ein Revolver am Gerät abgedrückt werden: Auf dass sich die Gäste in Eschbach wie einst Indy im Tempel des Todes fühlen. Beliebt ist aktuell auch das brandneue Gerät mit Motiven aus der Serie „The Munsters“. Satte 9500 Euro hat die Premiumausgabe gekostet. „Es gibt auch eine billigere Pro- und eine teurere Limited-Edition-Version“, erklärt Muck.

Natürlich geht an der zum Teil alten Technik immer mal wieder was kaputt. Das ist erst mal nicht weiter tragisch. Regelmäßig treffen sich Mitglieder des Vereins, um an den alten Maschinen zu werkeln. „Die Leute kennen sich ja auf den unterschiedlichsten Fachgebieten aus“, freut sich Muck. Zudem gibt es Workshops und Thementage.

Sorgen bereitet dem Verein die Finanzierung. Gerne würde Muck noch eine zweite ehemalige Squash-Box im Gebäude dazunehmen. Aber Einnahmen gibt’s nur durch Vereinsgebühren und Tagesmitgliedschaften. Unterstützung vom Land bekommt das Museum nicht. Der Grund sei obskur: Im Flippermuseum dürften die Ausstellungsstücke angefasst und benutzt werden, das würde nicht mit den Förderrichtlinien übereinstimmen. „Das halte ich für paradox“, ärgert sich der Vereinsvorstand. „Es handelt sich hier schließlich auch um ein technisches Museum.“

Oft kommen Eltern mit Kindern ins Museum. Doch die jüngeren Gäste seien oft erst mal skeptisch. „Letztlich sind sie dann doch begeistert und wollen gar nicht mehr nach Hause“, sagt Muck. Einmal habe eine Mutter nach Ende der Veranstaltung ihren Sohn schlichtweg vergessen. Das Saallicht war schon wieder eingeschaltet. Der Filius hatte im ersten Obergeschoss fröhlich weitergespielt.

Tatsächlich kann man sich beim Flippern verlieren. Auch wenn sich der bib-Autor vergeblich am Rekord der AC/DC-Maschine abmüht. Vielleicht sind Flipper reif fürs Museum – solange sie wie hier noch bespielt werden.

Der nächste Flipper- und Arcadeabend wird voraussichtlich nach der Sommerpause Ende August oder Anfang September stattfinden.

Mehr Infos

Fotos: © Pascal Lienhard