Goldig, aber teuer: Ein  Kollektiv  will  fünf  Ziegen  nach  Zähringen  holen Szene | 18.04.2024 | Till Neumann

Hängen sich rein: Matthias Haug-Bodenmüller (links) und Johannes Ott. Hängen sich rein: Matthias Haug-Bodenmüller (links) und Johannes Ott.

Ziegen nach Zähringen bringen. Als pädagogisches Projekt. Das ist die Idee eines Kollektivs aus Freiburg. Sie wollen als „Ziegenwiese e.V.“ dem Gelände neben dem Friedhof neues Leben einhauchen. Der Zuspruch ist groß – und der erste Pitch gewonnen. Doch es braucht noch einen ordentlichen Batzen, um alle Pläne zu verwirklichen.

Schon vor Jahren machten Ziegen in Zähringen von sich reden. Sie tummelten sich auf der Wiese neben dem Friedhof beim Zähringer Park. Das sorgte bei vielen Passanten für Freude. Dann verschwanden sie, das Gelände verwaiste.

Tiere, Kunst und Pädagogik

Eine zehnköpfige Gruppe aus dem Freiburger Norden möchte das Areal wiederbeleben: „Seit 2014 träumen wir davon, einen Ort zu schaffen, der es Kindern und Erwachsenen möglich macht, Tieren, Kunst und Pädagogik zu begegnen“, schreiben sie auf ihrer Homepage. Was dahintersteckt, berichten Matthias Haug-Bodenmüller und Johannes Ott vor Ort.

Sie stehen vor einem rostigen Zaun und einem verbeulten Gatter. Beides umrandet die saftige Wiese, auf der im hinteren Bereich ein verlassener blauer Wohnwagen steht. „Wir wollen hier einen richtig schönen Stall hinbauen“, erzählt Haug-Bodenmüller. Der soll nicht nur Platz für Tiere bieten, sondern auch einen Aufenthaltsraum und Toiletten.

„200.000 Euro, dann legen wir los“

Doch das kostet: Mit rund 150.000 Euro rechnet Zimmermeister Johannes Ott. Weitere Ausgaben fallen für den Zaun und Wasserleitungen an. „Wenn wir uns es wünschen dürften, würde ich sagen: 200.000 Euro, dann legen wir los“, so Ott. Dann könnte in vier Monaten alles fertig sein.

Im März hat die Gruppe einen Pitch der Freiburger Bürgerstiftung gewonnen. Dafür gab es 1500 Euro. Und weitere Motivation fürs Team. „Das Projekt kommt super an“, schwärmt Ott. Das habe das Kollektiv auch bei einem Stand beim Zähringer Weihnachtsmarkt gemerkt. Der „Bock auf Ziege“ sei groß bei allen Beteiligten. Das Kollektiv umfasst zehn Leute von Mitte 20 bis Mitte 40 aus Zähringen und anliegenden Vierteln.

Visualisiert: So könnte der Stall inklusive Aufenthaltsräumen aussehen.

Visualisiert: So könnte der Stall inklusive Aufenthaltsräumen aussehen.

Kein Mini-Mundenhof

Starten werden sie mit einem kleinen Unterschlupf für die Zwergziegen. Der Zaunbau ist bereits beauftragt. Im Juni sollen die fünf auf der Wiese stehen. Rund 1700 Quadratmeter groß wird ihr Areal sein. Es soll Anlaufstelle sein für alle, die Lust auf Tiere und Natur haben. Aber kein Mini-Mundenhof werden: „Da können 200 Leute am Tag durch das Ziegen-Gehege laufen, das wird bei uns nicht so sein“, betont Ott.

Um die Tiere zu schonen, sollen maximal zwölf Menschen zeitgleich aufs Gelände. Eine artgerechte Haltung ist ihnen wichtig. „Wir haben uns informiert und wissen, dass zu viele Menschen für die Ziegen unter Umständen gar nicht so super sind“, berichtet Ott. Mit ihrem Projekt möchten sie sich vom einstigen Ziegenareal dort abheben. Die Tiere seien vernachlässigt worden und das Gelände in keinem guten Zustand gewesen.

„Eine unglaubliche Bereicherung“

An die positive Wirkung der Tiere glauben sie fest: „Ziegen sind halt einfach unglaublich witzige Tiere, da schaut man zu, da hat man Spaß, total erfrischend“, schwärmt Haug-Bodenmüller. Für ihr Projekt haben sie große Pläne, möchten aber Step by Step starten. Sie sind überzeugt: „Das wird eine unglaubliche Bereicherung für diesen Stadtteil.“ Möglicherweise auch darüber hinaus.

So manch ein·e Freiburger·in erinnert sich da an die Ziegen der Lehener Straße. Auch die waren mal ein Renner in der Stadt.

Foto: © Till Neumann; Visualisierung: © Takatukabau