Stress wegatmen – Freiburger Apnoe-Spezialist Nik Linder gibt Tipps zum Abschalten Technik & Wissenschaft | 27.09.2023 | Sabrina Reitnauer

Taucher im Meer

Entspannt in den Tag starten. Oder innerhalb von Minuten einschlafen – und das alles nur mit der richtigen Atemtechnik. Apnoe-Taucher Nik Linder zeigt in seinem Workshop beim Freiburger Studierendenwerk sechs jungen Menschen, wie sich Alltagsstress und Prüfungsangst wegatmen lassen.Die Tipps vom Meister der richtigen Atmung lassen sich auch unterwegs anwenden und versprechen nebenbei eine nachhaltig junge Lunge. f79-Autorin Sabrina Reitnauer war dabei.

Der mehrfache Weltrekordhalter im Apnoe-Tauchen muss es wissen. Mit nur einem Atemzug schafft Nik Linder es, bis zu 6.33 Minuten unter Wasser zu bleiben. Linder kennt sich also mit Atemtechniken bestens aus: „Vor dem Tauchen müssen wir erst mal lernen, richtig zu atmen.“ Und das gilt auch für den Alltag. Seine Atemübungen sollen Stress und Anspannung vorbeugen. Vor Klassenarbeiten, Vorstellungsgesprächen oder sonstigen Prüfungen kann das Gold wert sein.

Nik Linder an einem ufer

Rekordtaucher: der Freiburger Nik Linder

Im 90-minütigen Workshop verbindet der Atemspezialist theoretisches Grundwissen mit praktischen Tricks. Ziel ist es, im Alltag auch zwischendurch richtig und gesund zu atmen. Also sauerstoffhaltige Entspannung to go. Nik Linder muss wissen, wie das geht. Er hat mehrere Weltrekorde aufgestellt. Unter anderem im Streckentauchen unter Eis – mit und ohne Flossen. 108 Meter weit kam er dabei im Jahr 2011 in Österreich. 2022 um­rundete er als erster Mensch schwimmend unter widrigsten Bedingungen den Bodensee.

Atmung ist dabei das A und O für Linder. Er verrät: Die Entspannung gelingt dabei mit tiefen und effizienten Atemübungen und ein bisschen Muskeltraining für die Lunge. Die maximale Lungenkapazität von fünf bis sechs Litern soll dabei bestmöglich genutzt werden. Durch gezielte Übungen für die Atemmuskulatur – besonders für das Zwerchfell und die Muskeln zwischen den Rippen – werden die Atemzüge der Workshop-Teilnehmerinnen ruhiger und bewusster. Linder führt uns zunächst in die Bauch- beziehungsweise Vollatmung ein. Alle atmen tief in den Bauch ein und dann kontrolliert aus. Das schafft ein erstes Bewusstsein für den eigenen Atemapparat.

Highlight des Workshops ist die Gorilla-Übung: Die Kursteilnehmerinnen atmen tief ein, halten die Luft an und trommeln sich zuerst mit den Fingerspitzen, dann mit den Handflächen und schließlich mit den Fäusten auf die Brust. Beim Ausatmen beugen sich schließlich alle nach vorne und pressen auch das letzte bisschen Luft aus der Lunge. Die Gorilla-Technik versorgt den Körper nicht nur mit einem Energieschub, sondern bringt auch einen ordentlichen Push fürs Selbstbewusstsein.

Nik Linder beim schwimmen

Richtig atmen ist für Linder das A und O.

Linder hat auch eine passende Technik in petto für alle, die Probleme mit dem Einschlafen haben: Eine tiefe Bauchatmung, gerne mit einem leichten Gewicht auf dem Unterbauch, soll die nötige Entspannung verschaffen und die eigene Atemfrequenz regulieren. Der Weltrekord-Atem-Profi geht während des Workshops immer wieder auf pneumologische Hintergründe ein und erklärt Wissenswertes zur eigenen Atmung in Kombination mit Yoga-Übungen und Entspannungstechniken.

Am Ende des Workshops gibt es durchweg positives Feedback für den sympathischen Nik Linder und seine Atemübungen mit Apnoe-Background. Er bietet seine Kurse nicht nur für Studierende an; alle Altersklassen können bei ihm das bewusste und gesunde Atmen lernen. In seinem Programm „Atemlust“ in der Keidel Therme (Atemtechniken & Meditation bzw. Atempause im Wasser) und seinen auf Achtsamkeit basierenden Kursen („Rückgrat“) in Kenzingen lehrt er seine bewährten Methoden zur richtigen Atmung. Wer sich für weitere Techniken rund ums gesunde Atmen interessiert, findet auch in seinem Buch „Gesund atmen, fit bleiben“ wertvolle Tipps.

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Fotos: privat; iStock.com/maczkus