Von Zäpfle und Tannen: Wandern im Rothauser Land Freizeit | 05.01.2020 | Tanja Senn

Schwarzwald Die Steinahölzlehütte macht die Wanderung zum idyllischen Wintererlebnis.

Mit dem Duft von Hopfen in der Nase und Blick auf die Alpen: So geht es bei dieser Rundwanderung von Rothaus über Balzhausen nach Faulenfürst und wieder zurück. Die abwechslungsreiche Tour bietet zudem mehr als eine Einkehroption.

Sollte hier nicht eigentlich der Schluchsee sein? Eingeklemmt zwischen zwei Lastern tuckert der Skoda gemütlich über die Landstraße. Der Blick schweift über kahle Büsche, hohe Schneewehen, weiße Winterlandschaften – und plötzlich kommt die Erkenntnis: Diese riesige unberührte Schneefläche zur Rechten, klar, das ist der Schluchsee. Komplett zugefroren ist der größte See des Schwarzwalds zwar nicht. Auf Höhe des gleichnamigen Ortes gibt ein großes Loch den Blick auf blaugraues Wasser frei. Doch immerhin zwei Drittel des Sees sind mit einer dicken, eisigen Schicht bedeckt. An dieser weißen Fläche geht es vorbei, stetig bergauf nach Rothaus.

Das Auto bleibt vor der Info „Rothauser Land“ stehen, von wo aus es nur wenige Meter bis zur bekannten Brauerei des Ortes sind. Sollte tatsächlich noch jemand zweifeln, welches Bier hier gebraut wird, verweist eine Skulptur von zwei 15 Meter hohen Fichtenzapfen auf das Symbol der Brauerei Rothaus. Der Offenburger Künstler Stefan Strumbel hat hier dem Traditionsunternehmen zu seinem Jubiläum ein Zeichen gesetzt.

Mit der Sonne im Gesicht

Weiter geht es direkt über das Gelände der Brauerei, vorbei an Shop, Spielplatz, Biergarten und Fenstern zum Sudhaus, die den Blick auf glänzende Maischebehälter und Sudpfannen freigeben. Hinter der Brauerei beginnt dann der Zäpfleweg: Drei Pavillons und neun Stationen informieren über Themen wie „Rohstoffe aus der Region“ oder „Umwelt und Nachhaltigkeit“. Noch sind die Wege zu den Pavillons an diesem Morgen nicht gefräst – wer mehr über das Zäpfle erfahren möchte, muss sich schon selbst den Weg durch den Tiefschnee bahnen.

Parallel zum Zäpfleweg führt aber auch die Landstraße die erste Anhöhe hinauf. Mit dem malzigen Duft nach Hopfen in der Nase geht es sacht bergan, bis der Wegweiser nach rechts auf einen Waldweg Richtung „Steinahölzlehütte“ zeigt. Der präparierte Forstweg führt tief in einen verschneiten Winterwald mit Tannen, deren Zweige sich unter der Schneelast biegen, weiß bestäubten Sträuchern oder Holzstapeln mit dicken Schneehäubchen. Die pulvrige Schneeschicht scheint jedes Geräusch zu schlucken – nur ab und zu unterbricht ein Vogelruf die Stille.

Steinahölzle Hütte

Die Steinahölzlehütte macht die Wanderung zum idyllischen Wintererlebnis.

Nach wenigen Kilometern erreicht man die Steinahölzlehütte. Die Tür ist verschlossen, doch eine winzige überdachte Terrasse mit rustikaler Holzbank lädt zur ersten Rast ein. Durch die Bäume scheint die Sonne direkt auf die Hütte und bricht sich in den Eiszapfen, die das Dach säumen. Nach einer dampfenden Tasse Kräutertee geht es links an der Holzhütte vorbei, den Wegweisern nach Balzhausen folgend.

Kurz vor dem Dorf tut sich der Wald auf, und im herrlichsten Sonnenschein geht es vorbei an Wiesen und Weiden. Die großen Schneekristalle, die sich durch die warmen Temperaturen gebildet haben, glitzern. Balzhausen mit seiner Handvoll Häuser scheint im Winterschlaf zu sein. Hinter einem der Höfe stapfen ein paar Pferde durch den Schnee, ein älterer Mann sägt Holz, eine Katze räkelt sich auf einer Fensterbank. Eindrucksvolle Eiszapfen von mehr als einem Meter Länge tropfen in der Wintersonne langsam vor sich hin.

Gefrorenes Weihwasser

Mitten im Ort zieht die kleine Kapelle St. Maria den Blick auf sich. Die 1882 bis 1883 von Balzhauser Bürgern erbaute Kirche ist Teil des Kapellenwegs im Rothauser Land. Auf zwei verschiedenen Routen lässt sich hier der Besuch mehrerer offener Kirchen und Kapellen miteinander verbinden. Auch in St. Maria steht die Tür dem Wanderer offen. Im Inneren der kleinen Kapelle ist es kühl – wie sehr, zeigt das gefrorene Weihwasser. Ein alter Tabernakel, eine geschnitzte Marienstatue und rot gepolsterte Stühle schmücken die winzige Kirche.

Wen schon der Hunger plagt, kann hier im Gasthaus „Zum Löwen“ einkehren. Alle anderen folgen dem Dresselbacher Weg nach links wieder aus dem Dorf hinaus. Stetig ansteigend geht es durch die Sonne, zuerst diesen Weg weiter, dann der Landstraße Richtung Faulenfürst folgend. Störend ist der Weg auf der Landstraße nicht – kaum ein Auto verirrt sich an diesem Tag hierher. Erst am Wanderparkplatz Faulenfürst, wo mehrere Loipen aufeinandertreffen, wird es voller. Wer abkürzen will, folgt der Beschilderung zurück nach Rothaus. 

Nachdem man den Ort wieder verlassen hat, geht es abermals auf einer Landstraße weiter. Doch der tolle Blick auf die verschneiten Alpengipfel und auf die Höhen von Blasiwald entschädigt dafür mehr als genug. Den Schildern Richtung Rothaus oder Dürrenbühl folgend wandert man in einer knappen Stunde zurück zum Ausgangspunkt. Wo man zuvor die Straße Richtung Steinahölzlehütte verlassen hat, trifft man nun wieder auf den Zäpfleweg. Die Schilder braucht’s aber gar nicht, um zu erkennen, dass man die Brauerei wieder erreicht hat – der süß-herbe Hopfengeruch weist den Weg. Da schmeckt das kühle Zäpfle zum Abschluss der Tour an der Bar im Shop oder im Brauereigasthof gleich nochmal so gut.

Info:
Dauer: ca. 2,5 Stunden
Länge: 9,1 km
Auf- und Abstieg: je 114 Höhenmeter

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