Die Minecraft Architekten: Junge Cracks bauen Freiburg digital auf Games | 22.06.2023 | Pascal Lienhard

Minecraft Konstruktion Freiburg wächst: Mit dem Martinstor sind die jungen Minecraft-Gamer schon fertig. 

Soll der Sandstein am Martinstor eine neue Farbe bekommen? Der Vorschlag wird abgelehnt, alles soll beim Alten bleiben. Aber die Gebäude neben dem Freiburger Wahrzeichen – die könnten eine Überholung vertragen. Nein, es steht kein Face­lifting der Freiburger Innenstadt an. Stattdessen baut eine Gruppe Kinder und Jugendlicher die Breisgaumetropole nach – in Minecraft.

Wer den Begriff nicht kennt, wurde wahrscheinlich im vergangenen Jahrtausend geboren. Von keinem anderen Computerspiel gingen mehr Exemplare über die Theke als von Minecraft. Unter anderem können Nutzer*innen ganze Welten mit viereckigen Blöcken erschaffen.

Auch in Freiburg hat das Spiel viele Fans. 14 von ihnen treffen sich wöchentlich auf dem bei Gamer*innen beliebten Online-Portal Discord. Dort sprechen sie über ihr Projekt und werkeln an einer coolen Klötzchen-Version Freiburgs.

Koordiniert wird „Freiburg City Building“ von Niklas Fimm. Der 33-Jährige ist Sozialpädagoge beim Jugendbildungswerk Freiburg. Ihm ist es wichtig, den 11- bis 15-Jährigen Kompetenzen im Projektmanagement zu vermitteln. „Das kommt in der Schule leider zu kurz“, findet er. Deshalb hatte Fimm keine Einwände, als die jungen Baumeister den Plan schmiedeten, ganz Freiburg nachzubauen. „Dass das nicht machbar ist, haben sie schnell erkannt“, berichtet der Pädagoge. Der Kompromiss: Zunächst steht der Raum zwischen Martinstor und Dreisam im Fokus.

Nach rund fünf Monaten hat das Team Ende Mai schon einiges zu präsentieren: Mehr als 1000 Blöcke sind in mühevoller Kleinarbeit verbaut. Allein der Aufbau eines Freiburger Wahrzeichens hat satte zehn Stunden gedauert – doch das hat sich gelohnt: Das Martinstor inklusive Mc­Donalds-Schriftzug ist klar zu erkennen. Errichtet hat es JediWlanKenobi. Gesteuert wird der Avatar vom 15-jährigen Paul. Er ist mit anderen begeisterten Mitstreitern vergangenes Jahr im Haus der Jugend auf die Idee für das Projekt gekommen.

Neben dem Martinstor stehen im Miniatur-Freiburg bereits die Nachbarhäuser, das Goethe-Gymnasium und die ersten Meter der Fischerau sind ebenfalls auszumachen. Die jungen Baumeister arbeiten mit viel Herzblut. „Es ist toll, was alles möglich ist und wie viel wir bauen können“, sagt der 15-jährige Linus. Ähnlich sieht das Johnny: Der 14-Jährige findet es cool, mit Leuten, die er abseits des Spiels nicht kennengelernt hätte, die eigene Stadt nachzubauen.

Für „City Building Freiburg“ hat das Jugendbildungswerk einen eigenen Minecraft-Server angemietet. Damit alles rundläuft, hat Fimm den 17-jährigen Joshua Herr als Administrator ins Boot geholt. „Ich bin zwar selbst Gamer, mit Minecraft kenne ich mich aber kaum aus“, sagt Fimm. Herr dagegen zockt das Spiel seit elf Jahren.

Fimm kann sich viele Einsatzmöglichkeiten für das Minecraft-Freiburg vorstellen: Dazu gehören nicht nur digitale Stadtführungen, sondern auch Beteiligungsverfahren. Sollte beispielsweise irgendwann der Holzmarkt umgebaut werden, könnten Jugendliche ihre Ideen direkt auf dem Server präsentieren. Das erinnert an ein Projekt in Cottbus: Dort haben Jugendliche während der Pandemie mit YouTubern ihre Stadt der Zukunft in Minecraft kreiert.

Eigentlich läuft das Projekt nur noch bis Mitte Juli. „Wir wollen es aber auf jeden Fall weiterführen“, sagt Fimm. Gerade kümmert er sich um die weitere Finanzierung. Die Nachwuchs-Baumeister haben derweil noch einiges vor. Auf die Frage, welches Freiburger Bauwerk sie unbedingt noch bauen wollen, haben fast alle die gleiche Antwort: Das Freiburger Münster braucht einen Doppelgänger auf dem Minecraft-Server.

Foto: © City Building Freiburg