Das perfekte Wochenende in Weimar Reise-Special | 31.05.2021 | Lars Bargmann

Weimarer Republik, Weimarer Klassik, Geburtsort des Bauhaus: Die heute rund 65.000 Einwohner zählende kleine Stadt in Thüringen ist ein geschichtliches Schwergewicht in Deutschland und auch in Europa. Ein Stadtbummel.
Seite an Seite stehen sie da, auf dem Theaterplatz, die bronzenen Standbilder von Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller, gemeinsam einen Lorbeerkranz haltend. Vor jenem 1798 eröffneten Deutschen Nationaltheater, in dem 1919 die Nationalversammlung die Weimarer Reichsverfassung verabschiedete, weswegen hernach – nach dem damit zementierten Ende der Monarchie – das parlamentarische Deutschland als Weimarer Republik weltbekannt wurde. Bis 1933. Was dann kam, wissen Sie, was dann kam, ist aber auch heute in Weimar zu besichtigen. Etwa das Gauforum.

Literarisch: Goethe-und-Schiller-Denkmal vor dem Nationaltheater.
Vom Goethe-Schiller-Denkmal ist es nicht weit zu deren Wohnhäusern, die heute Museen beherbergen. Schiller starb 1805 in seinem Haus, Goethe 1832 in dem seinen, im Sessel sitzend. Die größte Kirche Weimars, St. Peter und Paul, wird im Volksmund nur Herderkirche genannt, weil auch Johann Gottfried Herder in Weimar gewirkt hat, wo er zwei Jahre vor Schiller starb. Die Grabplatte liegt im mittleren Schiff des Gotteshauses. Goethe, Herder, Schiller und Christoph Martin Wieland bilden das Viergestirn der Weimarer Klassik. Ihretwegen schrieb Weimar, das kleine Dorf an der Ilm, ein gewichtiges Kapitel der europäischen Kulturgeschichte.
Es wird Zeit für einen Kaffee auf der Terrasse des berühmten Hotel Elephant am Markt, der guten Stube der Stadt, auf dem die Händler Obst und Gemüse, Thüringer Rostbratwurst, Kunsthandwerk und Blumen anbieten. Der Blickfang – jenseits des Neptunbrunnens – ist aber nicht das Hotel, auch nicht das neogotische Rathaus, sondern das Cranachhaus, in dem unten das zauberhafte Theater im Gewölbe seine Spielstätte hat, in der vor allem die Werke der beiden großen Dichterfürsten auf dem Spielplan stehen. Die linke Hälfte des farbenfrohen Renaissancebaus ist benannt nach Lucas Cranach d. Ä., dessen Schwiegersohn Nikolaus Gromann es erbaut hatte.

Neogotisch: Das Rathaus dominiert den quadratischen Marktplatz.
1919 ist nicht nur wegen der Verfassung, sondern auch in der Baukultur ein ganz besonderer Jahrgang in Weimar. Denn damals wurde die Weimarer Kunstschule mit der 1907 von Henry van de Velde gegründeten Großherzoglich Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar vereinigt, aus beiden gründete der Architekt Walter Gropius das Staatliche Bauhaus als Hochschule für Gestaltung – ausgerechnet im klassischen Weimar. 100 Jahre später, im April 2019, wurde das Bauhaus Museum Weimar eröffnet, zu sehen sind in dem mausgrauen Betonklotz (Architektur: Heike Hanada, Benedict Tonon) nicht zuletzt 168 Stücke aus der Gropius-Sammlung.

Das neue Bauhaus-Museum liegt an einem kleinen Park.
Raus ins Grüne, mit den Rädern in den Park an der Ilm, wo das schlichte Gartenhaus von Goethe, sein erster Wohnsitz in Weimar, Besucher anlockt, wo mit dem 1923 gebauten Haus am Horn der erste – und einzige – Weimarer Bauhaus-Bau steht. Auch der Park ist Teil des UNESCO-Welterbes „Klassisches Weimar“, und guten Argumenten dafür begegnet man auf dem fast 70 Fußballfelder großen Areal zahlreich. Ein schöner Aussichtspunkt ist das Löwenkämpferportal.

Idyllisch: Das Reithaus im Park an der Ilm.
Wer über die Kegelbrücke radelt, der könnte noch kurz einen Abstecher in die Luthergasse machen. Es gibt dort zwar gar nichts Besonderes zu sehen, aber in dieser Gasse ist das Weihnachtslied „O du fröhliche“ entstanden. Zurück am Markt gibt es noch einen Weißwein auf der Terrasse und -später Thüringer Klöße mit Rinderroulade im Elephantenkeller. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Hotel zehn Jahre lang zweckentfremdet. Es wird Thomas Mann zugeschrieben, dass es 1955 wieder öffnen konnte.

Auch im beschaulichen Weimar gibt es Zeugnisse antifaschistischen Widerstands.
Als Mann, der das Hotel in „Lotte in Weimar“ verewigt hatte, zur Verleihung des Schillerpreises in die Stadt kommen sollte, schrieb er, man möge ihm ein Zimmer im Elephant reservieren. Er war der Erste, der sich ins Gästebuch eintrug.
Fotos: © iStock.com/Cora Müller, ivanadb,marako85; bar Illustrationen: freepik.com/katemangostar, iStock.com/Meinzahn, taikrixel; bar