Artik ins Schmitz Katze: Zuversicht trotz unsicherer Finanzen STADTGEPLAUDER | 10.12.2016

Schmitz Katze macht dicht. In der Silvesternacht öffnet der Club zum letzten Mal seine Türen. Das bestätigt Vermieter Christian Pertschy dem chilli. Ein Nachmieter ist gefunden: Dem Artik liegt der Mietvertrag seit Mittwoch vor, die Unterschrift könnte kommende Woche folgen. Für Bürgermeisterin Gerda Stuchlik gibt’s daran keine Zweifel mehr. Die Schmitz-Katze-Chefs bitten indes um eine zweite Chance.

Schmitz Katze vor dem Aus

Vor dem Aus: Noch lauert die schwarze Katze am Hofeingang des Geländes.

„Schön, dass es nun endlich wahr wird“, sagt Jugendbürgermeisterin Gerda Stuchlik dem chilli. Die Erleichterung ist ihr anzumerken. Wenn alles klappt, kann die junge Kunst- und Kulturinitiative Artik Mitte Januar in die Haslacher Straße ziehen. Die Sache ist fast in trockenen Tüchern: „Wir sind absolut auf der Zielgeraden“, sagt Artik-Geschäftsführer Konstantin Rethmann. Christian Pertschy, Leiter der Jazz- und Rockschule Freiburg, hat ihm Mittwochabend den Mietvertrag geschickt.

Nun geht es darum, letzte Details zu klären, sagt Rethmann. Insbesondere das Finanzielle macht ihm Sorgen: Die im Raum stehende Miete übersteige die Möglichkeiten seines Vereins. Rund 18.000 Euro im Jahr habe das Artik für Mietkosten. Also 1500 Euro im Monat. Ohne eine kurzfristige finanzielle Unterstützung durch die Stadt, stehe der Vertrag auf wackeligen Füßen. Also hat Rethmann spontan Stuchlik um Hilfe gebeten.

Ob das möglich ist? Die Bürgermeisterin bleibt vage: „Ich glaube nicht, dass es unüberschaubare Summen sind.“ Ein rascher Vertragsabschluss ist ihr wichtig. Dann wolle man sich in Ruhe anschauen, welche Beträge in Raum stehen. Für Montag, 12. Dezember, hat sie ein Treffen mit Fraktionsvertretern und dem Artik angesetzt.

Im Vorfeld dessen hat der aktuelle Chef von Schmitz Katze, Ulf Syring, mit seiner Kollegin Michelle Gänswein den Gemeinderatsfraktionen einen Brief geschickt. Darin bitten Sie um eine zweite Chance für Schmitz Katze. Das Angebot solle kulturell vielfältiger und weniger feierlastig werden. Zuletzt habe man schwarze Zahlen geschrieben, heißt es in dem Schreiben. Zudem seien die Räumlichkeiten für das Artik zu klein. Das habe der Verein ihnen mitgeteilt. Auch finanziell würde das Ganze die Möglichkeiten des Artik sprengen.

Konstantin Rethmann

Kämpferisch: Konstantin Rethmann spricht im Mai bei der Parade #FreiburgerFreiräume.

Fürs Artik sind die Finanzen in der Tat ein Knackpunkt. Einen Betriebskostenzuschuss von 64.000 Euro bekommt er jährlich von der Stadt. Der nächste Doppelhaushalt wird erst im Mai verabschiedet. Was aus dem Zuschuss wird, ist unklar. Zumal der Haushalt schwierig wird, wie man aus dem Rathaus hört. Für Rethmann eine Zwickmühle: Schließlich soll Artik jetzt einen Vertrag unterschreiben, ohne zu wissen, wie es langfristig um die Finanzen steht.

Die Lage ist ohnehin brisant: Schmitz Katze ist fürs Artik die vielleicht letzte Chance seine Existenz zu retten. Seit April ist der Verein im Exil. Zudem fällt mit Schmitz Katze ein weiterer Laden dem Freiburger Clubsterben zum Opfer. Auf dessen Facebookseite wird das Rathaus dafür mitverantwortlich gemacht: Die Stadt setze dem Artik „die Pistole auf die Brust“. So sei dem Verein gesagt worden: „Entweder ihr nehmt der Katze ihren Lebensraum oder ihr seid selber nicht mehr lebensfähig!“ Die beiden seien gegeneinander ausgespielt worden, so der Vorwurf. Dabei hätte man sich eine Koexistenz gewünscht.

Für Rethmann ist wichtig, in der Haslacher Straße erstmal einen Fuß in die Tür zu bekommen. Stück für Stück wolle man sich dort entwickeln. Denn klar ist: Allein die Räumlichkeiten von Schmitz Katze – also Auditorium und Hörbar – genügen dem Artik nicht. Büroräume, Lagerfläche, Seminarräume und ein Tonstudio sind über kurz oder lang gewünscht. So soll auch der Innenhof vor Schmitz Katze eingebunden werden. kulturpark-Vermieter Jürgen Lange-von Kulessa ist dafür zuständig. „Wir sind dankbar für jede kreative Idee“, sagt Kulessa. Ein Konzept des Artik kenne er noch nicht. Liege das vor, werde es geprüft. „Das muss sich gut in die Wohngemeinschaft einpassen“, sagt Kulessa. Schließlich seien fünf Anrainer vor Ort.

Schmitz Katze vor dem Aus

In Seenot: Das Banner am Eingang zu Schmitz Katze spricht Klartext.

Text & Fotos: Till Neumann

(Die Redaktion hat den Artikel am 12. Dezember aktualisiert. Ergänzt wurden die Infos zum Schreiben der Schmitz-Katze-Chefs an die Gemeinderatsfraktionen.)