Wellenreiten per Velo: Radtour auf dem Tuniberg Höhenweg Freizeit | 30.08.2020 | Stella Schewe

Tuniberg Höhenweg

Für einen 312 Meter hohen Bergrücken klingt der Begriff „Höhenweg“ ganz schön selbstbewusst. Hinzu kommt: Er ist gerade mal 14,5 Kilometer lang. Doch die Strecke wurde neu ausgeschildert und mit Start in Freiburg wird daraus eine schöne Fahrradtour.

Das Beste daran: keine langen Anstiege, keine langen Abfahrten. Kaum muss man ein Stück nach oben strampeln, führt der Weg über eine Kuppe und mit einem freudigen „Yippie!“ lässt es sich entspannt und mit Tempo wieder nach unten rollen. Und natürlich Schwung nehmen für den nächsten kleinen Anstieg. Wie Wellensurfen, nur auf dem Land – macht enorm viel Spaß! Vor allem an diesem Sommertag, wo weiße Schäfchenwolken über den blauen Himmel ziehen und immer wieder für Schatten und ein bisschen Abkühlung sorgen, zusammen mit dem herrlich frischen Wind.

Doch der Reihe nach: Damit aus der Tour eine runde Sache wird, ist Startpunkt in Freiburg. Von der Kronenbrücke aus geht es, auf Freiburgs Radschnellweg FR1, an der Dreisam entlang flussabwärts Richtung Umkirch. Vorbei an Lehen und bald danach links ab, auf die hohen, modernen Häuser am Ortseingang des kleinen Nachbarorts von Freiburg zu. Ab hier heißt es: der Radweg-Beschilderung nach Breisach folgen; kreuz und quer durch ein Wohngebiet, am Edeka-Markt und dem Heuboden-Hotel vorbei und dann auf einem nagelneuen Radweg ins Dörfchen Gottenheim.

Tuniberg

Kurz nach oben strampeln und dann lässig wieder nach unten rollen –Radeln auf dem Tuniberg-Höhenweg ist ein beständiges Auf und Ab.

Hier, in der Ortsmitte, führt das erste Tuniberg-Höhenweg-Schild Radler wie Wanderer von der Straße weg nach oben. Zum Wandern eignet sich der Weg zwischen Gottenheim und Munzingen nämlich auch. Die schönste Zeit dafür ist, genau wie für die Radtour, der Herbst und der Frühling, viel Schatten gibt es auf dem Weg nämlich nicht.

Weit übers Land

Dafür aber jede Menge herrlicher Ausblicke weit übers Land. Damit man sie problemlos findet, wurden kürzlich rund 100 neue Schilder aufgestellt: Mit grünem Rand und der Aufschrift „Tuniberg Höhenweg“ weisen sie den Weg. Initiiert und mit 4000 Euro sowie viel ehrenamtlichem Engagement unterstützt, wurde die Aktion vom Verein Tuniberg Wein. Dessen Vorsitzender Günter Linser sah dringenden Handlungsbedarf. „Vorher war das ja ein altes Leiden“, erzählt er. „Wenn man unterwegs war, wusste man nie genau: ‚Bin ich jetzt noch auf dem Weg oder nicht?‘ Das war ein einziger Wirrwarr.“

Doch damit ist jetzt Schluss – gut so, findet der Winzer, denn: „Das Tolle an dem Weg ist ja, dass er immer auf dem Höhenkamm entlangführt. Auf der einen Seite der Schwarzwald, auf der anderen das Rheintal, die Vogesen, und der große Bruder des Tunibergs, der Kaiserstuhl. Was für eine Vielfalt!“ Einen ersten Vorgeschmack gibt es gleich hinter Gottenheim: Der Blick über sattgrüne Streuobstwiesen bis zu den Vogesen lässt den Anstieg glatt vergessen – und das zieht sich durch, die gesamten 14,5 Kilometer lang.

Immer wieder scheint der Weg direkt in den Himmel zu führen. Rechts und links das Grün der Reben, oben über dem grauen Asphalt strahlendes Blau, sonst nichts. Bis man es über die Kuppe geschafft hat und staunend die nächste Aussicht genießt: schon bald auch nach Osten, wo sich mit Kandel, Rosskopf, Schauinsland, Belchen und Blauen die Schwarzwaldgipfel wie Perlen an einer Schnur reihen – einer schöner und majestätischer als der nächste. Davor Rebhügel und in der Ebene Freiburg mit seinem Münster.

Apropos Münster: Entlang der Strecke gibt es Stellen, von denen aus gleich zwei Münster zu sehen sind. Auf der einen Seite das Freiburger und, weit im Westen, das Breisacher Stephansmünster. Einer dieser Punkte ist kurz vor dem metallenen Tunibergkreuz, das am Wegrand hoch in den Himmel ragt. Errichtet wurde es 1992 aus Protest gegen die Pläne der Stadt Freiburg und des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald, die damals nach einem weiteren Standort für eine Restmülldeponie suchten und ein Fleckchen unweit des Kreuzes in Erwägung zogen. Das jedoch stieß auf erbitterten Widerstand der Bewohner dieses schönen Landstrichs, darüber informiert ein Schild vor dem Kreuz. Eine Bürgerinitiative gründete sich und konnte „mit Leidenschaft und vielen guten Argumenten die Müllkippe im Tuniberg abwenden“.

Erentrudis- kapelle

Ziel der Tour ist die oberhalb von Munzingen gelegene Erentrudiskapelle.

Ein paar Asphaltwellen weiter taucht rechts in der Ebene das türkisblaue Wasser des Niederrimsinger Sees auf. Wer eine Pause braucht: Der Rastplatz auf dem Attilafelsen ist nicht zu übersehen, auch dank des großen, an Hollywood erinnernden Schriftzugs im Weinberg. Bald darauf ist mit dem Aussichtspunkt „Auf dem Berg“ der mit 312 Metern höchste Punkt des Kalkstein-Bergrückens erreicht, und nur einen Kilometer weiter mit der Erentrudiskapelle oberhalb von Munzingen der Schlusspunkt des Höhenwegs. Die Kapelle, die auch die Radwegschilder ziert, gilt als Wahrzeichen des Tunibergs und wurde als Feldkapelle schon um das Jahr 1000 herum für Wallfahrten genutzt. Gewidmet ist sie der heiligen Erentrudis, der Schutzpatronin von Salzburg. Ein letzter, hinreißender Blick weit übers Land, dann heißt es nur noch: bequem bergab rollen. Hinunter nach Munzingen und von dort über Tiengen und Opfingen zurück nach Freiburg. Alles in allem eine runde Sache!

INFO

Dauer: ca. 3 Stunden
Länge: 50 km
(Tuniberg Höhenweg: 14,5 km)
Auf- und Abstieg:
je 300 Höhenmeter

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Einkehrtipp

Griestal-Strauße

Greistal-Strauße

Wer nicht hungrig zurück nach Freiburg radeln mag, kann an der Kirche in Opfingen ins Griestal abbiegen. Nach rund drei Kilometern künden die vielen geparkten Fahrräder und Autos davon, dass ein Stopp hier lohnt. Über Flammenkuchen, Brägele, Schnitzel, Bibeleskäs oder die leckeren Hofspätzle mit frischen Kräutern, Rucola, Kirschtomaten, Champignons und Räucherlachs freuen sich Radler wie Wanderer gleichermaßen, ebenso über die feinen, von Rainer Linser und seine Frau Agniecszka selbst gemachten Säfte, Weine und Schnäpse.

Info

Griestal 2
79112 Freiburg, Opfingen
www.griestal-strausse.de
Öffnungszeiten:
Mo. bis Fr. von 17 bis 24 Uhr,
Sa. von 15 bis 24 Uhr,
Sonn- und Feiertage von
12 bis 24 Uhr

Fotos: © ste