Imposant: Das neue Besucherzentrum im Nationalpark Schwarzwald Freizeit | 04.05.2021 | Reinhold Wagner

Skywalk Turm Von der Terrasse samt Turm schweift der Blick über die Wipfel des 120 Jahre alten Tannen- und Fichtenwalds ums BIZ.

Durch den Wald streifen, ganz nah dran an den Baumwipfeln, zugleich auf Ameisenperspektive – kann das gehen? Ja, in der Dauerausstellung des neu gebauten Besucherinformationszentrums (BIZ), dem Tor zum Nationalpark Schwarzwald am Ruhestein.

Schon von außen sieht man dem Gebäude an, dass es weit mehr ist als ein reines Info-Portal. Der in dreieinhalb Jahren Bauzeit erstellte Komplex aus Holz und Glas erinnert an im Sturm umgeknickte Baumstämme. Das neue Tor zum Nationalpark ist Anlaufstelle, Start- und Zielpunkt für die Parkbesucher, zugleich Lern- und Begegnungsstätte für Schulklassen, Studierende, Familien und Touristen aus aller Welt. Auch an Gastronomie fehlt es nicht.

Mäuse Nationalpark Schwarzwald

In der Dauerausstellung gibt’s Begegnungen mit tanzenden Mäusen oder Einblicke in die geheimnisvolle Welt der Pilze.

Und das mit ungehindertem Aus und Einblick in den Wald. Unabhängig von der Witterung lassen sich die Ausstellungsräume jederzeit besuchen. Bis auf die Dauerausstellung ist alles gratis. Doch solange die Pandemie die Besucherzahlen mitbestimmt, erfolgen Öffnung und Einlass ab dem Frühjahr schrittweise.

„Augen auf und Ohren spitzen“

Vom Foyer aus geht es eine Rampe hinunter – und schon steht man mitten im Wald. In der Dauerausstellung heißt es von der ersten Minute an: „Augen auf und Ohren spitzen“, denn es werden alle Sinne angesprochen. Der trittfeste, weich federnde Boden führt leicht und stetig abwärts. Dadurch kommen Räder von Personen im Rollstuhl oder mit Gehwagen ebenso ins Rollen wie Kinderwagen oder -karren, werden aber durch ein Geländer und eine kleine Plattform am Fuß jedes Absatzes wieder sanft abgebremst. Auch beim Gehen Eingeschränkte finden Halt – alle können alle Bereiche besuchen und auf spannende Wald-Entdeckungstour gehen.

Der Weg führt von den Wipfeln und dem Geäst der Bäume hinab in die Wurzelregion und lässt die Staunenden dabei bis auf Insektengröße schrumpfen. Es geht vorbei an zahlreichen Dioramen, die Geschichten vom Leben im Wald erzählen. Unter Baumriesen mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt tauchen Verstecke auf, in die man nur vordringt, wenn man die Perspektive wechselt.

„Ich seh’ einen Feuersalamander!“, ruft ein Mädchen und reißt sich von der Hand des Vaters los, der einen Kinderwagen schiebt. Dabei deutet die Kleine auf ein Moospolster am Fuße eines Felsens unter einem Baum. „Den hätte ich glatt übersehen“, erwidert der Vater. Die ältere Schwester hat inzwischen mit ihrer Mutter den interaktiven Monitor mit Touchscreen entdeckt, an dem sich Fragen zur Tier- und Pflanzenwelt beantworten lassen – inklusive der passenden Geräusche. Wer einen mächtigen, umgestürzt daliegenden Baum umrundet, stößt unvermittelt auf zwei tanzende Mäuse, die so wirken, als freuten sie sich, dem Fuchs gerade noch entkommen zu sein.

Da schleicht der Wolf durchs Unterholz

Die Beleuchtung des Raums wird gedimmt – es wird dunkel. Nur noch die nachtaktiven Tiere des Waldes sind zu vernehmen. Doch auch da gilt es, Augen und Ohren offen zu halten: Der Luchs mag scheu sein, aber er nutzt die Gunst der Stunde gerne zur Jagd. Nebenan schleicht ein Wolf durch das Unterholz. Diese beiden im Nationalpark wieder vermehrt gesichteten Arten sind im Freien ebenso scheu wie die Wildkatze und weitere Seltenheiten. Hier in der Dauerausstellung jedoch können alle die raren Begegnungen fast hautnah erleben.

Pilze und andere kleine Sachen der Dauerausstellung

Dauerausstellung in Besucherinformationszentrums (BIZ)

Weiter geht es zu den Verstecken der Tiere – unter der Schneedecke, im Wurzelwerk oder durch das Glas einer Lupe oder eines Mikroskops. Sogar fliegen lernen die Besucher. Und für kleine, neugierige Krabbler öffnet sich ein Dachsbau, der sich auf allen vieren erkunden lässt. Selbst das geheimnisvolle Leben der Pilze und Bärtierchen gibt seine Geheimnisse preis.

Die Ausstellung macht Lust, rauszugehen in den Wald. Gerade weil sich nicht alle Erlebnisse live wiederholen lassen, weckt sie die Entdeckerfreude im Kleinen. Im Shop findet sich alles an Material für Touren und für zu Hause.

Info

Nationalpark Schwarzwald
Schwarzwaldhochstraße 2
77889 Seebach
www.schwarzwald-nationalpark.de

Coronabedingt ist die Eröffnung des neuen Nationalparkzentrums auf unbekannte Zeit verschoben.

Fotos: © bloomimages; Architekt: sturm + wartzeck, Dipperz; Reinhold Wagner