Basis für den Hip-Hop: Base-Gründer und Tänzer Natural Orlando im Interview Kultur & Medien | 12.03.2021 | Joschka Ritter

Hip-Hoper vor Graffito

Do what you love. Das ist die Message, die der Tänzer Natural Orlando in die Welt tragen möchte. In Freiburg hat er mit der „Base“ einen Szenetreffpunkt geschaffen, der derzeit brachliegt. Im Interview mit Schülerreporter Joschka Ritter erzählt der 26-Jährige vom Kulturkeller, Uneinigkeiten mit den Behörden und seiner Vision der Hip-Hop-Kultur.

f79: Natural, was hat es mit der NoLeaders-Community auf sich?

Natural: Die Community wurde nicht einfach gegründet. Den Gedanken, Hip-Hop größer zu machen und weiterzubringen gibt es schon länger. Das Problem ist: In Freiburg fehlen die Möglichkeiten und die verbindende Instanz. Jeder versucht, seinen eigenen Weg zu fahren. Aus den ganzen Wünschen hat sich die Community herauskristallisiert.

f79: Was ist die „Base“?

Natural: Es ist eine Basis für Hip-Hop. Dabei steckt alles im Namen Base. Das ist ein Keller, den wir renoviert haben, und nicht irgendwas Pompöses. Die Base soll zum Vernetzen und zum Lagern von Equipment genutzt werden. Gleichzeitig soll sie andere und nicht nur unsere Events unterstützen. Sie bietet einen zentralen, unparteiischen, nichtkommerziellen Ort in der Innenstadt.

f79: Momentan hängt sie in der Schwebe, warum?

Natural: Der Ursprung war mein großer Bruder (Luitpold Bauer), der seinem kleinen Bruder anbietet, dort zu trainieren. Dann hat sich das weiterentwickelt und wir haben daraus eine Arbeitsstätte für die Community gemacht. Wir hielten immer Rücksprache mit der Stadt, ob verschiedene Sachen gehen und wie das funktionieren kann. Das Problem ist, dass wir uns das nicht schriftlich geben lassen haben. Die Bestätigungen waren später nichtig. Die Base wurde qualitativ aber so gut, dass es so aussah, als wäre es ein Club oder ein Geschäft. Das ist das Problem. Der Stadt fehlt die Kreativität, dass es Menschen gibt, die Dinge tun, weil sie Bock drauf haben und das, ohne ein kommerzielles Interesse zu verfolgen. Es waren dann anscheinend die falschen Personen, die uns mündliche Zusagen gegeben haben. Teils haben sich die Leute von der Stadt komplett rausgezogen.

Hip-Hop Proberaum

Auf Eis gelegt: In der HipHop-Base von Natural Orlando ist gerade Stillstand.

f79: Wie geht es also weiter?

Natural: Eine Begehung der Räume mit Mitgliedern des Gemeinderates Freiburg sowie Zuständigen der Stadt Freiburg selbst ist geplant. Wir brauchen jetzt ein schriftliches Gutachten beziehungsweise eine klare Zu- oder Absage. Zurzeit hängen wir zwischen mündlichen Aussagen verschiedener Autoritäten, ohne klare schriftliche Angaben oder Ansagen.  Sobald wir ein „go“ haben, wären wir innerhalb eines Monats fertig mit dem Ausbau und könnten weiter Content kreieren.

f79: Was gibt dir Hip-Hop, was dir nichts anderes geben könnte?

Natural: Ich bin vielleicht schon ein krasser Hip-Hop-Head. Ich würde sie aber nicht über andere Kulturen stellen. Hip-Hop ist eine Form, sich auszudrücken, aber es gibt auch andere, die gleichwertig sind. Warum ich glaube, dass Hip-Hop zu mir passt, hat viel mit dessen Geschichte und Entstehung zu tun. Ich bin ja auch schwarz und ich glaube, dass ich dadurch meine eigene Identität darin spiegeln kann.

f79: Du hast auch bei Turnieren getanzt. Was war dein größter Erfolg?

Natural: Ich habe meine Battles immer mit Reisen verknüpft. Als meinen größten Erfolg würde ich die Europameisterschaft nennen. Dort habe ich dreimal Silber und einmal Gold gemacht. Ich habe gleichzeitig mein Abitur geschrieben, was dann weniger erfolgreich war. Jedoch hat es mir den Weg gezeigt, den ich gehen möchte. Ich glaube auch daran, dass ein erfolgreiches Battle eher nicht ein Battle ist, bei dem man gewinnt, sondern eher eins, bei dem man sehr stark mit seinem Partner interagiert. Da gibt es Freundschaften, die bestehen bis heute. Auch international.

f79: Wo siehst du durch Corona die stärkste Bedrohung für die Subkultur?

Natural: Ich würde Corona gar nicht auf Subkultur begrenzen, sondern eine große Bedrohung für gemeinschaftliche Kultur generell und für realen Austausch, der immer anders ist als nur ein Austausch vor einer Scheibe. Am meisten bedroht sind Kulturschaffende, die davon leben wollen und leben müssen. Es ist uns nicht bewusst, was hinter diesen Sachen steckt.

f79: Hast du einen konkreten Wunsch an die Stadt?

Natural: Mein konkreter Wunsch an die Institutionen der Stadt wäre, nicht unbedingt gegen etwas anzuhalten, sondern zu versuchen, gemeinsame Lösungen zu finden. Alle sollten Hip-Hop als eine vollwertige Kultur betrachten, auch wenn sie momentan noch eine Jugendkultur ist.

Fotos // Joschka Ritter