Zukunfsmodell Lehrlingspartnerschaft? Eichstetter Gärtnerei nutzt Schwarmintelligenz der Stammkunden STADTGEPLAUDER | 17.02.2024 | Pascal Lienhard

Querbeet-Chef Jannis Althaus steuert mit kreativen Ideen in die Zukunft.

Auf einen innovativen Umgang mit Problemen innerhalb der Landwirtschaft setzt die Regionalwert AG – Freiburg Südbaden. Das Prinzip: Personen beteiligen sich mit dem Kauf von Aktien an nachhaltig arbeitenden Betrieben. Ein Partnerbetrieb ist die Demeter-Gärtnerei Querbeet in Eichstetten. Um deren Herausforderungen anzugehen, hat die Aktiengesellschaft zur Denkwerkstatt ins Freiburger Bio-Restaurant Adelhaus geladen.

„Es sind nicht nur Agrardiesel und Kfz-Steuersenkungen, die für Furore sorgen“, sagt Carina Mark von der Regionalwert AG. „Es sind viel stärkere, strukturelle Probleme, die wir in der Landwirtschaft haben.“ Dazu kämen betriebsindividuelle Herausforderungen. Von denen berichtet Jannis Althaus, Leiter von Querbeet. Der Betrieb blicke auf eine „dynamische jüngere Vergangenheit“. Kurz vor der Pandemie hatte sich das Team mit der Übernahme eines anderen Hofs zur Betriebserweiterung entschieden. Zudem fiel die Entscheidung, eine neue Lagerhalle mit Büroräumen zu bauen. „Das war seit zehn Jahren überfällig“, erklärt Althaus.

Zunächst fühlten sich die Entscheidungen stimmig an. „Inzwischen haben wir aber eine Inflation, die Menschen sind beim Einkaufen legitimerweise zurückhaltender“, sagt der Bauer. „Wir gehören auf dem Münstermarkt eben auch zu den teuersten.“ 2021 brach der Umsatz wie in der ganzen Branche ein. Auch der Baukostenboom sorgte beim Bau der Halle für Schwierigkeiten. Inzwischen befinde man sich aufgrund verschiedener Entwicklungen in einer finanziell prekären Situation.

„Ich würde mein Personal gerne besser bezahlen“, sagt der Gärtner. Es sei schwierig, Fachkräfte zu finden und zu halten. Dennoch freue er sich, dass nach wie vor mindestens zwei Bewerbungen pro Monat für eine Ausbildung eingingen. „Ich will den Betrieb sehr gerne für diese jungen Leute offenhalten“, erklärt der 45-Jährige.

Bei der Denkwerkstatt sammeln rund 30 Stammgäste und einige andere Bauern Ideen für die Zukunft der Gärtnerei. Die Impulse reichen von der Etablierung eines Fördervereins über das Anbieten von Ergotherapieplätzen bis zu Veranstaltungen in der Halle.

Eine Woche später zieht Althaus ein positives Fazit. „Ich kenne meine Stammkundschaft seit vielen Jahren“, sagt er. „Da war mir schon klar, dass gute Ideen kommen.“ Ein Einfall, der es dem Landwirt besonders angetan hat, ist die Lehrlingspartnerschaft. Bei dem Konzept könne jeder Azubi von zwei bis drei Personen finanziell unterstützt werden. Im Gegenzug schreiben diese einen Brief im Quartal, um ihre Gönner auf dem Laufenden zu halten. „Das machen auch Weingüter mit dem Lehrlingswein“, sagt Althaus. „Das ist schick und zeitgemäß.“ Aktuell wertet der Landwirt die Ergebnisse mit der Regionalwert AG aus.

Foto: © Felix Groteloh

Kuh, Joystick und Tradition: Zu Besuch bei Landwirten, die sich mit Leidenschaft und Technik über Wasser halten