Auf Rekordniveau – SC Freiburg legt beeindruckende Zahlen vor und warnt vor gestiegenen Erwartungen Sport | 11.11.2023 | Philip Thomas

Zusammenrücken: Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Anzahl der Mitglieder beim SC Freiburg verdoppelt.

Sportlich hat der SC Freiburg das erfolgreichste Jahr seiner Geschichte hinter sich. Das macht sich auch wirtschaftlich bemerkbar: Der Bundesligist schraubte seinen Umsatz von 115 auf rund 175 Millionen Euro. Der Gewinn erhöhte sich von zwei auf 16 Millionen Euro. Der Erfolg bringt allerdings auch Unruhe in den Verein.

Platz 5 in der Liga, Halbfinale im DFB-Pokal, Europa-League-Achtelfinale. „Wir waren sportlich und wirtschaftlich noch nie so erfolgreich“, fasste SC-Finanzvorstand Oliver Leki die abgelaufene Spielzeit auf der Jahreshauptversammlung zusammen. Der Verein sei wirtschaftlich kerngesund und genieße mittlerweile nationale Anerkennung.

Exakt 175,3 Millionen Euro erwirtschaftete der Bundesligist im abgelaufenen Geschäftsjahr. In der Saison 2021/22 waren es noch 114,9 Millionen Euro. Die Sponsoring-Einnahmen erhöhten sich um 4,8 auf 23,6 Millionen Euro. Die Erlöse aus dem Kartenverkauf haben sich im Vergleich zur Saison 2021/22 (11,6 Mio.) auf 26,1 Millionen Euro in der Spielzeit 2022/23 mehr als verdoppelt. „Wir haben die Vermarktungsmöglichkeiten im Europa-Park-Stadion genutzt“, kommentiert Leki. Am 16. Oktober 2021 trug der SC sein erstes Punktspiel in der neuen Arena am Messe­gelände aus.

Auch die Sponsoring-Einnahmen erhöhten sich: Von 18,8 Millionen auf 23,6 Millionen Euro. Erlöse durch Merchandise sowie Transfers spülten weitere 43,1 Millionen Euro in die SC-Kasse. In der vorherigen Saison waren es insgesamt 20,9 Millionen Euro. Die größte Einnahmequelle sind aber nach wie vor Fernsehgelder: Insgesamt 82,5 Millionen Euro schütteten Sendestationen an den SC Freiburg aus. In der Saison 2021/22 waren es 63,6 Millionen. Die Europa-League bescherte dem Verein laut Leki rund 20 Millionen Euro: „Der Wettbewerb lohnt sich nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich.“ In der Bundesliga hätten nur fünf Vereine höhere TV-Einnahmen als der Sport-Club.

Stimmkarte

Konsens-Club: Ohne Gegenstimme wurde der Ehrenrat von den SC-Mitgliedern entlastet.

Unter dem Strich steht ein Plus von 16,1 Millionen Euro. Das Eigenkapital betrug zum Stichtag rund 111 Millionen Euro. Zum Vorjahreszeitpunkt waren es 95 Millionen Euro. Die Bilanzsumme liegt bei 149,1 Millionen Euro (Vorjahr: 137,8 Millionen Euro). Seine Verbindlichkeiten reduzierte der Verein von 29,2 Millionen auf 22,6 Millionen Euro. „Wir haben keinen einzigen Euro Bankschulden. Das unterscheidet uns“, sagte Leki unter Applaus vor 687 stimmberechtigten Vereinsmitgliedern.

»Die erfolgreichen Jahre sind nicht spurlos an uns vorbei­gegangen«

Auf der anderen Seite stiegen die Gehälter beim Sport-Club: Zahlte der Bundesligist in der Spielzeit 21/22 noch Löhne in Höhe von 59,6 Millionen Euro, überwies er in der Saison 22/23 insgesamt 87,8 Millionen Euro an Spieler und Mitarbeiter. Auch das eine neue Dimension.

Nicht nur das Bankkonto wuchs: Im Oktober zählte der Bundesligist rund 63.000 eingetragene Anhänger. In der Mitglieder-Tabelle der Bundesliga landet der SC damit auf Platz 7 hinter Stuttgart (85.000) und Gladbach (98.000). Damit hat der SC Plätze gutgemacht. „In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Zahl der Mitglieder verdoppelt“, so SC-Präsident Eberhard Fugmann. In der Saison 2021/22 bekannten sich knapp 32.000 Personen zum SC, in der Spielzeit 2017/18 waren es noch vergleichsweise überschaubare 15.741 Mitglieder.

Die Nachfrage nach Dauerkarten sei entsprechend hoch. 25.000 solcher Billetts sind aktuell im Umlauf. Laut Leki hätte der Bundesligist rund 55.000 Saisontickets absetzen können. „Wir wollen aber keine geschlossene Gesellschaft werden“, erklärt der Vorstand die Obergrenze.

Das Wachstum bringe allerdings auch Herausforderungen mit sich. „Die Erwartungshaltung war noch nie so groß. Eine unfassbare Meinungsvielfalt wird uns sehr laut mitgeteilt“, lässt Leki durchblicken. Mancher vermisse die Rolle des Underdogs. „Wir versuchen uns immer noch kleiner zu machen als wir sind. Das gelingt uns nicht immer“, so Leki.

Trotz neuem Status und finanzieller Möglichkeiten will der Bundesligist weiterhin auf die eigene Jugend setzen. Laut Sportvorstand Jochen Saier kicken aktuell elf Spieler aus der eigenen Fußballschule im Profikader. Auch er mahnt: „Ich spüre, dass die erfolgreichen Jahre nicht spurlos an uns vorbeigegangen sind.“ Den Erfolg wolle er nicht kleinreden, „aber wir müssen demütig bleiben.“

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