Kaffee statt Karre – Freiburger Gastronomen dürfen Parkplätze weiterhin nutzen STADTGEPLAUDER | 14.04.2024 | Philip Thomas

Belfortstraße

Auf einigen Parkplätzen in der Innenstadt darf auch in Zukunft ausgeschenkt werden. Das hat der Gemeinderat entschieden. Vor der Pandemie stießen die Betreiber bei Freiburgs Verwaltung noch auf taube Ohren und horrende Forderungen.

Während der Corona-Pandemie hatte das Freiburger Rathaus Gastronomien gestattet, Auto-Parkplätze zu Sitzflächen umzufunktionieren. Aus der Übergangslösung wird nun ein Dauerzustand: Am 12. Dezember hatte der Gemeinderat über entsprechende Richtlinien entschieden, seit Anfang April sind sie nun gültig. „Für die Innenstadt ist die Erweiterung der Freisitzflächen ein Gewinn, denn an lauen Sommerabenden draußen zu sitzen und das Leben zu genießen, gehört einfach zum Freiburg-Flair und zieht sowohl Einheimische als auch Touristen an“, so Ordnungsbürgermeister Stefan Breiter.

Die Richtlinien sehen die Nutzung von maximal drei Parkplätzen über einen Zeitraum von sechs Monaten im Jahr vor. Der genutzte Parkraum muss außerdem vor der Gebäudefront der Gastronomie und zwischen Bismarckallee und Schlossbergring sowie Dreisam- und Friedrichstraße liegen. Ausgenommen sind Bereiche an der Löwen-, Niemens- und Universitätsstraße sowie Lieferzonen, Taxi- und Behindertenparkplätze.

Cafe_Huber

Freiburgs Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Sarah Baumgart, geht es in dem Zusammenhang weniger um Parkfläche als barrierefreie Bürgersteige. „Da muss man den Einzelfall betrachten“, sagt sie. Allerdings seien gehandicapte Personen oftmals auf das Auto angewiesen, die Mobilitätswende werde im Beirat daher auch sorgenvoll verfolgt.

24 Anträge für Freisitzflächen auf insgesamt 35 Parkplätzen liegen beim Freiburger Amt für öffentliche Ordnung zum Redaktionsschluss vor. Es ist kein südbadischer Sonderweg: Heidelberg hat zwei sogenannte Parklets genehmigt, in Stuttgart sind es drei, Karlsruhe hat 32 öffentliche Parkplätze durch Außengastronomie belegt, und in Mannheim sind es knapp 150 umfunktionierte Parkbuchten.

Fünfstellige Kosten

„Vor Corona war das noch unerwünscht“, erinnert sich Luis Huber, Betreiber des gleichnamigen Cafés an der Wentzingerstraße in Freiburg. Sein erster Antrag beim Ordnungsamt sei abgelehnt worden. „Es hieß damals, es gebe zu wenig Parkplätze“, erinnert sich der 30-Jährige. Auch Robin Pfefferle, Inhaber der Taqueria Yepa Yepa an der Merianstraße, hatte sich bereits 2017 an das Garten- und Tiefbauamt gewandt. „Dort hieß es nur, man müsse für Sitzplätze den Bebauungsplan ändern und das würde fünfstellig kosten.“

Grünes Parklet

Beide Betreiber fordern, wie ursprünglich im Freiburger Gemeinderat diskutiert, Gäste draußen länger als sechs Monate im Jahr bewirten zu können. „Wir hatten bereits einen Schreiner engagiert. Nun müssen wir gucken, ob wir Geld in die Hand nehmen oder wieder Paletten aufstellen“, so ­Pfefferle. 24 Sitzplätze stellte er vergangenes Jahr auf knapp sechs Metern Parkstreifen auf: „Das hat die Straße und uns belebt.“ Auch das Café Huber berichtet von einem Umsatzplus.

Die Corona-Überbleibsel scheinen auch bei Anwohnern nicht unbeliebt. So wisse Christian Dicken, Sprecher vom „Bürgerforum Sedanquartier und Im Grün“, zwar um berufliche Notwendigkeiten, schnell ins Auto einsteigen zu können, er betont allerdings: „Alles, was den Parkverkehr zurückdrängt, hat unsere Unterstützung.“

Fotos: © Sebastian Müller Felix Groteloh