„Extrem entwickelt“: Freiburg erlebt ein Drum’n’Bass-Revival Kultur | 08.09.2022 | Till Neumann

Kommt nach Freiburg: Der Österreicher von TR Tactics legt im E-Werk auf

Rund um die 2000er-Jahre war Drum’n’Bass groß in Freiburg. Dann wurde es ruhiger. Doch seit einigen Jahren lebt die Szene wieder auf. Auch das junge Label „Fresh Life“ will das Genre pushen: Deswegen veranstaltet es im September eine aufwendige Party zusammen mit dem E-Werk.

Vor zwei Jahren haben sich drei Freiburger DJs zusammengetan, um der Uptempo-Breakbeat-Musik mehr Reichweite zu verschaffen. Als Fresh Life Records verlegen Jeremy Schenk, Tim Fallert und Michael Hurst Acts aus der Region und darüber hinaus. „Wir wollen Produzenten eine Plattform geben“, sagt Schenk. Der 23-Jährige hat mittlerweile Kontakte in die Ukraine, die USA und nach Indien.

Relikt: Flyer einer Drum’n’Bass-Party

Anfang der 2000er-Jahre sei Drum’n’Bass groß gewesen, erinnert er sich. Im Crash oder im Palladium seien legendäre Partys gestiegen. Gegen 2010 habe Dubsteb dominiert. Um aufwendigere Partys zu erleben, mussten Fans in andere Städte fahren. Doch seit fünf, sechs Jahren lebe die Szene in Freiburg wieder auf. Rund 50 Events hat Schenk mit seinem Kollektiv Vag Crew veranstaltet. 280 bis 300 Leute seien dabei am Start. „Das hat sich extrem entwickelt“, sagt der Freiburger.

„Überwundene Durststrecke“

Rund zehn bis zwölf Crews und Kollektive mit etwa 50 auflegenden Menschen, zählt Dennis Schwaiger in Freiburg. Er legt selbst seit rund zehn Jahren als Dubisfaction auf. Er würde „über den Daumen gepeilt 100 bis 150 Menschenals Kernszene bezeichnen“, etwa das Doppelte gebe es an fluiderem Puplikum. Oft seien das Studierende oder Auszubildende die nach drei Jahren wieder wegziehen. Ob die Szene ein Comeback erlebt? „Jaein“, sagt der DJ. „In meiner Wahrnehmung war die DnB-Szene in Freiburg nie ganz verschwunden.“ Man müsse aber durchaus sagen, dass in den letzten drei Jahren wieder ein frischer Wind aufkam. Für den seien viele leidenschaftlichen Raver*innen und DJs verantwortlich. Schwaiger meint: „Ich würde daher eher von einer überwundenen Durststrecke sprechen.“

Am 16. September wagt das Label Fresh Life Music in Kooperation mit dem E-Werk den Schritt raus aus Ravetunnels und Kellern: Im großen Saal des E-Werk steigt die Fresh-Life-Party. Als Mainact ist TR Tactics aus Österreich angekündigt, flankiert von sieben lokalen Crews. Dazu gibt es Visuals von Calvin Herchenbach.

Auch Sofie Anton vom E-Werk sieht ein Revival: „Die Drum and Bass-Szene in Freiburg floriert seit einigen Jahren.“ Es gebe in der Stadt immer weniger Orte für junge Künstler·innen, um ihre Konzepte umzusetzen. „Wir möchten dieser Szene einen Ort anbieten“, sagt die Produktionsleiterin. Das E-Werk habe in den 00er-Jahren regelmäßig Elektropartys veranstaltet. Doch das sei zurückgegangen. Die Kooperation sei die erste Veranstaltung seit längerem mit einem jungen Kollektiv der Freiburger Subkulturszene.

Schenk freut sich über das Vertrauen. Nach vielen Under­ground-Partys gibt es jetzt einen professionelleren Rahmen. Er ist sicher: „Das wird sehr krass.“

Foto: © Amina Mosley

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