2421 Kilometer: Dieser Freiburger hat beim Stadtradeln die meisten Kilometer geschafft Mobilität | 19.07.2023 | Till Neumann

Hält sich nicht für einen Vielfahrer: Stadtradel-Champ Sven Hofmann aus Freiburg

Jeden Tag 100 Kilometer auf dem Velo: Mit dem Vorsatz ist Sven Hofmann ins Stadtradeln gegangen. Bei seiner ersten Teilnahme hat der 33 Jahre alte Doktorand aus Freiburg direkt alle überflügelt. Dennoch sagt er von sich: „Ich bin kein ambitionierter Fahrer.“

„Dankbarer Ansporn“

Blaues Rad, blonde Haare, rundes Tattoo. Sven Hofmann sieht sportlich aus. Dass er radfährt wie ein Verrückter, sieht man nicht. Der 33-Jährige würde das auch nicht so sagen. Er hält sich für einen normalen Radler. Das Stadtradeln war da ein „dankbarer Ansporn“, eine Schippe draufzulegen. „Ich hatte Bock“, erzählt der Doktorand der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Sein Ziel: Jeden Tag 100 Kilometer auf dem Velo. Die Aktion ging drei Wochen lang, vom 19. Juni bis zum 9. Juli. Mit den 2421 Kilometern schaffte es Hofmann auf 115 Kilometer am Tag.

Dazu radelte er jeden Morgen vor der Arbeit drei Stunden – und kam so auf sein Pensum. Statt um halb 7 Uhr im Büro zu sein, wurde es halb 11. Ein Problem sei das als Promovierender nicht gewesen. „Ich bin lange nicht mehr so viel gefahren“, erzählt Hofmann. Die Beine hätten sich dennoch nicht beschwert. Der Grund: Er konnte sein eigenes Tempo gehen. „Wenn du nicht pushen musst, passt das schon“, sagt Hofmann. 

460 Kilometer in zwei Tagen

Stadtradeln Stars

Beeindruckend: Manche fahren 5700 Kilometer weit

Er hat gehört, dass es deutschlandweit Cracks gibt, die beim Stadtradeln bis zu 5000 Kilometer schaffen. Damit hat er recht. Die sogenannten „Stadtradeln-Stars“ listen Fahrer mit mehr als 5700 Kilometern in drei Wochen. „Es ist sehr gut denkbar, dass dies auch die bisherigen Höchstwerte der Kampagne sind, das wissen wir aber nicht genau“, informiert Sebastian Reisch vom Stadtradeln-Team auf chilli-Anfrage.

Hofmann war selbst überrascht vom eigenen Spitzenplatz. „Ich bin kein ambitionierter Fahrer“, sagt er über sich selbst. Das Gegenteil hat er sich selbst am letzten Wochenende der Challenge bewiesen. Ein Cousin feierte Geburtstag am Bodensee. Also fuhr er spontan mit dem Rad hin. Und am nächsten Tag die selbe Strecke wieder zurück. Auf 460 Kilometer kam er so – mit einem Abstecher nach Basel.

Der Freiburger promoviert zu Borkenkäfern. Wie sich die stoppen lassen können, ist ihm auch beim vielen Radfahren nicht eingefallen. Dafür ist sein Tretlager jetzt hinüber. Tauschen kann er das selbst.

Stadtradeln Freiburg - Sven Hofmann

Sind weit gekommen: Sven Hofmann und sein blaues Rennrad.

Fünf Kilometer mehr

Die Kilometer beim Stadtradeln lassen sich über eine Tracking-App automatisch ins System übertragen. Geklappt hat das bei Hofmann nicht. Wie auch schon beim Vorjahreschamp aus Freiburg, der es in drei Wochen auf fünf Kilometer mehr brachte: Michael Denz fuhr 2022 genau 2426 Kilometer.

Ob Hofmann kommendes Jahr wieder mitmacht, ist noch nicht ausgemacht. „Ich finde die Idee gut“, sagt er. Doch gerne würde er mehr mit anderen fahren. In diesem Jahr war vereinzelt seine Frau dabei. Sonst war er alleine unterwegs. Die morgendlichen Touren führten ihn durch den Kaiserstuhl, nach Neuenburg oder bis Colmar.

„Das kostet nix“

Ein Auto hat Hofmann. Er nutzt es in Freiburg aber kaum: „Das macht keinen Sinn.“ Wenn er es nehme, komme er immer zu spät. Für die Stadt wünscht er sich als Radler eine durchgehende Rechtsabbieger-Regelung an roten Ampeln. „Das ist einfach umzusetzen und kostet nix“, erklärt Hofmann. Freiburg findet er im Vergleich zu anderen Städten vorbildlich in Sachen Radinfrastruktur. „Wenn man hier ist, findet man es ausbaufähig. Wenn man woanders ist, merkt man, was man hat.“

Stadtradeln

Das Stadtradeln 2023 kann in Baden-Württemberg nach zweieinhalb Monaten Rekordzahlen vermelden, informiert die Initiative Radkultur: „763 Gemeinden, Städte und Landkreise rufen in diesem Jahr zum gemeinsamen Kilometersammeln auf.“ Das sei eine deutliche Steigerung zu den Rekordzahlen aus dem Jahr 2022 mit 660 Kommunen. Baden-Württemberg liege zur Halbzeit des nachhaltigen Wettbewerbs auf dem 1. Platz im Bundesvergleich in Sachen gefahrene Strecke. 215.000 Teilnehmende hätten hier mehr als 46.000.000 Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt. Das entspreche rund 7.500 Tonnen vermiedenem CO2-Ausstoß.

Auch Freiburg meldet Rekordwerte: Mit 9.180 Teilnehmenden sei eine Bestmarke aufgestellt worden. Sie hätten rund 2,15 Millionen Radkilometer zurückgelegt. „Mehr als je zuvor!“ Das entspreche 9,3 Kilometer pro Kopf. „Freiburg lässt die Konkurrenz hinter sich und krönt sich selbst zur radverrücktesten Großstadt Deutschlands!“, meldet Felix Heck von der Stabsstelle Mobilität der Stadtverwaltung.

Foto: © Till Neumann

Freiburgs Stadtradeln-Champion: »Radfahren ist eine Sucht für mich«