Das perfekte Wochenende in: Cinque Terre Reise-Special | 30.01.2022 | Reinhold Wagner

Cinque Terrre Monterosso al Mare: Idealer Ausgangspunkt für Wanderungen.

Fünf kleine, malerische Dörfer, die sich eng an den Fels schmiegen wie Schwalbennester, das sind die Cinque Terre: Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore. Gerade einmal 80 Kilometer vom betriebsamen Genua entfernt, finden Naturliebhaber an der ligurischen Küste, der „Riviera di Levante“, ein Idyll vor, das den Vergleich mit der Amalfiküste kaum zu scheuen braucht. Nur geht es hier noch mit deutlich weniger Trubel zu.

Cinque Terre

Halbinsel ums Hafenbecken: Vernazza gilt als schönstes der fünf Dörfer.

Man sollte es nur meiden, mit dem Auto bis in die letzten Winkel anzureisen, denn Parkplätze sind vor Ort Mangelware – und meist ausschließlich den Anwohnern vorbehalten. Am besten, man lässt es gleich in Monterosso, dem größten der „fünf Erden“, stehen. Dort gibt es auch den einzigen großen Strand und somit reichlich Bade- und Flaniermöglichkeit.

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Der blaue Wanderweg verbindet alle fünf Dörfer.

In einer gänzlich anderen Welt befindet man sich, hat man erst die erste Etappe bis nach Vernazza hinter sich gebracht – im Idealfall zu Fuß, wahlweise aber auch per Boot oder mit dem Zug. Das ist nämlich das Schöne an der ganz eigenen Welt der Cinque Terre: Man braucht das Auto vor Ort gar nicht. Die Bahn verbindet die fünf abgeschiedenen Orte und ihre Nachbarn mehrmals pro Stunde und hält überall – auf direktem Weg von Levanto bis La Spezia. Und der Schiffsverkehr erfüllt zudem noch den Traum, die grandiose Kulisse mit etwas Abstand vom Meer aus zu betrachten.

Wer schlau ist, nimmt sich gleich von Anfang an eine „Cinque Terre Card“, mit der man die Halbtags- oder Tagesausflüge entlang der traumhaft gelegenen Wanderwege jederzeit beliebig abbrechen und auf die Bahn umsteigen kann, so oft Bedarf besteht. Das macht Sinn, denn sowohl das Wetter kann einem einen Strich durch die Rechnung machen als auch mitunter einzelne Teilabschnitte, die man sich vorgenommen hat. Dazu gehört – leider! – sehr häufig die beliebte „Via dell’Amore“, der „Liebespfad“ oder „Pfad der Verliebten“, zwischen Manarola und Riomaggiore. Obgleich er dem Meer recht nahe, bestens ausgebaut und eigentlich sehr einfach zu begehen ist, wird er oft von Erdrutschen und Felsabstürzen heimgesucht und ist dann erst einmal wieder über Jahre hinweg unpassierbar.

Cinque Terre

Typisch für das 1700-Seelen-Dorf Monterosso: Die kleinen Straßencafés und Restaurants.

Anders verhält es sich mit den Steilhängen südlich von Riomaggiore. Wer bis hierher noch der Ansicht war, das Promenieren entlang der angelegten Pfade auf zumeist halber Höhe zwischen Meer und Bergkamm sei ein lockerer Spaziergang, wird spätestens hier eines Besseren belehrt. Kaum mehr als einen Tritt breit, abgeschirmt von wackligen Holzgeländern und nach oben wie nach unten senkrecht aufsteigend beziehungsweise abfallend – die Pfade hier verdienen höchste Aufmerksamkeit mit jedem Schritt. Dafür aber entlohnen die Ausblicke, die an manchen Stellen nahezu die gesamte Cinque Terre ins Sichtfeld rücken.

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Traditionelle Fischerboote im kleinen Hafen von Riomaggiore.

Hier wird besonders deutlich, weshalb die UNESCO das ganze Ensemble 1997 unter ihren Schutz stellte: die pittoresken Ortschaften ebenso wie die Felslandschaft und die maritime Zone davor. Hoch über dem Meer gelegen, befindet sich am steilsten Wegabschnitt hinter Riomaggiore denn auch ein Stützpunkt der Naturschützer und Vogelbeobachter, der Info-Material für Interessierte bereithält.

Hat man den Abstieg hinunter in die Dörfer geschafft, weiß man in aller Regel, was man geleistet hat. Und ist froh, wieder befestigten, sicheren Boden unter den Füßen zu haben. Zum krönenden Abschluss ein belebendes Bad im Meer? Durchaus machbar. Nur nicht wundern, wenn es dazu nochmals weitere 100 Stufen abwärts geht. Aber das ist man dann ja bereits gewohnt …

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Riomaggiore ist das östlichste Dorf der Cinque Terre. Bis heute sind die mittelalterlichen Turmhäuser erhalten.

Die Abende gestalten sich fast wie von selbst als regenerative Quellen. Dann heißt es nur noch: Genießen, den Tag ausklingen lassen, die Füße hochlegen und frische Energie für den nächsten Tag sammeln. Ob das bei einem Gläschen Sciacchetrà und frischem Fisch oder einer Portion der typisch ligurischen Pasta-Variante „Troffie al pesto“ geschieht, zwischen mittelalterlichen Türmen und Burgmauern, bunten Häuserfassaden oder am kleinen Fischerhafen mit Blick auf die sich stapelnden Boote und das weite Meer – es dürfte niemandem schwerfallen, hier seinen ganz persönlichen Lieblingsplatz zu finden.

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Das Dorf Corniglia mit seinen knapp 250 Einwohnern liegt hoch über dem Meer und ist ein echter Geheimtipp.

Über die Essensreste freuen sich anschließend die Möwen und Katzen, die nahezu allgegenwärtig sind. Und in der Nacht versammeln sich schon Mal Geckos um die schmiedeeisernen Straßenlaternen, um ahnungslos vorbeifliegende Nachtschwärmer – in diesem Fall sind es meist Falter – zu erhaschen.

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Malerische Gassen in Monterosso.

Als typische Souvenirs kommen – neben eingelegten Oliven, Grappa, Öl und Limoncello – insbesondere Pasta wie die zu kleinen Röllchen gedrehten Troffie, Tee- und Kräutermischungen oder auch Bier- und Weinflaschen in Frage, deren Etiketten mit berühmten Persönlichkeiten einen hohen Sammlerwert aufweisen. Die Besonderheiten und Facetten der Region werden von Künstlern und Handwerkern gerne in Bildern, Skulpturen oder Schmuck- und Deko-Artikeln festgehalten und machen sich zu Hause gut an den Wänden oder auf dem Fenstersims. Während die Blasen an den wundgelaufenen Füßen irgendwann vergehen, bleibt so stets die lange währende Erinnerung an die einzigartige und doch so verletzliche Natur und ihre Erschließung durch den Menschen in Haus-, Wein- und Ackerbau bis hin in die allerletzten Winkel.

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Manarola ist der älteste Ort der Cinque Terre. Die Grundsteinlegung der Kirche San Lorenzo ist auf das Jahr 1160 datiert.

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