»Die geilen Fancy Dinger« – Warum in Freiburg auf Rollschuhen getanzt wird STADTGEPLAUDER | 22.03.2024 | Till Neumann

Eine Gruppe Rollschuhfahrer

Lichterketten, Elektrotracks und Rollschuhe. Seit November lädt die Gruppe „Skatedance Freiburg“ zu regelmäßigen Rollerdiskos ein. Der Andrang ist groß, auch Gruppen aus der Schweiz, Österreich und Frankreich reisen an. chilli-Redakteur Till Neumann hat beim Training vorbeigeschaut. Er hat sich nichts gebrochen – aber gelernt, dass tanzen auf Rädern ganz schön tricky ist.

Mittwochabend. 21 Uhr. Simone Schuldis und ihre Rollerdisko-Crew treffen sich in der Schauenberghalle der FT 1844 zum Training. Was die Freund·innen hier aufgezogen haben, hört sich retro an, begeistert aber viele: Rund 150 Menschen waren bei der Skatedance-Rollerdisko am vorangangenen Samstag: „Das Rollschuhlaufen erlebt generell ein Revival“, erzählt Michaela Steib-Bauert (o., Dritte von rechts). Die 56-Jährige ist seit 1,5 Jahren Teil der Gruppe – und begeistert vom Zusammenhalt. 

Angefixt worden ist die Gruppe auch vom Berliner Model Oumi Janta. Sie hat in Corona-Zeiten Videos auf Rollschuhen gepostet und ist damit viral gegangen. Janta hat mittlerweile den Jam.Skate.Club in Berlin gegründet und begeistert Tausende mit ihren Tanzvideos.

Die Freiburger·innen haben sich auch von Rollschuhvideos aus Kalifornien in­spirieren lassen. Simone Schuldis hat Youtube-Videos geschaut und kurzerhand gesagt: „Geil, das machen wir auch.“ Die alten Rollschuhe im Schrank liefen nicht mehr. Also haben sie sich „die geilen ­fancy Dinger aus den USA bestellt“, erzählt die 45-Jährige. Die anderen lachen. Wie oft in der Runde. Die Stimmung ist gelöst. Es geht weniger um die coolsten Moves als darum, gemeinsam zu tanzen, zu rollern und Spaß zu haben.

Zwei von vielen: Simone Schuldis (u.r.) und Kathrin Maldener von Skatedance Freiburg.

Zwei von vielen: Simone Schuldis (u.r.) und Kathrin Maldener von Skatedance Freiburg.

Bei Michaela Steib-Bauert hört der Spaß bei schlechter Qualität der Schuhe aber auf. Sie nennt sich „Roller Nerd“ und ist ein Technik-Fuchs. Wie viel ihre Schuhe kosten? „Welches Paar?“, ihre Gegenfrage. Die Runde lacht wieder. Ein guter Skateschuh fange bei 450 Euro an – und gehe hoch bis über 1200 Euro.

Doch auch der Style zählt: Das Paar, das ich heute bekomme, hat blinkende Rollen – und eine glänzende Oberfläche. Als sportlicher Mensch mit Langlauf-Erfahrung komme ich damit ganz gut voran. Zumindest das Rollschuhfahren geht ohne Blamage. Elektromusik in der Halle und hübsche XXL-Lichterketten sorgen dafür, dass man fast automatisch in den Tanzmodus verfällt.

Aber Achtung: Was auf den Instagram-Videos der Gruppe so easy aussieht, ist knifflig. Ich merke schnell: Vor- und zurückbouncen auf Rädern muss gelernt sein. Kathrin Maldener nimmt mich zur Seite und zeigt mir einen Einsteiger-Trick: den Downtown. Ein simpler Links-rechts-Move mit teilweise überkreuzten Beinen. Machbar, aber nicht ohne sich zu fühlen wie ein betrunkener Flamingo.

Am Ende gibt es Lob von allen für meine ersten Skatedance-Schritte – und eine herzliche Einladung zur nächsten Rollerdisko. Sie steigt am Samstag, 13. April. Am frühen Abend für Familien. Danach für Erwachsene. Im März haben sich dabei zwei Fahrerinnen Knochenbrüche zugezogen. Aber das ist die absolute Ausnahme, betont die Rollercrew. Blaue Flecken seien dafür normal. Als Grundregel gilt trotz Disko Fever: Don’t drink and drive.

Fotos: © tln