„Starke Frauen auf der Bühne“ – Als Experinauten bieten zwei Freiburgerinnen explosive Wissensshows Technik & Wissenschaft | 20.03.2023 | Franka Arens

Nicola Gepperth (links) und Esra Mandaci Lassen es rauchen: Nicola Gepperth (links) und Esra Mandaci bei ihren Shows

Es raucht, knallt und funkt, wenn Esra Mandaci (40) und Nicola Gepperth (43) auf der Bühne stehen. Die beiden verbinden als „Experinauten“ Experimente und Entertainment. Bei ihren Shows geht es witzig zu – gleichzeitig vermitteln sie Wissenschaft zum Anfassen. Im Interview mit Franka Arens berichten die beiden von Leidenschaft, Pannen und ihrer Mission.

f79 // Wie kam euch die Idee zu den Experinauten? 

Esra // Wir haben beide Biologie studiert und schon ab 2014 zusammen gearbeitet. Irgendwann haben sich beruflich unsere Wege getrennt, aber wir wussten, wir haben Lust, miteinander zu arbeiten und auch in dem Bereich, also Bildung und Naturwissenschaften. Und dann haben wir angefangen zu brainstormen, worauf wir Lust haben.

Nicola // Wir hatten einfach selbst noch viele Ideen und wollten die verwirklichen. Und das ging bei der Anstellung eben nicht so, wie es dann in der Selbstständigkeit geht.

f79 // Wie kommt ihr auf die Ideen zu euren Experimenten?

Nicola // In der Bildungslandschaft wird das Rad selten neu erfunden. Es gibt einfach einen riesigen Pool an Experimenten, die man machen kann. Aber wie man die in einer Show zum Beispiel darstellt, kann ganz unterschiedlich sein. Und wir hatten Lust, die Experimente zu zeigen, aber dabei Rollen einzunehmen und starke Frauen auf der Bühne zu zeigen. Esra ist Haustechnikerin in unserer Show und ich bin die Wissenschaftlerin. Aber wir sind auf Augenhöhe. Jede hat ihre Kompetenzen und kann der anderen helfen. Und das macht glaub ich aus, wie wir arbeiten und wie unsere Experimente dann dargestellt werden: Es hat immer mit einer Geschichte zu tun.

f79 // Was könnt ihr damit bewirken?

Nicola // Wir wollen zeigen, dass Wissenschaft Spaß macht. Wir hatten ein richtig tolles Erlebnis bei unserer ersten Show: Da kam eine Mutter mit ihrer Tochter im Grundschulalter und hat gefragt, was wir studiert haben und ob wir wirklich Wissenschaftlerinnen sind. Dann hat sie zu ihrer Tochter gesagt: Guck, das kann man dann auch als Wissenschaftlerin machen. Und wir waren so geflasht, dass wir unsere Mission erfüllen und : Genau das ist passiert, was wir wollten.

f79 // Haben euch die Frauenvorbilder in der Wissenschaft gefehlt?

Nicola // Also in der Schule war es ganz, ganz schlimm, fand ich. Gerade Physik und Chemie waren Fächer, da habe ich das Gefühl, ich habe gar keine Chance, gut zu sein. Ich hab tatsächlich mal den Satz vom Physiklehrer gehört: Ich weiß eh, was ihr alle am Ende des Jahres für ne Note habt. Das war so eine richtige Bremse. Ich fand, im Studium war das nicht mehr so. Und jetzt im Beruf erleben wir, dass wir gefördert werden und viele Menschen sich freuen, dass wir Frauen in Naturwissenschaften sichtbar machen.

Esra // Also ich finde, das Problem geht sogar noch tiefer. Dass ich überhaupt gar nicht mit dem Gedanken gespielt habe, Technik oder Physik zu studieren, obwohl mir das immer Spaß gemacht hat. Aber es war von vornherein so: Kein anderes Mädchen hat das gemacht. Und ich hab da meinen Platz einfach nicht gesehen. Deswegen ist das auch unsere Mission, wir möchten zeigen: Frauen haben ein Gesicht in der Wissenschaft. Kinder sollen nämlich nicht schon von vornherein, bevor sie ihren Beruf gewählt haben, denken: Das kann ich ja gar nicht.

f79 // Sind Naturwissenschaften so langweilig, dass es eine Show braucht?

Nicola // Nein, aber sie macht neugierig. Ich glaube, der Schlüssel ist das Ausprobieren. Ich denke, wenn man mehr Praxis in der Schule hätte, dann würden sich Kinder oder Jugendliche mehr für MINT-Berufe oder -Ausbildungen interessieren. Weil sie einfach Berührungen mit Naturwissenschaften hatten – also mit den Händen.

Esra // Und Chemie und Physik sind nicht trocken. Das ist ja unser Alltag: Das sind Backprozesse in der Küche, das ist unsere Technologie, das betrifft uns alle. Im Grunde ist es super spannend, wenn man ein bisschen Background-Wissen zu seinem Alltag hat.

f79 // Ist beim Durchführen der Experimente schon mal was schiefgegangen?

Nicola // Ja, das war ganz schön nervenaufreibend. Wir hatten ein Experiment, da geht`s ums Thema Raketenstart. Es sollte auf der Bühne eine Explosion geben und das hat zwei Mal hintereinander nicht funktioniert. Das Schlimme war eigentlich nicht, dass es nicht funktioniert hat, sondern wir haben auf der Bühne nicht gecheckt, warum nicht. Und dann haben wir es abgebrochen, weil es einfach auch Zeit kostet, das wieder alles neu aufzubauen. Wir können gut improvisieren, deswegen ist es nicht aufgefallen, dass was nicht geklappt hat. Im Nachhinein haben wir rausgefunden, woran es lag. Wir haben das Experiment beim Freiburger Lehrerpreis im Jazzhaus gezeigt und es hat richtig gut geklappt. Das war so geil.

Die Experinauten

Die Entertainment-Wissenschaftlerinnen Esra Mandaci und Nicola Gepperth sind als Experinauten an Grundschulen aktiv, sie begleiten dabei Viertklässler*innnen. Außerdem geben sie Workshops und halten Vorträge und geben Fortbildungen. Auch für Feiern und Events sind sie buchbar.

Im Netz
www.experinauten.com