Ausflug an den Strand: Radtour zu den Isteiner Schwellen Freizeit | 02.09.2021 | Paulina Flad

Radtour

Der Rad-Rundweg von Kandern über die Isteiner Schwellen im Altrhein bietet schöne Aussichten und abwechslungsreiche Kulissen. Wichtig bei dieser Tour: Sonnencreme und Zeit zum Verweilen.

Startpunkt ist das Städtchen Kandern. Wer mit dem Auto anreist, findet Parkplätze neben dem Bahnhof, doch auch der Bus fährt den Ort regelmäßig an. Wie auch immer man sich entscheidet – das Rad sollte mit dabei sein. Vorzugsweise ein Mountain-, Trecking- oder Gravel-Bike, denn die Strecke wartet immer wieder mit Schotter- und Steinpisten auf. Breitere Reifen mit ein bisschen Profil sind also Pflicht.

So geht es lässig an den ersten Anstieg, vorbei an Imbissbude und Tankstelle Richtung Riedlingen den Hügel hinauf. Am Ortsende von Kandern ist der höchste Punkt erreicht. Wie schön, dass die Schweißperlen bei der Fahrt den Berg hinab in ein waldumrahmtes Tal gleich wieder vom Fahrtwind verweht werden.

Rhein

Hier brodelt der sonst so ruhige Strom: der Altrhein auf der Höhe von Istein.

Verlässlich weisen grün-weiße Radweg-Schilder den Weg zum nächsten Wegpunkt (siehe Info) – bis auf eine Ausnahme gleich am Anfang: In Riedlingen muss man den Radweg bewusst ignorieren und der Hauptstraße folgen, immer leicht rechts haltend. Vorbei an kleinen, mit Blumen verzierten Brunnen und alten Fachwerkhäusern lädt ein Selbstbedienungsständchen zum ersten Stopp. Hier gibt es neben anderen Leckereien selbst gemachte Marmelade zu kaufen.

Das kleine Mehrgewicht im Reisegepäck macht sich allerdings schnell bemerkbar. Denn nach dem Ortsende von Riedlingen wartet ein teilweise recht steiler Anstieg. Im Wald weicht der Asphalt einem Untergrund aus Schotter und Steinen – der anspruchsvollste Teil der Tour. Zum Glück sind die Beine noch frisch. In der Waldeinsamkeit ist nur das Knirschen der Fahrradreifen auf dem Kies zu hören und das eigene Schnaufen. Ist der Rhythmus gefunden, dringt auch das Rascheln der Blätter ans Ohr und das Zwitschern der Vögel. Orientierung bieten an jeder Kreuzung im Wald Holzschilder mit der Aufschrift „Riedlinger Weg“, bis der höchste Punkt erreicht ist.

Nach einer kurzen Verschnaufpause bringt der Fahrtwind bei der Abfahrt ins Dorf Hertingen eine große Portion Abkühlung. Windschnittig über den Lenker gebeugt geht’s rasch bergab. Und wer genügend Schwung aufgenommen hat, rollt wie von einem Motor getrieben durchs Dorf – wo dann allerdings der Spaß ein Ende hat, denn der nächste Anstieg wartet. Auch wenn die Beine leise protestieren – es ist die letzte längere Steilstrecke dieser Tour, und außerdem winkt oben eine traumhafte Belohnung: weite Blicke in die Rheinebene bis zu den Vogesen, die sich in zarten Blautönen am Horizont abzeichnen. Von einer Bank, umringt von unberührten Blumenfeldern, lässt es sich hier herrlich verschnaufen.

Radtour

Idylle mit Gefahrenpotenzial: Der Wasserpegel des Altrheins kann innerhalb von Minuten rapide steigen.

Nächstes Ziel ist Bad Bellingen. Mitten hinein in den idyllischen Kurpark leiten die Wegweiser. Da wäre neuerlich eine Pause möglich, doch lohnt es sich, geduldig zu sein. Nach dem Kurpark biegt der Weg Richtung Autobahn ab, unterquert diese, und dann ist das Ufer des Altrheins erreicht. Hier eröffnen sich von einem im April neu eröffneten Aussichtssteg weite Blicke über die Flusslandschaft.

Der Altrhein ist nun für einige Zeit treuer Begleiter auf stetig flacher Strecke. Grillenzirpen und Bienengesumm ist zu hören, daneben das Rauschen der Autos auf der A5. Kurz nach Rheinweiler ist Schluss mit dem Stereo-Konzert, denn hier macht der Fluss einen Knick und die Autobahn entfernt sich für kurze Zeit vom Radweg, der weiterhin am Altrheinufer entlangläuft.

Istein

Blick ins Oberjura: Die Gesteinsscholle zwischen Kleinkems und Istein.

Als Schotterpiste führt er durch die unberührte und wild bewachsene Uferlandschaft. Hochaufragende Bäume und naturbelassene Wildblumenwiesen säumen den Weg. Es herrscht geschäftiges Treiben in diesem Naturparadies: Unüberhörbar, dass Insekten sich hier wohlfühlen. Und auch sonst sind viele Tiere unterwegs: Ein rotes Eichhörnchen klettert rasch an einem Baum empor, eine Eidechse überquert den Radweg, Vögel fliegen über den Fluss. Wer einen Moment innehalten will, um das tierische Schauspiel zu bewundern, kann auf einer der vielen Bänke rasten, die alle hundert Meter am Wegesrand stehen.

Entspannen am Strand

Der schattige Weg durchs Naturparadies endet auf der Höhe von Kleinkems. Hier rückt die A5 akustisch wieder näher und der Baumbestand wird spärlicher. Wer sich noch nicht eingecremt hat, sollte es spätestens hier tun. Auf der Höhe von Istein quert der Radweg einen kleinen Kanal über eine schmale Holzbrücke – und schon kommen die Isteiner Schwellen in Sicht.

Die kleinen Kies- und Steinstrände zwischen diesen Stromschnellen laden bei sonnigem Wetter zum Entspannen ein. Die Steinbänke bestehen – ebenso wie der nahe Isteiner Klotz – aus Oberjura-Kalkstein, in den sich zahllose Rillen und Strudellöcher eingegraben haben. Flussabwärts hat sich eine langgezogene Kiesbank gebildet, deren große, runde Steine ein Abbild des Reichtums des alpinen Gesteins geben. Wer die Inseln im Altrhein erkunden möchte, sollte Vorsicht walten lassen: Der Wasserpegel kann sehr schnell steigen. Erst im Mai mussten hier sieben Menschen gerettet werden. Sicherer ist es, die Schwellen von der nahen Aussichtsplattform von oben zu betrachten oder einfach vom Ufer aus die Füße im kühlen Nass baumeln zu lassen.

Fahrrad

Erfrischt geht es weiter, bis an einer Kreuzung kurz vor Weil am Rhein ein Wegweiser auf das kleine Örtchen Märkt verweist. Wer eine Stärkung braucht, ignoriert den Abzweig und radelt weiter Richtung Weil. Schon nach wenigen Metern ist das Gasthaus am Bootssteg erreicht, wo es sich gut vespern lässt. Alle anderen biegen links ab und folgen dem Radweg in das kleine Örtchen Märkt. Ab hier schlängelt sich der Weg durch die Orte Eimeldingen, Binzen, Rümmingen und Wittlingen, an Feldern, Wiesen und Wäldern vorbei. Schwarzwaldidylle pur. Und die lässt sich ganz entspannt vom Fahrradsattel aus genießen, denn der Weg bleibt – bis auf wenige sanft ansteigende Hügel – wunderbar flach.

Ist das Dorf Hammerstein erreicht, führt der Radweg in ein waldiges Tal. Entlang dem Flüsschen Kander geht es wieder zurück zum Startpunkt. Zum Abschluss bietet die wellige Wegstrecke am schattigen Flusslauf willkommene Abkühlung.

Info
Länge: 42,3 Kilometer
Dauer: ca. 3,5 Stunden
Auf- und Abstieg: jeweils 285 Höhenmeter
Start & Ziel: Kandern (Bahnhof)
Wegpunkte: Kandern – Riedlingen – Hertingen – Bad Bellingen – Rheinweiler – Kleinkems – Istein – Märkt – Eimeldingen – Binzen – Rümmingen – Wittlingen – Wollbach – Hammerstein – Kandern

Fotos: © iStock.com/egon69, Bade- und Kurverwaltung Bad Bellingen GmbH,  Paulina Flad