Einfach zauberhaft: Radtour rund um den Überlinger See Freizeit | 15.08.2020 | Stella Schewe

Garten am See

Radeln mit Seeblick und einem Hauch von Süden – das verspricht eine Tour rund um den Überlinger See, von Meersburg bis Konstanz. Dank der Fährverbindung zwischen den beiden Städten ist sie an einem Tag gut machbar.

Startpunkt ist Meersburg am Nordufer des Überlinger Sees, einem der beiden Teilbecken im Westen des Bodensees. Weit oben thronen die Burg Meersburg und das Neue Schloss, unten am Hafen geht’s los Richtung Überlingen. Der gut ausgeschilderte Bodenseeradweg führt als Erstes ins kleine Örtchen Unteruhldingen, berühmt für seine prähistorischen Pfahlbauten. Hier gibt das älteste Freilichtmuseum Europas einen einzigartigen Einblick in das Alltagsleben der Jungsteinzeit und Bronzezeit.

Pfahlbautenmuseum Unteruhldingen Bodensee Luftbild

Einblick in die Jungsteinzeit gibt das Pfahlbauten-Museum in Unteruhldingen.

Vorbei an der Wallfahrtskirche Birnau geht es in die Kurstadt Überlingen: Der 78 Meter hohe Turm des St. Nikolaus Münsters ist schon von weitem zu sehen. Viel weniger bekannt, aber ein echtes Kleinod ist die evangelische Auferstehungskirche (Foto rechts). Ihre mit weißen Ziegeln bekleidete Fassade strahlt im Sonnenlicht, das Innere besticht durch seine Schlichtheit. Dahinter liegt ein lauschiger Garten mit biblischen Gewächsen wie Feigen, Weintrauben und Granatapfelbäumen – eine grüne Idylle inmitten der lebendigen Kleinstadt.

Dass Überlingen in diesem Sommer eigentlich noch viel lebendiger werden wollte, davon zeugen leerstehende Pavillons – gedacht für die Landesgartenschau 2020, die wegen der Corona-Pandemie aufs kommende Jahr verschoben wurde. Anschließend geht es an weißen Felsen entlang Richtung Sipplingen, zur Bodensee-Wasserversorgung. Aus 60 Metern Tiefe wird dem See hier Wasser entnommen, zur Aufbereitungsanlage auf dem Sipplinger Berg gepumpt und dort gefiltert: Trinkwasser für mehr als vier Millionen Menschen in Baden-Württemberg.

Ausblick Bodensee

Impressionen aus Meersburg: schöne Badende (siehe Beitragsbild) und der Hafen.

Durch Ludwigshafen führt der Radweg ins Große Ried am nordwestlichen Ende des Überlinger Sees: ein Naturschutzgebiet rund um die Mündung der Stockacher Aach. Zwischen sich im Wind wiegenden Schilfrohren schwimmen Schwäne und Enten. Auf einer Aussichtsplattform kann man sie beobachten und den Blick weit über den See schweifen lassen. Rechter Hand liegt Bodman – das Örtchen, dem der See seinen Namen verdankt: Lacus Potamicus hieß er einst. Ein Besuch lohnt wegen des Skulpturengartens von Peter Lenk, jenem Bildhauer, dessen freizügige und beißend-ironische Figuren überall am Bodensee anzutreffen sind.

Das Südufer zwischen Bodman und dem östlich liegenden Wallhausen ist der längste straßenfreie und unverbaute Abschnitt am Bodensee – und so zweigt der Radweg noch vor Bodman ab und führt steil nach oben auf den knapp 700 Meter hohen Bodanrück: ein Hochplateau, das den Überlinger See vom Untersee trennt. Beim Blick auf Wälder, Weiden und Streuobstwiesen sind die Mühen des Anstiegs schnell vergessen, und ab Liggeringen ist Rollenlassen angesagt. Immer schneller geht es bis hinunter zum Yachthafen von Wallhausen.

Erfrischung gefällig?

Wem nach einer Abkühlung zumute ist: Wie schon in Überlingen, Sipplingen oder Ludwigshafen lädt am Landvorsprung Klausenhorn ein Strandbad zum Bade. Im Anschluss führt der Radweg durch eine grüne Allee zum Landesteg der Blumeninsel Mainau mit ihrem Schloss und den üppigen Gärten. Von hier aus ist es nicht mehr weit: Durch den Fischervorort Staad, von dem aus die Autofähre nach Meersburg fährt, vorbei am Strandbad Hörnle, der Bodensee-Therme und zuletzt auf der Promenade und über die Rheinbrücke, radelt es sich lässig in die Konstanzer Altstadt mit ihrem gotischen Münster, den vielen Gassen und Cafés.

Auch vom Konstanzer Hafen aus fährt eine Fähre zurück nach Meersburg: vorbei an Peter Lenks neun Meter hoher Imperia – einer üppigen Kurtisane, die auf ihren Händen Papst und Kaiser in Gestalt zweier nackter Männlein trägt und damit satirisch an das Konzil von Konstanz im 15. Jahrhundert erinnert.

Konstanz Imperia

Peter Lenks Imperia-Skulptur überwacht den Konstanzer Hafen.

Dann gleitet das Schiff auf den offenen See hinaus und legt eine entspannte halbe Stunde später in Meersburg an. Wer es jetzt noch schafft, die vielen Stufen hoch zum Staatsweingut Meersburg zu erklimmen, kann den Tag auf der Terrasse der Gutsschenke ausklingen lassen – mit Bodenseefelchen, einem Glas fruchtigen Weißwein und Seeblick: auf die Schweizer Alpen am gegenüberliegenden Ufer, das langsam dunkler werdende Wasser und die sich darin spiegelnden Lichter. Einfach zauberhaft!

Info

Meersburg – Konstanz: 64 km
(überwiegend eben, bis auf den Anstieg zum Bodmanrück)
Dauer: etwa 6 Stunden

Fotos: © ste, Internat. Bodensee Tourismus GmbH,  Achim Mende