Weißes Gipfelglück: Winterwanderung zur Todtnauer Hütte Freizeit | 16.12.2020 | Jakob Steiner

Todnau Wanderung

Der Feldberg hat eine niedrigere Jahresdurchschnittstemperatur als Reykjavik auf Island. Mit dem rauen Klima kommen viel Schnee und eine alpine Flora und Fauna. Auf dem Weg zwischen Todtnauberg und Feldberg zeigt sich das Biotop von seiner schönsten Seite.

Der erste Schnee des Jahres ist gefallen. Auf den Hochebenen des Schwarzwaldes ist es ruhig geworden. Die sonst so dunklen Tannenwipfel sind von weißem Puder bedeckt. Zwei Spaziergänger stapfen durch das Winterwunderland. Vereinzelte Sonnenstrahlen finden den Weg zum Waldboden. Dort, wo das Licht auf den Boden trifft, steigt Wasserdampf gen Himmel. Der Neuschnee hat die übliche Geräuschkulisse des Waldes gedämpft. Nur selten durchbricht der Ruf einer Krähe die Winterruhe. Einzig und allein der Schnee knirscht beständig unter den Schuhen der Wanderer.

Ausgehend vom Wanderparkplatz Radschert verläuft der Weg über den Dächern von Todtnauberg. Bereits nach den ersten hundert Metern offenbart sich ein schöner Blick über das verschneite Bergdorf. Bei klarer Sicht reicht der Ausblick weit über den Schwarzwald bis hin zu den Schweizer Alpen. An dieser Stelle hat der Verein „Liebenswert Todtnauberg“ ein spezielles Fernrohr errichtet, das dem Betrachter Namen und Höhenmeter der fernen Bergketten verrät. Zudem laden Schwing- und Riesenbänke zu einer abenteuerlichen Verschnaufpause ein.

Bank

Hinlegen, in den Himmel schauen, staunen. Diese Riesenbänke am Wegesrand gelten als längste Bankliege der Welt.

Dorf im Winterschlaf

Nach der kurzen Rast schlängelt sich der Weg weiter Richtung Feldberg. Im Tal zur Rechten befindet sich nach wie vor das beschauliche Todtnauberg. Es scheint, als hätten sich die Häuschen bewusst in die Senke zurückgezogen, um dort Winterschlaf zu halten. Über den Dächern tanzen Schneeflocken. In den Gärten stapeln sich Holzscheite. Schornsteine qualmen. Warme Kaminluft verliert sich im wolkenlosen Winterhimmel. Über dem Bergdorf, auf einer Anhöhe, steht die Fatima-Kapelle. Wie ein weißer Hüter wacht sie über das schlummernde Dorf.

Fatima-Kapelle

Die Fatima-Kapelle wacht wie ein weißer Hüter über das beschauliche Todtnauberg im Tal.

Von der Berger Höhe führt das Feldbergsträßle immer tiefer in den Wald. Etliche Schneehäubchen verwandeln die Umgebung in eine winterliche Mondlandschaft. Es knackt und ächzt, während sich die Äste einer alten Eiche unter den Schneemassen biegen. Die Säulentanne kommt mit dem Zusatzballast besser zurecht. Ihr schlanker Wuchs sorgt dafür, dass der Schnee in regelmäßigen Lawinen gen Boden befördert wird. Am Fuße der Tannen sind Pfotenabdrücke zu erkennen. Bei genauerem Betrachten lassen sie sich dem Fuchs zuordnen, da sich die vorderen und hinteren Ballen der Pfote nicht überschneiden. Im Winter sind die gewieften Räuber besonders aktiv, da sie sich im Januar paaren. Während der Balzzeit ist ihr heiseres Bellen im ganzen Wald zu hören.

Es zeigt sich, dass nicht jeder dem rauen Feldbergklima gewachsen ist. Viele der üblichen Schwarzwälder Tier- und Pflanzenarten sucht man hier vergeblich. Dafür haben sich alpine Experten am höchsten Berg der REGIO angesiedelt. Nicht umsonst wird die Gegend auch als „subalpine Insel im Mittelgebirge“ bezeichnet. Neben der Alpenglockenblume und Silberdisteln sind auch Murmeltiere und Gämsen am Feldberg zu Hause. Diese Spezialisten zeichnen sich durch ihre einzigartigen Überlebensstrategien aus. Die Gämsen kühlen ihre äußeren Gliedmaßen herunter, sodass der Körperkern konstant warm bleibt. So können sie auch im tiefen Schnee auf Futtersuche gehen. Im Gegensatz dazu lassen es die Murmeltiere gemütlich angehen. Sie kuscheln sich aneinander und verschlafen den Winter einfach.

Alpensicht

Bei klarer Sicht reicht der Blick weit über die Schwarzwald-Tannen bis zu den Alpengipfeln.

Zackiges Alpenpanorama

Kurz vor der Todtnauer Hütte lichtet sich der Tannenwald. Am Wegesrand fließt ein kleiner Bach. Unter dem Schnee, vom Wasser befreit, kommen allerlei Moose zum Vorschein. Eiszapfen hängen von den Rändern der knallgrünen Kissen. Vom Plätschern des Bachs begleitet, kommt die Gastwirtschaft in Sicht. Nach einer ausgiebigen Rast beginnt die letzte Etappe der Wanderung. Zur Rechten befinden sich die Gipfel von Feldberg und Seebuck. Wie viele Schwarzwälder Bergkuppen wurden sie vor einigen hundert Jahren zwecks Weidewirtschaft gerodet. Starker Wind und niedrige Temperaturen taten ein Übriges. Heute sind die kahlen Kuppen ein unverkennbares Merkmal der Gegend. Während des Sommers werden einige von ihnen noch beweidet. Im Winter sind sie ein beliebtes Ausflugsziel für Wintersportenthusiasten aller Art.

Der schönste Ausblick der Wanderung bietet sich ganz zum Schluss auf dem Stübenwasengipfel. Mit 1389 Metern überragt er die meisten umliegenden Berge. Die Abendsonne taucht das Land in orangefarbenes Licht. Eiskristalle schimmern auf der weitläufigen Schneedecke. Ein Schneeschuhläufer nutzt die letzten warmen Sonnenstrahlen und stapft durch den Tiefschnee. Hinter ihm erstreckt sich ein Meer aus Wäldern und Wiesen. Goldgelbe Wolken ziehen über den tiefblauen Himmel. Am Horizont reihen sich die Gipfel der Alpen aneinander. Ihre zackigen Silhouetten krönen das Schwarzwaldpanorama. In den Tälern der REGIO liegt bereits der Nebel und verkündet den Einbruch der Nacht. Am Parkplatz angekommen, ist das Glitzern des Schnees erloschen. Doch der aufziehende Sternenhimmel tröstet darüber hinweg.

Info

Länge: 13,9 km
Dauer: ca. 4,5 Stunden
Aufstieg: 332 m
Niedrigster Punkt: 1104 m
Höchster Punkt: 1389 m

Einkehr Tipp

Todnauer Hütte

Todtnauer Hütte
Die Geschichte des gemütlichen Berggasthofs reicht bis ins Jahr 1583 zurück. Was als Viehwirtschaft begann, zählt heute zu den beliebtesten Einkehrmöglichkeiten im Hochschwarzwald. Sowohl die Terrasse als auch der Wintergarten bieten eine großartige Aussicht. Bei Glühwein, heißer Schokolade und hausgemachter Torte kommen große wie kleine Wanderer auf ihre Kosten.

Info
Todtnauer Hütte
Todtnauer Hüttenstraße 2
79868 Feldberg
Tel.: 0 76 76/3 73
www.todtnauer-huette.de

Fotos: © Jakob Steiner