Prima fürs Klima: Moore und Klimaschutz Natur & Umwelt | 27.08.2022 | Dorothea Wenninger

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Moore sind urwüchsige Biotope, die sehr langsam entstehen. Was zeichnet Moorlandschaften aus und warum ist es so wichtig, sie zu erhalten?

Moore entstehen da, wo es dauerhaft nass ist. Das ist oftmals in Mulden und trogförmigen Tälern der Fall, die durch Eiszeitgletscher gebildet wurden. Hier hat sich über Jahrtausende Wasser angesammelt. Ein Typ Moor, das Niedermoor, wird von Grundwasser gespeist. Auf seinem Grund bildet sich eine dünne Torfschicht, weshalb es auch Flachmoor genannt wird. In Feuchtgebieten, in denen weniger Wasser abfließt, als durch Regen hinzukommt, entstehen während Jahrhunderten Hoch- oder Regenwassermoore. Beim Torfmoos, der typischen Hochmoorpflanze, wächst das flauschige Grün nach oben, während der untere Teil im Wasser nicht verrottet, weil der Sauerstoff fehlt. So wächst das Moor immer weiter in die Höhe, daher auch der Name. Übergangs- oder Zwischenmoore nennt man die Gebiete, die sich in der Entwicklung vom Nieder- zum Hochmoor befinden.

Kein Moor ohne Torf

Pflanzenreste, die im Wasser liegen, können ohne Sauerstoff nicht verrotten. Stattdessen lagern sie sich zu einer Torfschicht ab, die ungefähr einen Millimeter pro Jahr wächst. Das bedeutet: Es braucht 1000 Jahre, bis ein Meter Torf entsteht. Das zeigt, dass Torf tatsächlich etwas ungemein Kostbares ist.
In den zerfallenen Pflanzenresten, aus denen Torf entsteht, ist viel Kohlenstoff enthalten. „Es gibt keinen Lebensraum, der mehr Kohlenstoff speichert als intakte Moore. Umgekehrt bedeutet das aber auch, dass wir in den Mooren, in dem Torf, enorm viel Kohlenstoff gebunden haben.“ Das sagt Lilith Stelzner, Naturschutzreferentin des BUND Baden-
Württemberg. Wenn diese Moore austrocknen oder Torf abgebaut wird, verbindet sich der frei werdende Kohlenstoff mit Sauerstoff und wird zu klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2). In Deutschland werden durch die entwässerten Moorflächen mehr Emissionen freigesetzt als durch den gesamten deutschen Flugverkehr. Lilith Stelzner: „Weltweit sind nur drei Prozent der Flächen mit Mooren bedeckt. Die speichern aber doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde. Man kann Klimaschutz nicht ernsthaft betreiben, wenn man keinen Moorschutz betreibt.“

Kein Artenschutz ohne Moorschutz

Viele Tier- und Pflanzenarten haben sich auf die besonderen, zum Teil fast lebensfeindlichen Bedingungen in den Mooren spezialisiert. Sterben die Moore, sterben auch diese Tiere und Pflanzen aus. Beispielsweise kann der Hochmoorgelbling, ein Schmetterling, nicht ohne die Moorbeere überleben. Deshalb funktioniert auch Artenschutz nicht ohne Moorschutz.
Wiedervernässung trotz Dürre?
All diese Tatsachen sprechen sehr dafür, den Torf da zu belassen, wo er sich befindet: im Boden. Und die Moore zu erhalten beziehungsweise ihre Trockenlegung wieder rückgängig zu machen, sie wieder zu vernässen. Ziel dabei ist nicht, Wasser aktiv zuzuführen, sondern das Wasser im Boden zu halten. Hierfür werden frühere Maßnahmen wie Drainagesysteme im Boden rückgebaut, Entwässerungsgräben zugeschüttet. Intakte Moore geben Wasser langsamer ab, als es bei ihnen ankommt. So gesehen ist die Renaturierung von Mooren auch im Hinblick auf Wassermangel ein sinnvolles Unterfangen.

Foto: © Wolfgang Speer