»So ziemlich alles möglich« – Wie Freiburger·innen kostenlos Lastenräder mieten können Mobilität | 15.04.2024 | Till Neumann

Robert Schneider (links) und Robert Gundlach. Lassen es rollen: Robert Schneider (links) und Robert Gundlach.

Rund 6000 Euro kostet ein E-Lastenrad. Null Euro kostet es, eins in Freiburg zu mieten. Möglich macht das der Verein Lastenvelo Freiburg. Seine Flotte ist gerade auf 35 Räder gewachsen. Rund 1000 Nutzende fahren damit durch die Stadt. Sie transportieren auch mal einen Kühlschrank, Equipment für einen Videodreh oder stemmen einen Umzug.

Seit 2015 macht der Verein Lastenvelo Freiburg ein spektakuläres Angebot: Er bietet die großen Räder zum kostenlosen Verleih an. Bis zu 72 Stunden kann sich jeder ein Rad leihen. Initiiert hat das Robert Schneider. Der 40-jährige Velocrack sieht darin ein Bildungsprojekt: „Man muss nicht alles mit dem Auto machen. Wir wollen zeigen, wie praktisch Lastenräder sind.“

Rund 5000 Menschen sind bei Lastenvelo registriert. Etwa 1000 nutzen das Angebot regelmäßig, berichtet Schneider. 2017 waren es noch knapp 500. Warum sich die Zahl verdoppelt hat? Schneider erklärt sich das unter anderem mit dem wachsenden Angebot: „Wenn du ein Rad an einen neuen Standort bringst – zum Beispiel in Denzlingen oder am Seepark – akquiriert das neue Leute.“ In die Karten spielt auch die wachsende Radinfrastruktur, zum Beispiel am Schwabentorring: „Sensationell, wie viel Platz da plötzlich ist“, schwärmt Schneider. Die Freiburger Radwege seien hochgradig attraktiv.

35 Räder umfasst die Flotte. In Freiburg, Denzlingen, Waldkirch, Bad Krozingen, Gundelfingen und Heuweiler. Das neueste Bike steht an der Lokhalle am Güterbahnhof. Gesponsert hat es die Badenova. Mehr als 200.000 Euro schwer ist die Flotte, doch die Ausgaben bleiben überschaubar: „Fast alle Anschaffungen waren über Förderungen und Spendengelder möglich“, berichtet Schneider. Das Warten der Velos läuft über Radpatenschaften, viele der 50 Vereinsmitglieder betreuen jeweils ein Rad.

kein Auto ersetzt

Ob deswegen weniger Autos durch Freiburg fahren? „Eher nicht“, sagt Schneider, „wer unsere Räder nutzt, ist eh rad-affin und würde die Transporte sonst eher mit Packtaschen machen.“ Doch in einigen Fällen geht das kaum. Davon kann Robert Gundlach berichten. Der Klimamanager im Freiburger Rathaus nutzt die Velos regelmäßig – und hat kürzlich einen Kühlschrank transportiert. „Easy“, sagt der 36-Jährige. „Wenn man das mit Spanngurten sichert, passt es und man kommt überall gut lang.“

„Absolut super“ findet Gundlach das Angebot, so wertvolle Räder zu teilen. Es zeige: Nachhaltige Mobilität ist möglich. Sharing sei viel besser als Zuschüsse für den Kauf von Lastenrädern. Die findet Gundlach „absolut sinnlos“, weil Bikes für nur eine Person viel Fläche verbrauchen und auch viel rumstehen. Er selbst nutzt die Lastenräder für den Wocheneinkauf, für Foodsharing, ein Picknick an der Dreisam oder eben Kühlschränke. Dazu bucht er sich je nach Bedarf das richtige Rad.

Was man damit alles transportieren kann? „Es ist so ziemlich alles möglich“, sagt Schneider. Auch dank des imposanten Zweisitzers „Veload“. Er kann bis zu 200 Kilo auf der Ladefläche stemmen – ist aber nur nach einer kurzen Schulung buchbar.

Für Schneider läuft das System super. Zu kämpfen hat der Verein lediglich mit Diebstählen: „Bei einem Rad wird alle zwei Wochen das Display geklaut.“ Ganze Räder zu entwenden, ist dafür gewagt: Alle Bikes sind per GPS zu orten. Buchbar sind sie bisher auf der Homepage. Das nächste Ziel von Lastenvelo ist die Entwicklung einer App.

Fotos: © privat