Sieben Leben für den Toaster: Ein Besuch im Reparatur-Café Freiburg Technik & Wissenschaft | 19.06.2023 | Lenja Kruck & Till Neumann

Reparatur-Café Freiburg

Produkte kaufen, die mit Klimaneutralität werben – schön und gut. Noch besser für Umwelt und Ressourcen ist allerdings der Versuch, Kaputtes zu reparieren. Genau das bietet das Reparatur-Café Freiburg. Ein kostenloser Service, der ankommt. Die ehrenamtlichen Frickler kommen oft kaum hinterher. f79-Autorin Lenja Kruck hat sich das angeschaut.

„Geplante Obsoleszenz“

Oft lassen sich Defekte mit ein wenig Kenntnis leicht beheben. Gerade bei Elektrogeräten geht das Reparieren nicht jedem spielerisch von der Hand und viele greifen doch lieber zu einem neuen Gerät. Genau das ist von den Herstellern gewollt: Das Stichwort lautet „Geplante Obsoleszenz“.

Kleine Einzelteile eines Geräts gehen nach wenigen Jahren kaputt, die fürs Funktionieren essentiell sind. So werden mehr neue Dinge gekauft und die Gewinne gesteigert. Aber es werden eben auch Ressourcen belastet.

Discman ist kaputt

In Freiburg bietet sich allerdings seit 2014 eine weitere Möglichkeit, mit Elektroschrott umzugehen: das Reparatur-Café. Zweimal im Monat treffen sich hier Bastelbegeisterte, die einen Nachmittag lang versuchen, bis zu 40 meist elektronischen Geräten neues Leben einzuhauchen. Und das kommt an: Immer wieder bringen Menschen so viele Geräte vorbei, dass das Team kaum alles abarbeiten kann.

Ich will selbst herausfinden, wie das Café arbeitet. Also bringe ich meinen eigenen Reparaturfall mit zum heutigen Treffpunkt der Reparatur-Café-Crew: das „FreiLab“ in Freiburg an der Ensisheimer Straße. Dabei habe ich einen Discman, bei dem sich die CD zwar noch dreht, der allerdings keinen Ton mehr von sich gibt. Ist der noch zu retten?

Zehn Männer schrauben an Geräten

Neben meiner Discman-Mission bin ich verabredet mit Martin Babutzka, einem der Ehrenamtlichen, die sich der versehrten Geräte annehmen. Seit vier Jahren ist der 37-Jährige nun schon dabei. Nachdem ich meinen Discman in die Obhut eines anderen Ehrenamtlichen gegeben habe, begleite ich Martin zu seinem Arbeitsplatz. Vor ihm liegt ein aufgeschraubtes Tablet.

Die Auswahl an Menschen, die hier anpacken, ist breit gestreut: Eine große Alters- und Berufsspanne kann sich hier für Geräte-Wiederbelebung begeistern, berichtet Martin. Rund zehn Leute schrauben, löten, inspizieren. Egal ob Staubstauger, PC oder Drucker. Ob man ausgebildet ist oder „nur“ interessiert, spielt keine Rolle, erklärt Martin: Es ist jeder willkommen, der helfen möchte. Etwa zehn Männer schrauben an Geräten, versuchen ihnen neues Leben einzuhauchen. Frauen mit Schrauben­zieher in der Hand sehe ich heute keine.

Männer in dem Cafe

Tüftler: Beim Reparatur-Café Freiburg versuchen Ehrenamtliche, Elektrogeräten neues Leben einzuhauchen. Auch Martin Babutzka (links oben) ist dabei.

Geld sparen und nachhaltig sein

„Es ist auch ein Lucky Circle“, sagt Martin. Jede gelungene Reparatur motiviert dranzubleiben. „Man interessiert sich sowieso schon dafür, hat dann hier seine Erfolgserlebnisse und will weitermachen. Dadurch sammelt man Erfahrungen und wird eben noch besser und so weiter.“

Die meisten Geräte, die die Leute herbringen, haben unter hundert Euro Restwert. In einer professionellen Reparaturwerkstatt würde man vermutlich einfach zu einem neuen Gerät raten. Lohnt sich nicht. Aber gerade das wollen die Leute ja nicht, aus ganz verschiedenen Gründen: sei es eine persönliche Beziehung zum Gerät, die Ökologie oder auch das Geld, das eine Neuanschaffung kosten würde.

Nach dem Gespräch setze ich mich noch einmal rüber zu meinem Discman. Der ist schon auseinandergebaut und das Problem analysiert: Die Linse ist verschmiert. Ich bekomme ein in Alkohol getränktes Wattestäbchen in die Hand gedrückt, mit dem ich nun vorsichtig die kleine Lupe poliere, durch die der Mechanismus die feinen Rillen auf der CD liest. Dann setzen wir die Linse wieder ein, ziehen die Schrauben an, und siehe da: Das 3-Fragezeichen-Intro ertönt beim Ausprobieren wieder in voller Lautstärke.

Das Reparatur-Café Freiburg

Jeder kann im Reparatur-Café Dinge zur Reparatur vorbeibringen. Der Service ist kostenlos. Eine Garantie auf ein neues Leben gibt es allerdings nicht. Auch wer mithelfen möchte beim Wiederinstandsetzen, ist willkommen. Das Café ist zweimal im Monat offen. Die Zeiten finden sich auf: www.reparaturcafe-freiburg.de. Der nächste Termin ist am 11. Juli ab 18 Uhr im FreiLab Freiburg, Ensisheimer Str. 4

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