Motten raus: Natürlich gegen die Schädlinge im Schrank Gesundheit | 22.02.2020 | Stefan Pawellek

Motte

Ein Loch im Lieblingspullover aus Kaschmir oder spinnwebenartige Stellen in der Mehlpackung – da liegt der Verdacht „Mottenbefall“ nahe. Doch keine Panik: Man kann die Schädlingsplage im Kleider- oder Vorratsschrank mit Nützlingen bekämpfen.

Kleider- oder Pelzmotten gehen in der Tat am liebsten an die schönen, teuren Kleidungsstücke und nie an Jogging-Socken. Gartenbautechniker Ulrich Büsing weiß den Grund: „Kaschmir oder reine Schafwolle sind ein Naturprodukt – das ‚schmeckt’ den Kleidermotten besser als Gewebe, in denen Kunstfasern verarbeitet sind – wie eben in Sportsocken.“ Büsing ist einer der Geschäftsführer der Sautter & Stepper GmbH in Ammerbuch. Das Unternehmen hat sich wie einige andere auch auf die Züchtung von Nützlingen spezialisiert. Mit deren Hilfe kann man diversen Mottenarten auf natürlichem Wege den Garaus machen.

Kleider- oder Pelzmotten heißen auf Lateinisch Tineola bisselliella oder Tinea pelionella. Unter den Lebensmittelmotten gibt es solche, die auf Dörrobst stehen und fachlich Plodia interpunctella genannt werden, und Mehlmotten, die auf Lateinisch Ephestia kuehniella heißen. Wer einmal im Kleider- oder Vorratsschrank einen Befall festgestellt und sich über den Schaden geärgert hat, kennt die nun anstehende Großaktion. Doch um auch die Nachkommen der Schädlinge sicher zu vertreiben, reicht putzen alleine nicht.

Natürliche Helfer im Kampf gegen Motten sind Schlupfwespen, lateinisch Ichneumonidae. Das sind winzige Insekten – mit etwa 0,3 Millimeter nur so groß wie etwa ein Komma oder ein i-Tüpfelchen dieses Textes. Sie krabbeln, stechen oder beißen nicht und sind für Menschen absolut ungefährlich. Schlupfwespen lassen Lebensmittel oder Kleidung links liegen, sie „mögen“ Motten. Da heute weder Lebensmittel noch Kleidung – wie es früher üblich war – chemisch geschützt oder mit für Motten unverträglichem Gas besprüht werden, sind Schlupfwespen eine ideale Alternative zu chemischen Insektengiften.

Mottenkarte

Motten in Kleider- oder Vorratsschrank kann man mit Schlupfwespen zu Leibe rücken. Die lassen sich bestellen und kommen auf einem Kärtchen per Post ins Haus.

Und so funktioniert es: Die weiblichen Schlupfwespen legen ihre Eier in die Eier der Motten. Sobald die Larve der Schlupfwespe schlüpft, frisst sie das fremde Ei der Motte. Die Schlupfwespe wird nun ein ausgewachsenes Insekt und kann von da an zur Schädlingsbekämpfung beitragen. Praktisch ist es so: Schlupfwespen-Eier fressen Motten-Eier, damit ist das Mottenproblem an der Wurzel gepackt. Wenn irgendwann alle Motten-Eier vertilgt sind, finden die Schlupfwespen keinen „Wirt“ mehr, sie gehen ein: Das Thema Motten contra Schlupfwespen hat sich also von selbst erledigt.

 

„Pheromon-Test“ beweist Ende des Befalls

 

Um ganz sicher zu sein, dass sich keine Motten mehr im eben noch befallenen Haushalt befinden, kann man den „Pheromon-Test“ machen: Man kauft Karten, auf denen sich das Sexualhormon Pheromon befindet. Dieses zieht männliche Motten magisch an. Bleibt die Karte „sauber“, also ohne gefangene Mottenmännchen, dann ist man die Plage los.

Ein Einsatz Schlupfwespen contra Motten ist für den Normalverbraucher unkompliziert: Man bestellt für rund 30 Euro dreimal hintereinander, im Abstand von drei Wochen, eine Karte, auf der Schlupfwespenlarven befestigt sind, und legt sie in den befallenen Bereichen aus. Da aber sowohl Schlupfwespen wie auch Motten in unterschiedlichen Wellen schlüpfen und daher in unterschiedlichen Stadien auftreten, muss nachgelegt werden. Gewöhnlich, so Ulrich Büsing, ist nach neun Wochen die Mottenplage beendet und die Arbeit der winzigen Schlupfwespen getan.

Bevor man eine solche Aktion startet, sollte man Kleiderschrank, Kommode, Garderobe säubern, den Teppichboden ebenso. Denn Kleidermotten leben gern in winzigsten, unzugänglichen Ritzen: Ein bisschen aufstöbern oder einige vorab ausmerzen hilft den Schlupfwespen bei ihrer Arbeit. Kleidermotten mögen ruhige Orte, keinen Luftzug. Schränke sind optimal für sie. Auch unter niedrigen Möbelstücken wie Sofa oder Kommode oder in Teppichen sind sie zu finden. Hier sollte man vor allem die Ränder überprüfen.

Kleidermotten mögen das in Tierhaaren enthaltene Eiweiß Keratin. Daher sind sie wild auf alles, wo sie Keratin finden: Pelz, Wolle, Leder, Filz, aber auch Mischgewebe mit Wollanteil. Synthetische oder pflanzliche Fasern sind nicht ihr Ding. Mit ein bisschen Systematik und der Unterstützung von Schlupfwespen kann man einer Mottenplage Herr werden. Bis zum nächsten Mal, wenn diese flatterhaften Tiere das Haus heimsuchen. Aber dann ist klar, dass es effektive Helfer gibt: Schlupfwespen.

 

Fotos: © iStock/ConstantinCorne, Stefan Pawellek