Frühlingsboten: Bunte Pracht der Zwiebelblumen Freizeit | 05.03.2019 | Tanja Senn

Gartenmauer

Mit ihren leuchtenden Farben läuten Narzissen, Tulpen & Co. den Frühling im Garten ein. Wer die Zwiebeln im Herbst noch nicht gesetzt hat, kann nun vorgetriebene Pflänzchen kaufen, die kurz vor dem Blühen stehen. In der Sasbacher Gärtnerei Friderich finden Blumenliebhaber nicht nur eine große Auswahl, sondern bekommen auch Tipps für eine reiche Blüte.

Ab Anfang März herrscht bei Klaus Friderich Hochkonjunktur. 180.000 Töpfe mit Tulpen, Narzissen oder Hyazinthen warten darauf, verkauft zu werden. Noch schauen nur kleine grüne Spitzen aus den braunen Zwiebeln. Prüfend zieht der Gärtner eine aus dem Topf und nickt zufrieden: „Die sind schon gut angewurzelt.“

Auf den Pflanztischen hinter ihm stehen die Töpfe dicht an dicht. Meterlang. Reihe um Reihe. Es sind die kleinblütigen „Tête à Tête“, die bekanntesten Mini-Narzissen. Sie kommen frisch aus dem Kühlhaus, wo sie bei weniger als neun Grad viereinhalb Monate verbracht haben. Denn wie die meisten Zwiebelblumen brauchen auch Narzissen eine ausgiebige Kältephase, damit sie anfangen zu treiben. Anders als im Hausgarten, wo Petrus bestimmt, wann die Zwiebelblumen blühen, steuern Gärtner durch die Kühlung, wann sich die ersten Knospen zeigen. Dann ist der ideale Zeitpunkt für den Verkauf. „Die Leute wollen ja keine Blumen, bei denen die Blüten schon voll geöffnet sind“, erklärt Friderich.

Wie fast alle seine Kollegen vermehrt er die Zwiebeln nicht selbst, sondern kauft sie in Holland. Als weltweit größter Produzent exportieren die Niederlande jährlich für rund 1,2 Milliarden Euro Blumenzwiebeln in alle Welt. Knapp die Hälfte davon sind Tulpen. In diesem Jahr sind diese allerdings knapp. Der heiße und trockene Frühling 2018 hat den Zwiebeln zu schaffen gemacht – holländische Exporteure konnten nur 80 Prozent der normalen Menge liefern. Auch Friderich hat die Tulpenknappheit zu spüren bekommen und weiß, dass sich das auf die Preise auswirken wird.

300 Euro für eine Blumenzwiebel

Bereits Anfang September hat der 58-Jährige die ersten Zwiebeln gekauft. Narzissen, Tulpen und Hyazinthen machen dabei rund 90 Prozent seines Einkaufs aus. Natürlich gebe es immer wieder neue Züchtungen, sagt er, spezielle Trends macht er aber nicht aus. Besondere Liebhaberblumen gebe es weniger bei Tulpen oder Narzissen, sondern beim Schneeglöckchen. Von diesem unscheinbaren Blümchen werden mittlerweile mehrere hundert Sorten kultiviert. Für die rarsten und begehrtesten von ihnen zahlen Liebhaber – sogenannte „Galanthophile“ – bis zu 300 Euro pro Zwiebel. „Da gibt es echte Freaks“, sagt Friderich kopfschüttelnd.

So tief muss bei ihm niemand in die Tasche greifen. „Die Leute denken immer, in der Gärtnerei ist es viel teurer als im Baumarkt“, erzählt der Sasbacher Gärtner, „dabei stimmt das gar nicht.“ Denn auch was die Qualität der Zwiebeln angeht, mache es keinen Unterschied, ob man sie im Gartencenter, im Baumarkt oder direkt beim Gärtner hole. „Ich gehe davon aus, dass die Pflanzen in allen Gärtnereien mit Herzblut und Fachwissen angezogen werden“, so der Experte. „Der einzige Unterschied besteht vielleicht darin, wie sie im Verkauf gepflegt werden.“

Der wichtigste Tipp von Klaus Friderich (links) für eine reiche Blüte: den Rasenmäher nicht zu früh anschmeißen.

Während bei anderen Händlern die Zwiebelsaison bereits im Herbst ihren Höhepunkt erreicht, wenn Gärtner Blumenzwiebeln säckeweise zum Selberpflanzen kaufen können, startet sie bei Friderich erst im März. Der Gärtner bietet nämlich ausschließlich Topfpflanzen an. Doch auch diese können sich problemlos mehrere Jahre lang halten. Wenn die Frühlingsboten in der Wohnung verblüht sind, können sie direkt in den Garten gepflanzt werden oder der Topf „übersommert“ auf dem Balkon.

Egal, ob im Topf oder im Beet: Die Blätter müssen unbedingt dranbleiben, bis sie verwelkt sind. Sie liefern der Zwiebel die Energie fürs kommende Jahr. Wer die Blätter zu früh kürzt oder abzupft, riskiert, im Jahr darauf nur noch grüne Blätter ohne Blüten zu bekommen. Geschickt mit verschiedenen Stauden kombiniert, können Zwiebelblumen nicht nur die kahlen Stellen im Frühjahr auffüllen, mit den austreibenden Stauden lässt sich auch das welke Laub von Tulpen oder Narzissen gut verdecken.

Beliebtes Mäusefutter

Doch auch Gärtner, die das Laub Jahr für Jahr langsam eintrocknen lassen, beobachten oft, dass der bunte Blütenteppich im Frühjahr immer löchriger wird. Zwar kann man viele Blumenzwiebeln das ganze Jahr über im Boden lassen, riskiert damit aber, dass sich Wühlmäuse an ihnen gütlich tun oder dass die Zwiebeln in schweren Böden aufgrund von Staunässe verfaulen. Zudem wachsen die jungen Brutzwiebeln immer ein Stückchen tiefer als ihre Mutterzwiebel. Irgendwann sind sie dann zu weit unten, um es mit ihren Trieben zur Erdoberfläche zu schaffen.

Friderich empfiehlt daher, die Pflanzen alle drei bis vier Jahre auszugraben, die Tochterzwiebeln zu trennen und neu einzusetzen. Die ideale Pflanztiefe ist dabei etwa die doppelte Zwiebelstärke. Ob man die Blumen lieber grüppchenweise setzt, „der Natur entsprechend“, oder sie bunt durcheinandermischt, bleibt dabei ganz dem eigenen Geschmack überlassen. Die meisten Frühlingsblüher freuen sich über ein sonniges Plätzchen. Doch auch fürs Schattenbeet gibt es geeignete Zwiebelblumen wie Traubenhyazinthen, Schneeglöckchen, Märzenbecher oder Hasenglöckchen.

Nach der Blüte sind die Pflanzen über eine Kompostgabe dankbar, weiß Friderich: „Wasser und Luft allein genügen nicht. Der Kompost sorgt für Nährstoffe und aktiviert das Bodenleben.“ Wer die Blumenzwiebeln im Rasen gesetzt hat, gibt stattdessen „eine Handvoll Dünger drauf“.

Zwiebelblumen machen übrigens nicht nur im Frühjahr eine gute Figur im Garten oder auf dem Balkon. Dahlie, Calla, Gladiolen, Kugellauch, Knollenbegonie, Lilien … die Auswahl an prächtigen Sommerblühern ist groß. Die Zwiebeln oder Knollen kommen zwischen Mitte April und Mitte Mai unter die Erde. Um ihre Blütezeit vorzuverlegen und zu verlängern, kann man Sommerblüher ab März vortreiben. Ausgetrocknete und verschrumpelte Zwiebeln und Knollen sollten zunächst ein paar Stunden im Wasserbad verbringen. Danach werden sie in Töpfe gesetzt, die man zuvor mit einer Drainageschicht aus Sand oder Kies versehen hat. Die Pflanzen kommen dann an einen warmen, hellen Ort in der Wohnung, bis sie etwa Mitte Mai ins Freiland können – und hier dafür sorgen, dass die bunte Blütenpracht nahtlos weitergeht.

Fotos: © rop, tas