Ein duales Studium im gehobenen Dienst beim Zoll Duales Studium | 16.06.2021 | Philip Thomas

Kim Schmidt Hat die erste Zwischenprüfung schon bestanden: Zoll-Anwärterin Kim Schmidt

Kim Schmidt war auf der Suche nach Sinn. Weil die Industriekauffrau nicht weiter das Vermögen ihres Chefs mehren wollte, beschloss Schmidt schließlich, in den öffentlichen Dienst zu treten und ein duales Studium beim Zoll zu beginnen. Eine Entscheidung, die sie gerne früher getroffen hätte.

„Ich bin ein neugieriger Mensch und will immer genau wissen: wieso, weshalb, warum?“, berichtet Zoll-Anwärterin Kim Schmidt. Seit einem halben Jahr stillt die 25-Jährige ihren Wissensdurst beim Hauptzollamt Lörrach sowie im Bildungs- und Wissenschaftszentrum des Zolls in Münster: Verwaltungs-, Staats,- und Zivilrecht stehen im Grundstudium des gehobenen Dienstes auf dem Stundenplan. „Wir brauchen ein gutes Rechtsverständnis und müssen die Vorschriften ganz genau kennen“, betont sie. Die dicken Wälzer zieren nach wie vor Regale zahlreicher Ämter, gelernt wird beim Zoll heute aber vorwiegend digital: „Wir haben einen Laptop und ein Tablet bekommen. Damit findet man schnell, was man sucht.“

Die erste Theorie-Phase hat bei Schmidt bereits Spuren hinterlassen: „Es ist noch besser, als ich es mir vorgestellt habe. Ich denke nur noch Zoll.“ Morgens beim Bäcker überlegt die Anwärterin, wie genau das Kaufgeschäft zustande gekommen ist, bei einem vorbeifahrenden Auto in der Mittagspause, welche Kfz-Steuern entfallen und abends auf dem Sofa, welche Zölle die Kollegen im Fernseher einziehen. „Mein Freund kann es schon nicht mehr hören“, scherzt sie. 

Auch praktische Erfahrung hat Schmidt nach einem halben Jahr bereits gesammelt: Ein Privatmann hatte in der Schweiz ein Fahrzeug gekauft, dieses bei der Einreise zur Abfertigung aber nicht angemeldet. Als dann bei der Zulassung in Deutschland der notwendige Vollzugsnachweis fehlte, verständigte das Landratsamt das Hauptzollamt. „Wir mussten dann erst mal rausfinden, wo das Auto herkam, wer es tatsächlich einführte und welchen Wert es hatte. Das war sehr spannend“, erzählt sie. In der folgenden Anhörung habe sich das Grundstudium bereits bezahlt gemacht: „Ich kannte die Gesetzesgrundlage genau und konnte Theorie mit Praxis sofort verbinden.“

2,35 Milliarden Euro hat allein das Hauptzollamt Lörrach aus Steuern, Vollstreckungen und Zöllen im vergangenen Jahr eingenommen. Das Aufgabenspektrum ist entsprechend breit gefächert. Ob Schmidt später Baustellen unter die Lupe nimmt und illegaler Beschäftigung einen Riegel vorschiebt, an Flughäfen oder Landesgrenzen eingeführte Ware auf Drogen, Waffen und gefälschte Markenware durchleuchtet, Vollstreckungen durchführt oder in der Verwaltung für die Belange von knapp 40.000 Beamt*innen des Zolls verantwortlich sein wird, wisse sie noch nicht genau: „Bisher hat mir jeder Bereich gefallen, ich lasse das auf mich zukommen.“ 

Nach insgesamt vier Theorie- und drei Praxisphasen stehen der Anwärterin alle Türen beim Zoll offen – und die Übernahmechancen sind ausgezeichnet: Wer nach zweijähriger Ausbildung im mittleren Dienst oder nach drei Jahren im dualen Studium die Abschlussklausuren besteht, wird in der Regel übernommen. „Es gibt noch viel zu lernen, ich möchte aber auch das Studentenleben genießen“, sagt Schmidt und blickt zurück: „Es wäre nicht verkehrt gewesen, wenn ich mich direkt beim Zoll beworben hätte.“

 

 Infos

Ausbildung beim Zoll
Bereich: Gehobener Dienst
Dauer: drei Jahre
Gehalt: 1.530 Euro (brutto)
Sonstiges: Dienstlaptop und Tablet
Im Netz: www.zoll.de & www.talent-im-einsatz.de 

 

Foto: © Philip Thomas