Showdown am Monte Kalino – 15 Jahre nach Urteil Naturschutz | 19.07.2023 | Philip Thomas

die Abraumhalde bei Buggingen Zweifelhaftes Wahrzeichen: die Abraumhalde bei Buggingen

Seit Jahrzehnten kontaminiert die Abraumhalde bei Buggingen Erdreich und auch Grundwasser. Ein Urteil zur Sanierung existiert bereits seit 2008. Nach zähem Ringen zwischen dem Bergbaukonzern K+S und dem Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald sollen die Arbeiten am „Kalimandscharo“ nun spätestens im kommenden Jahr starten.

Sie ist eine der letzten sichtbaren Merkmale der Bugginger Bergbauvergangenheit: die rund drei Hektar große und 40 Meter hohe Abraumhalde im Nordwesten der Gemeinde – im Volksmund auch Monte Kalino genannt. Zwischen 1922 und 1973 wurde aus drei etwa 800 Meter tiefen Schächten Kalisalz abgebaut. Aus dem Bergwerk gefördert wurden laut dem heute zuständigen Bergbaukonzern K+S in dieser Zeit rund 21 Millionen Tonnen Rohsalz und in einer Fabrik zu Düngemittel verarbeitet.

Seitdem hat Regenwasser den Hügel abgeschmolzen. Um vier Meter ist die Spitze laut Manfred Kocher, Sprecher beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald, zwischen 1991 und 2006 geschrumpft. Die Salze gelangen ins Erdreich – und so ins Grundwasser. „Die Belastung des Grundwassers ist durch Messungen nachgewiesen“, sagt Buggingens Bürgermeister Johannes Ackermann. Langfristig könne dadurch auch Trinkwasser belastet werden.

Saniert werden soll die Halde schon lange. Bereits 1999 ordnete das zuständige Landratsamt eine Untersuchung durch K+S an. Der folgende Rechtsstreit ging im Jahr 2008 bis vor das Bundesverwaltungsgericht. Bestätigt wurde das Urteil vom Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg. „Das Urteil gibt es nun schon seit 15 Jahren und es hat sich immer noch nichts getan“, schimpft Axel Mayer, Alt-Geschäftsführer vom BUND Südlicher Oberrhein. Immer wieder macht der 67-Jährige mit Zeitungsanzeigen auf die Versalzung im Markgräflerland aufmerksam: „Es gibt viel zu wenig Druck von Politik und Verwaltung.“

Zehn Jahre nach dem Urteil des Bundesgerichts stellte K+S im Jahr 2018 eine Sanierungsuntersuchung vor. Daraus geht hervor, dass bis dahin mehr als 40.000 Tonnen Natriumchlorid vom Salzberg abgewaschen wurden. Provisorische Lösungen gab es nicht. Bis der Bergbaukonzern die Verantwortung für die Sanierung vertraglich mit dem Landratsamt regelte, vergingen weitere zwei Jahre. „Etliche Untersuchungen, Grundwassermessungen und Varianten haben die Sanierung verzögert“, erklärt Ackermann. Mayer kann das nicht nachvollziehen. Nach eigener Angabe verklagte er den Konzern bereits im Jahr 1997 auf Sanierung.

Ein Vierteljahrhundert später ist diese nun in Sicht. Das Landratsamt rechnet „demnächst“ mit K+S-Plänen zur Genehmigung einer bodenschutzrechtlichen Verbindlichkeitserklärung. Die Pläne sehen eine Plane vor. „Im Zuge der Sanierung wird die Halde vollständig abgedeckt, um einen weiteren Salzeintrag in das Grundwasser zu vermeiden. Dazu wird sie zunächst abgeflacht und mit einer mineralischen Dichtschicht versehen. Abschließend erhält die Halde eine ein- bis eineinhalb Meter mächtige Schicht aus standortgerechtem Bodenmaterial“, erklärt Marcus Janz, Sprecher von K+S Bergbau.

Die Abdeckung hat laut Kocher eine Wirksamkeit von 97 Prozent, „sodass ein Austrag weitestgehend verhindert werden kann.“ Der Schwellenwert von maximal 250 Milligramm Chlorid pro Liter Wasser in der Trinkwasserverordnung könne somit dauerhaft erfüllt werden. Beginnen sollen die Arbeiten an der Haube laut Janz voraussichtlich Ende dieses oder Anfang kommenden Jahres. Mitte 2025 soll die Sanierung abgeschlossen sein. Aktivist Mayer ist nach wie vor skeptisch: „Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.“

Foto: © Axel Mayer