Idylle vor der Haustür: Vom Freiburger Schlossberg ins Föhrental Freizeit | 04.10.2019 | Karin Jehle

Streckereck

Diese Tour ist besonders empfehlenswert für alle, die unter der Woche Zeit zum Wandern haben, denn auch bei Mountainbikern ist vor allem der Abschnitt bis zum Streckereck sehr beliebt. Wochentags jedoch lassen sich durchaus Einsamkeit und Ruhe finden, tolle Aussichten belohnen jeden Höhenmeter.

Start der Tour ist am Schwabentor am Fuß des Schlossbergs (Straßenbahnhaltestelle Oberlinden, Linie 1). Über die hölzerne Brücke geht es zum Schlossberg und dann gleich steil bergauf bis zum Kanonenplatz. Die rote Raute mit dem „K“ markiert den Kandelhöhenweg, bis zum Streckereck wird sie den Weg weisen. Am Kanonenplatz, der nach wenigen Minuten erreicht ist, bietet sich die typische Freiburger Postkartenidylle mit Blick über Münster und Altstadt bis in die Rheinebene. Läuft man die Tour in umgekehrter Richtung, lädt der Kastaniengarten unterhalb des Platzes mit kühlen Getränken zur Einkehr ein.

Vom Kanonenplatz aus führt ein breiter Spazierweg relativ eben das Dreisamtal entlang. Teils lassen sich Blicke auf die Wiehre und die Oberau erhaschen, teils geht es durch schönen Laubwald. Wer lieber auf schmalen Pfaden läuft, kann auch das, denn linker Hand verläuft parallel ein Wanderweg bis zur „Roten Hütte“, einem eher schmucklosen Pavillon.

Von hier führen Wege in alle Richtungen – zum Rosskopf über Siebenlinden geht es geradeaus. Der Trimm-Dich-Parcours, der hier ein paar Stationen entlang des Wanderweges bereithält, verbreitet 1970er-Jahre-Nostalgie. Richtig ins Schwitzen kann man dann nach der Kreuzung „Siebenlinden“ kommen, denn ab da steigt der Weg steil an. 737 Höhenmeter hat der Rosskopf, das nächste Etappenziel, und die wollen bezwungen werden.

Herbstliche Farbenpracht

Ab einem kleinen Rondell ist ein Pfad für Downhill-Montainbiker reserviert. Wenn man nicht aus dem Weg springen will, sollte man diesen meiden. Der Wanderweg mit der roten Raute schlängelt sich steinig und steil durch lockeren Mischwald mit viel Ahorn – vor allem im Herbst eine Farbenpracht! Nach rund fünf Kilometern ist der Rosskopf erreicht.

Ihn ziert ein Jugendstil-Turm aus Stahl von 1889. Mit seinen 34,4 Metern Höhe überragt er auch die höchsten Wipfel, sodass eine fantastische Rundumsicht über Kaiserstuhl und Vogesen im Westen, den Schwarzwald und bei entsprechender Wetterlage sogar bis zu den Alpen im Süden möglich ist. Markant sind auch die Rotoren der vier Windkraftanlagen. Sie wurden 2003 gebaut und erzeugen gemeinsam mit ihren beiden Schwestern an der Holzschlägermatte jährlich rund 16 Millionen Kilowattstunden Strom – der Bedarf von 5400 Haushalten.

Kanonenplatz

Wie eine Postkartenansicht zeigt sich der Blick vom Kanonenplatz und auf den Rosskopf-Turm.

Links an den Windrädern vorbei beginnt nun der eigentlich schönste Teil der Tour. Die zweieinhalb Kilometer bis zum Streckereck schlängeln sich über schmale Pfade, verwunschene kleine Lichtungen und an gewaltigen Baumriesen vorbei. Hin und wieder gibt der lichte Wald Blicke in die Rheinebene, das Wildtal und die Einmündung von Elz- und Glottertal frei. An anderen Stellen wird es dunkler, wo die Weißtannen dicht an dicht stehen.

Nach insgesamt knapp neun Kilometern ist das Streckereck mit seinen 686 Höhenmetern erreicht – einer der schönsten Rastplätze in der unmittelbaren Umgebung von Freiburg. Es gibt eine kleine Hütte, zwei Grillplätze, eine ergonomisch geformte Holzliege und eine fantastische Aussicht über die locker mit Birken bestandene Höhenwiese hinweg auf den nördlichen Breisgau. Die Blicke schweifen über die Rheinebene, ins Föhrental und zum Kandel, während der Körper auf der extrem gemütlichen Liege regeneriert.

Alle Wege führen ins Föhrental

Von hier führen nun mehrere Strecken zum Ziel. Ein Schlenker an der Nordwestflanke des Flaunsers entlang führt zunächst durch Wald und dann oberhalb des Föhrentals hinunter zur Bushaltestelle im Glottertal. Wer direkt durch das Föhrental laufen will, kann Schwarzwalddorfidylle pur genießen, muss allerdings auch ein paar Kilometer auf Asphalt gehen.

Für diese Variante muss man zunächst ein paar hundert Meter zurückgehen bis zum Kruzifix am Wegesrand und anschließend der gelben Raute ein kleines Stück die Forststraße entlang folgen. Dann geht es steil rechts ab und im Zickzack den Berg hinunter. Danach führt der Weg unterhalb der Wiese am Streckereck hindurch – nochmals eine ganz andere Perspektive. Schon bald ergeben sich die ersten Ausblicke auf das Föhrental und nach insgesamt 12,7 Kilometern ist am Fahrländerhof dessen Ortsende erreicht. Ab hier geht es rund vier Kilometer auf der Teerstraße durch den idyllischen Ort.

Die Asphalttreterei wird indes reichlich belohnt. Farbenprächtige Bauerngärten und Fachwerkhäuser verbreiten einen Eindruck davon, wie naturnahe Landwirtschaft funktionieren kann, ohne dabei aufgehübscht zu wirken. Am Talausgang, wo das Föhrental ins Glottertal mündet, ist auch direkt die Bushaltestelle, von der halbstündlich Busse zum Bahnhof in Denzlingen fahren. Von hier geht es in nur wenigen Minuten mit dem Zug nach Freiburg zurück.

Info

Strecke: 14,1 km
Aufstieg: 525 Höhenmeter
Abstieg: 520 Höhenmeter
Dauer: 4 ½ Stunden

Fotos: © Karin Jehle