Faszination Falter Natur & Umwelt | 08.08.2023 | Birgit Maier

Hochmoor-Bläuling an Blume Hochmoor-Bläuling

Der Sommer ist die Hochzeit der Schmetterlinge. Etwa 3700 Arten der zartflügligen Wesen leben in Deutschland, davon sind die meisten Nachfalter. Von den 190 Tagfalter-Arten lassen sich etwa 110 im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald beobachten. Eine bunte Exkursion.

Das zum Teil südländische Wetter am Kaiserstuhl, das alpine Klima im Feldberggebiet oder die einzigartigen Moorgebiete im Hochschwarzwald bieten mit ihren ganz unterschiedlichen klimatischen Bedingungen und ihrer spezifischen Flora und Fauna ganz verschiedenen, auch vielen seltenen Schmetterlingen beste Lebensbedingungen.

Am Kaiserstuhl, wo mediterranes Klima vorherrscht, gibt es eine außergewöhnliche Pflanzen- und Tierwelt. Auf den Trockenwiesen am Badberg und dem ­Haselschacher Buck kann es im Sommer am Boden bis zu 60 Grad heiß werden. Hier wachsen Pflanzen, die die Grundlage für das Raupenwachstum seltener Schmetterlinge bilden. So lassen sich der Wegerich-Scheckenfalter, der Magerrasen-Perlmutterfalter, der Thymian-Ameisenbläuling oder der Weiße Waldportier beobachten. Der Große Waldportier hat einen Verbreitungsschwerpunkt in Südeuropa und kommt in Deutschland nur am Kaiserstuhl vor. Obwohl der Goldene Scheckenfalter in Deutschland schon auf der Roten Liste steht, gibt es am Badberg noch eine gute Anzahl der Falter. Auch der Mittlere Weinschwärmer, ein bunter Nachtfalter, mag die Trockenrasenvegetation und die Rebböschungen. Auf den Bergkuppen führen manche Falterarten, wie zum Beispiel der Schwalbenschwanz, eine Gipfelbalz, das sogenannte „Hilltopping“, durch. Dabei setzen sich die stärksten Falter gegenüber ihren Geschlechtsgenossen durch und besetzen die attraktivsten Reviere.

Hochmoor-Gelbling

Hochmoor-Gelblinge sind in den Schwarzwälder Mooren zu finden.

Die gut erhaltenen Moorgebiete im Hochschwarzwald bieten ebenfalls eine Heimat für viele seltene Falterarten. Diese sind regelrechte Hochmoor-Spezialisten, da die Raupen auf bestimmte Moorpflanzen wie die Rauschbeere oder die Moosbeere angewiesen sind. Auch die Schmetterlinge sind bei der Nahrungssuche von den Moorpflanzen, beispielsweise dem Sumpf-Blutauge, abhängig. In den Schwarzwälder Mooren findet man noch gute Bestände ansonsten seltener Falter wie den Hochmoor-Gelbling, den Hochmoor-Bläuling oder den Hochmoor-Perlmutterfalter.

Seltene Schönheiten

Einige Falter bevorzugen kühlere und feuchtere Gebiete. Während der Kleine Schillerfalter eher in Auwäldern beheimatet ist, findet man den Großen Schillerfalter hauptsächlich in den Wäldern des Hochschwarzwalds. Auch Seltenheiten wie der Große und der Kleine Eisvogel lassen sich dort beobachten. Die beiden Schillerfalterarten und den Großen Eisvogel kann man übrigens mit stark riechendem Käse anlocken. Sie ernähren sich nicht von Nektar, sondern von Mineralien, die sie vom Boden aufsaugen.

Wenn es im Herbst kühler wird, ziehen einige Schmetterlinge, genau wie unsere Zugvögel, in wärmere Gebiete. Zu den sogenannten Wanderfaltern gehören unter anderem das Taubenschwänzchen, der Admiral oder der Distelfalter. Letzterer zieht von Nordafrika bis Skandinavien oder in entgegengesetzter Richtung nach Südafrika. Sie fliegen in großen Höhen und mit hohen Geschwindigkeiten, wobei Hochgebirge genauso problemlos überquert werden wie die Sahara. Schwärmer, wie das Taubenschwänzchen, können in einer Nacht bis zu 500 Kilometer zurücklegen, bei Rückenwind sogar 1000 Kilometer!

Distelfalter

Trockenwiesen bevorzugen Distelfalter, die in großen Schwärmen im Sommer in der REGIO einfliegen.

Viele Schmetterlinge überwintern als Ei, Raupe oder Puppe. Nur wenige Arten, wie zum Beispiel das Tagpfauenauge überdauern in einem geschützten Versteck die kalte Jahreszeit.

Und wenn die ersten warmen Frühlingstage kommen, lassen die bunten Falter den kahlen und farb­losen Winter schnell vergessen und wecken die Vorfreude auf den Sommer.

Buchtipp

Heimische Schmetterlinge – Die Tagfalter in Südbaden und ihre Lebensräume
von Wolfgang Speer
Selbstverlag, 5. Auflage 2023

Fotos: © Birgit Maier